Text: Stephan Thomas
Vorsicht, Steillage! Jawohl, in Basel-Stadt gibt es Reben. Und nicht einmal so wenig davon. Auch eine Appellation «Baselstadt AOC» existiert. Tragen darf sie allerdings einzig das Weingut Riehen, das in der Lage «Schlipf» am Tüllinger Berg gegen vier Hektaren bewirtschaftet. «Der Name Schlipf kommt daher, dass die Lage sehr steil ist und immer mal wider Erdreich ins Rutschen kommt. Nicht etwa die Winzer nach reichlichem Weingenuss», sagt Silas Weiss schelmisch. Der junge Winzer führt mit Urs Ullrich und Hanspeter Ziereisen das Gut - ersterer ein bekannter Wein- und Spirituosenhändler in Basel, letzterer ein nicht weniger renommierter Winzer in Efringen-Kirchen ennet der Grenze.
Traubenkocher. Apropos: Die Reben des Weinguts Riehen liegen hart an der Landesgrenze. «So hart, dass ich beim Wenden mit dem Traktor nach jeder Rebzeile einen ganz kurzen Abstecher nach Deutschland mache.» Das dürfte ein Unikum sein in der Schweiz. Und noch einen weiteren Rekord hält der «Schlipf»: In keinem anderen Rebberg der Deutschschweiz werden dermassen hohe Temperaturen gemessen wie hier. Das macht der Einfluss der Burgundischen Pforte, deren Windströmungen auch die Reben im nahen Markgräfler Land und dem Kaiserstuhl zum Kochen bringen.
Lagerweine. Grosses Vorbild ist das Burgund. Das verrät schon der Sortenspiegel mit Pinot Noir und Chardonnay an der Spitze. Die Roten sind mit ihrem robusten Tanningerüst dazu bestimmt, längere Zeit zu lagern, doch auch die Weissen dürfen vor dem Verzehr ein wenig liegen. «Unsere Weine haben auch schon bei Blinddegustationen gestandene Burgunder getoppt», sagt Silas Weiss mit berechtigtem Stolz. 2018 ist er auf das Gut gekommen, und ab dem Jahrgang 2019 tragen die Flaschen seine Unterschrift. Dann gilt für ihn das, was auf der Homepage steht: «Wenn Traube zu Wein wird, ist pure Magie im Spiel. Denn was am Ende im Glas landet, lässt sich auch nach über 7000 Jahren Weinbaugeschichte nicht exakt voraussagen.» Wir glauben voraussagen zu dürfen, dass in Riehen auch in Zukunft sehr guter Wein in die Flaschen kommt.
Das liegt im Keller: «Le Grand» Pinot Noir 2017. «Le Grand» Sauvignon Blanc 2017. «Le Petit» Pinot Noir 2017
«Coup de coeur»: «Le Grand» Chardonnay 2016
Drei GaultMillau-Chefs mit Weingut Riehen-Weinen: Peter Knogl im «Grand Hotel Les Trois Rois/Cheval blanc» Basel (19 Punkte). Pascal Steffen im «Roots» Basel (17 Punkte). Michael Baader im «Der Teufelhof/Bel Etage» Basel (16 Punkte).
Das passt zusammen: «Le Grand» Pinot Noir 2016 zu Portwein-Risotto, Schweinsfilet im Speckmantel und Whisky-Sauce (nach Annemarie Wildeisen)