Text: David Schnapp | Fotos: Nik Hunger
Italianità in der Altstadt. Wenn Walter Mazzeo mit seiner roten Vespa T5 (Jahrgang 1985) vor dem Ristorante Gerberstube vorfährt, erinnert die filmreifeSzene einen eher an einem Dorfplatz in Italien als an die hübsche Altstadt von Schaffhausen. Aber der 48-Jährige ist seit vielen Jahren Geschäftsführer der «Gerberstube» und Vespas sind seine heimliche Leidenschaft. Vier Stück des Kultrollers, Made in Italy, besitzt Mazzeo. Sie sind, neben der Gastronomie, schon seit Jahrzehnten ein wichtiger Teil seines Lebens. «Die älteste Vespa ist von 1977, das ist mein Geburtsjahr», sagt der charmante Gastgeber nicht ohne Stolz.
Ein Leben für die Gastronomie: «Gerberstube»-Geschäftsführer Walter Mazzeo.
Kunstvoll renoviert: Saal mit Stuckatur im Obergeschoss.
Gardasee – Schaffhausen. «Ich arbeite schon seit ich 16 Jahre alt bin in der Gastronomie», sagt Walter Mazzeo dann auch noch. Aufgewachsen ist er im Naturpark «Il Cilento» (Campania), zu den Stationen seines gastronomischen Lebens gehören der Garadsee, der Lago Maggiore und seit zwölf Jahren ist es Schaffhausen. Vor fünf Jahren wurde er zum Geschäftsführer der «Gerberstube» ernannt, davor hat er die Eröffnung des Restaurants im Jahr 2013 nach aufwendigen Umbauarbeiten miterlebt. Das Haus konnte zuvor von der Familie Bindella erworben werden und wurde mit grosser Sorgfalt kunstvoll renoviert. So kommen jetzt etwa die lebensbejahenden Rokoko-Stuckaturen aus dem 18. Jahrhundert im Saal im Obergeschoss wunderschön zur Geltung.
«Tutto fatto in casa»: Küchenchef Ignazio Scozzari kocht hausgemachte Tagliatelle.
40 Kilo Pasta pro Woche. In diesem von moderner Kunst und handwerklicher Tradition beseelten Haus, wird durch und durch italienische Gastkultur geboten: «Wir stehen für eine authentische italienische Küche und Qualität im Bindella-Stil», sagt Walter Mazzeo. Selbst das Besteck, sagt der Geschäftsführer, sei aus Silber. Die Spezialität des Hauses ist hausgemachte Pasta, rund 40 Kilogramm davon stellt Küchenchef Ignazio Scozzari jede Woche her – auch als vegane Variante, falls gewünscht. Der gebürtige Sizilianer steht für einen herzhaften Osteria-Stil und bei der Pasta macht er keine Kompromisse. «Tutto fatto in casa», sagt er zur Pasta-Frage. Nur für das Personalessen wird Pasta aus dem Laden (von De Cecco) verwendet.
Magische Einfachheit: «Gnocchi con trito alla mediterranea».
Viel Liebe zum Detail: Skulptur auf dem Weg ins Obergeschoss der «Gerberstube».
Gnocchi oder Tagliatelle. Für die Gäste gibt es dann beispielsweise «Gnocchi con trito alla mediterranea» oder Tagliatelle Calabrese: Dafür braucht es Tomaten, Knoblauch, Peperoncini und einige Streifen Kalbfleisch. Das wird alles kurz angebraten, mit etwas Pastawasser gebunden und zeigt die ganze Schönheit einer Küche, die aus einer knappen Handvoll guter, frischer Zutaten und einer Zubereitung besteht, die so einfach ist, dass auch ein Zehnjähriger daran kaum scheitern kann. Dass am Ende trotz allem dabei grosses geschmackliches Wohlgefühl entsteht, darin besteht die unerreichte Magie dieser Küche.
Verantwortlich für die Italianità: Küchenchef Ignazio Scozzari und Gastgeber Walter Mazzeo.
Nur eine Handvoll Zutaten: Tagliatelle alla calabrese mit frischer Pasta.
Italienische Insel. Eines der schönsten Häuser von Schaffhausen, mit sicherer Hand für Kunst und Stil als Restaurant eingerichtet, ein Geschäftsführer mit viel Erfahrung und ein Küchenchef, dem mediterraner Wohlgeschmack gewissermassen mit dem Blut durch die Adern fliesst: Die Osteria Gerberstube ist an unerwarteter Stelle in einer mittelalterlichen Schweizer Altstadt eine italienische Insel – gut erkennbar an der feuerroten Vespa vor der Tür und der Pasta auf dem Tisch.