Rekord: 317 Kilo in einem Jahr! Er ist der Pilz-König von Gstaad! Bert Inäbnit hat im letzten Jahr unglaubliche 317 Kilogramm gesammelt – beachtlich, wenn man bedenkt, dass die Tourismusregion monatelang unter Schnee begraben liegt. «Dieses Jahr hatten wir einen zu trockenen Sommer», sagt er, «2025 werde ich diesen Rekord wohl nicht brechen können.» Die Eierschwämmchen, Steinpilze und Morcheln verzehrt er – wenig verwunderlich angesichts dieser Menge – nicht mit Ehefrau Nora alleine, sondern liefert einen grossen Teil davon im «Maison Hornberg» in Saanenmösern ab. «Ich finde Pilze fast noch lieber, als ich sie esse», sagt er mit einem Lachen. «Drum passt das.» 

Manchmal bis zu sieben Stunden unterwegs. «Bert ist ein angenehmer Charakter und was Pilze angeht eine Koryphäe», umschreibt 13-Punkte-Küchenchef David Läderach-Ebner den Pilzler. «Ich glaube, wenn er nicht bei uns in der Küche steht, dann ist er ständig unterwegs in Feld und Wald!» Ist er das wirklich? Es gebe schon Wochen, da sei er an fünf Tagen bis zu sechs, sieben Stunden unterwegs: «Je nach Route!», sagt der Pilzler in seinem breiten Berner Dialekt. Es sei sein Sport, das Pilzesammeln. Es halte ihn fit, so der 76-Jährige weiter. Und er gerne in der freien Natur, die er als Geschenk Gottes ansieht. Nicht umsonst ist der vormalige Architekt auch Ornithologe und betreibt das «kleinste Naturmuseum der Schweiz», in dem zig Käfer, Schmetterlinge und Vogelpräparate ausgestellt sind. 

Bert Inäbnit

Bert Inäbnit: Seinen Kursteilnehmern zeigt er die «drittbesten Plätze»!

Steinpilz

Er darf mit, weil er vom Pilzsammler zu 100 Prozent als Steinpilz identifiziert worden ist.

Bert Inäbnit

Der Pilzsammler kennt auch Sorten, die nicht jeder Küchenchef kennt.

«Die drittbesten Plätze.» Einen Lieblingspilz habe er nicht, gibt Bert Inäbnit zu Protokoll. Und eine fatale Verwechslung – mit Bauchweh oder Halluzinationen – habe er auch noch nie erlebt: «Ich lasse lieber mal einen Pilz stehen, wenn ich nicht 100 Prozent sicher bin.» Er ist ein absoluter Fachmann, hat mehrere Bücher zum Thema verfasst und bietet in Gstaad auch Pilzsammelkurse an. Wie geht das, wenn man als Pilzler doch, Ehrensache, die besten Sammelplätze für sich behält? «Ich zeige den Gästen die drittbesten Plätze», sagt er wieder mit einem fröhlichen Lachen. Nicht umsonst lebt er jetzt 21 Jahre in der Region und weiss genau, auf welche Bäume, Steine und Gegebenheiten er achten muss, damit er fündig wird. In seinen Worten: «Ich suche keine Pilze mehr, ich ernte sie.» Und dafür geht er, wie er es von seinem Vater gelernt hat, auch in ganz steile Ecken und Winkel. «Die wären für Neulinge eh zu gefährlich!» 

Bert Inäbnit

Im Rekordjahr 2024 konnte der frühere Architekt über 300 Kilo ernten.

Faustdick & geschmackvoll. Auch Küchenchef David Läderach-Ebner profitiert von Inäbnits Wissen. «Kommt er mit einem Pilz daher, den ich noch nicht kenne«, sagt der Koch aus Österreich, «weiss Bert genau, ob dieser auch roh in einem Salat schmecken könnte.» Dann probieren sie auch mal ein, zwei Gerichte aus. Im «Maison Hornberg» setzt man übrigens ganz exklusiv auf den Pilzsammler: «Auch wenn der Ertrag mal knapp ist – er hat für uns doch immer noch einen Vorrat.» Und welche sind die besten Steinpilze? Ist je grösser, desto besser? «Sie sollten etwa faustdick sein, dann schmecken sie intensivsten», sagt Bert Inäbnit, der noch immer täglich fasziniert ist davon, dass so ein «Schwümm» in gerade mal drei Tagen zu ganzer Pracht aus dem Boden schiesst. Ist ja wirklich fast ein Wunder. 

 

Fotos: HO, Nicolas Zürcher / Kurt Reichenbach