Text: Stephan Thomas

Mehr als Spargel. Woran denken Sie, wenn Sie Flaach hören? Wohl zuerst an den Spargel, der unten im Rheinsand wächst. Flaach liegt aber auch in einem Gürtel von Weingemeinden wie Henggart, Dorf und Volken. Besonders von sich reden gemacht hat hier Ueli Kilchsperger. Wie sieht er die Sache mit dem Spargel? «Das ist für uns natürlich eine grosse Chance. Wir beliefern die beiden führenden Spargelbauern fast exklusiv. Aber die Spargelsaison ist kurz, und wir müssen auch den Rest des Jahres durchhalten. Dabei müssen wir oft gegen natürliche Feinde kämpfen. Letztes Jahr haben wir durch Hagel die Hälfte der Produktion verloren. Oft ist es auch der Frost, der uns zusetzt.»

Pioniergeist. Ueli Kilchsperger lässt den Kopf nicht hängen und sucht nach kreativen, ja unkonventionellen Lösungen. Zusammen mit einem Kollegen hat er die Senfkultur kennengelernt, hat in Deutschland Manufakturen besucht. Heute produziert er jährlich an die tausend Gläser Senf, die er ab Hof und bei regionalen Detailhändlern absetzt. «Senf gehört zur Genusskultur wie der Wein.» Dem können wir nur beipflichten. Und bei allem Respekt vor Dijon oder Düsseldorf: Es ist höchste Zeit, auch beim Senf das Heimische zu ehren.

Weingut Kilchsperger, Ueli Kilchsperger, Flaach, ZH

Aussicht in die Ferne: Das Weingut Kilchsperger liegt im Spargelparadies Flaach.

Weingut Kilchsperger, Ueli Kilchsperger, Flaach, ZH

Ueli Kilchsperger führt das Weingut seines Grossvaters weiter.

Fadengerade. Das Hauptgeschäft aber bleibt der Wein. Wir bewundern Kilchspergers Entschlossenheit, fadengerade Weine zu keltern, die nicht nach einem möglichen Kundengeschmack schielen. Das ist umso mutiger, als Kilchsperger hauptsächlich auf die regionalen Weinfreunde setzt, anstatt zum Sturm auf Downtown Zürich zu blasen. Sein Riesling-Silvaner ist in seiner schnörkellosen Klarheit ein seltenes Glück. Dito der Schäumer, der zur Kategorie Extra Brut dosiert ist. Natürlich alles im Haus gemacht, Degorgieren ausgenommen.

Römerwein. Gegründet wurde das Weingut, wie so oft in der Schweiz, in den sechziger Jahren im Gefolge der Güterzusammenlegung. Dabei hat sich Ueli Kilchspergers Grossvater ein Filetstück gesichert: Die Aussicht aus der Adlerperspetive ins Weite ist traumhaft. Seither hat sich vieles geändert: «Damals war der Wein noch fast ein Grundnahrungsmittel. Heute ist er ein Lifestyle-Produkt.». Stolz ist Kilchsperger auch auf seinen Spitzen-Pinot Noir «Invictus», lateinisch für «Der Unbesiegte». Sinnvoll, denn Flaach soll seinen Namen von einem römischen Gutsherr namens Flavius haben. Weil die Römer gemeinhin nicht abstinent waren, hat er vielleicht auch schon Weine vom späteren Weingut Kilchsperger getrunken.

Coup de Coeur: Pinot Noir Invictus 2018
 

Das liegt im Keller: Pinot Noir 2022, Sauvignon Blanc 2022, Chardonnay 2022
 

Drei Chefs mit Kilchsperger-Weinen: Tino Zimmermann in der «Stiva veglia» Schnaus (16 Punkte).  Jörg Peter in der «Stube» Marthalen. Marko Prüstel in der «Autohalle» Andelfingen. 
 

Das passt zusammen: Flaacher Spargel an einer Bärlauchsenf-Vinaigrette zu Sauvignon Blanc.


>> www.kilchsperger.ch


Fotos: HO