Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: Hans-Peter Siffert

Regionale Pioniere für Cabernet & Co. Frescobaldi. Ein Name, den in der Toskana jedes Kind und in der Schweiz jeder Weinfan kennt. Dahinter verbirgt sich eine unglaubliche Erfolgsstory. Die Familiengeschichte reicht tausend Jahre zurück, sie prägte das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in Florenz und den Weinbau in der Region. Die Frescobaldi-Urahnen führten bereits ab 1855 die in der Toskana noch unbekannten Rebsorten ein: Cabernet Sauvignon, Merlot, Pinot noir und Chardonnay. Bald schon produzierten sie damit eine Reihe von Eliteweinen. Grosses Foto oben: Die hoch gelegenen Weinberge vom Castello Pomino.

Verstecktes Juwel für Schaumweine. Einzigartig ist bei Frescobaldi die Vielfalt des Angebots. Denn im Besitz der Familie ist eine ganze Reihe von Weingütern in den schönsten Teilen der Toskana. Sie verkörpern ganz unterschiedliche Terroirs, etwa die Tenuta Castiglioni im Val di Pesa, wo vor 700 Jahren die Weinbaugeschichte der Familie begann. Oder Castelgiocondo auf den Hügeln von Montalcino, das als Wegbereiter des Brunello gilt. Ganz zu schweigen vom versteckten Juwel Castello Pomino, das mit seinen Schaumweinen Furore macht.  

Komplex, aber preiswert. Die Frescobaldi-Weine sind auch in der Schweiz beliebt und begehrt. «Sie gehören zu den Italienern, die sich bei uns am besten verkaufen», bestätigt Jan Schwarzenbach von Coop Schweiz. Für sein Projekt «Cooperation Wine», das er mit den Lieblingswinzern seiner Kunden realisieren wollte, klopfte der Master of Wine daher auch bei Frescobaldi an. Der 2020er war der erste Jahrgang dieser Zusammenarbeit, ein Super-Toskaner mit guter Komplexität, der kein Loch ins Portemonnaie reisst. Er ist bei den Weinfans so gut angekommen, dass Schwarzenbach nicht zögerte, auch einen 2021er zu lancieren.  

Jan Schwarzenbach, Coop und Nicolò D’Afflitto, Chefönologe aller Frescobaldigüter

Der lange Weg zum fertigen Wein: Jan Schwarzenbach und Nicolò d'Afflitto (r.) beim Verkosten.

Aktueller Jahrgang als Referenz. Er vereinbarte einen Termin mit Nicolò d’Afflitto, dem Chefönologen von Frescobaldi, und reiste zu ihm nach Sieci-Pontassieve in der Nähe von Florenz. Dort hatte Nicolò, assistiert von der Önologin Eleonora Marconi, bereits alles perfekt vorbereitet. Acht Gläser waren mit funkelndem Rotwein gefüllt: drei Sangiovese, zwei Cabernets Sauvignons, zwei Merlots, ein Petit Verdot – ein jeder aus einem anderen Terroir, aber alle vom Jahrgang 2021. Im neunten Glas befand sich quasi das «Muster», der aktuelle «Cooperation Wine 2020» aus 70 Prozent Cabernet Sauvignon und 30 Prozent Merlot. «Ein schöner Wein mit Aromen von Kirsche, Cassis und Pflaume, mit guter Konzentration und einem langen Finale», erläutert Jan Schwarzenbach. «In diese bereits vertraute Richtung soll auch der neue Jahrgang gehen.»    

Geburt der «Cooperation 2021». Nun wurde jede Fassprobe der noch jungen Weine genauestens betrachtet, beschnuppert, verkostet, beurteilt. «Versuchen wir es mal mit Nummer 3, 4, 5 und 7, zwei verschiedenen Cabernets, einem Merlot und etwas Sangiovese», schlägt Schwarzenbach vor. Die Önologin mischt die Anteile – das Resultat schmeckt ziemlich hart und kantig. «Das muss weicher werden, also zweimal Cabernet, zweimal Merlot und zehn Prozent Petit Verdot», wünscht der Master of Wine. Auch das befriedigt ihn noch nicht. Darum möchte er es in gleicher Kombination, aber ohne Petit Verdot probieren. Der vierte Anlauf schliesslich gefällt rundum: 60 Prozent Cabernet Sauvignon, 30 Prozent Merlot, 10 Prozent Sangiovese von Castello Nipozzano. «Das ist es, der kommt dem 20er sehr nahe, ist aber trotzdem eigenständig und vor allem sehr gut», kommentiert Jan Schwarzenbach. Nicolò d’Afflitto freut sich besonders, dass in der neuen Version auch Sangiovese mitspielt: «Diese Rebsorte ist das Aushängeschild unserer Region.» 

Jan Scharzenbach und seine Wahl, Notzinen des Masters of Wine

Mehr Merlot für mehr Weichheit: Die Qual der Wahl bei der Assemblage.

Weine sind seine Kinder. Während der Verkostung hat sich der Chefönologe und oberste Herr über 1500 Hektar Rebfläche merklich zurückgehalten, er erläuterte einzig die verschiedenen Herkunftsterroirs. Warum das? «Unsere Weine sind meine Kinder, ich liebe sie alle und sehe jeden ihrer Vorzüge», meint er fast etwas verlegen. «Aus diesem Grund bin ich nicht immer die Idealbesetzung für das Schaffen einer Assemblage.» Ohnehin mache er das bei keinem Wein von Frescobaldi allein, sondern immer gemeinsam mit dem Direktor und den Önologen des jeweiligen Weinguts. Jedes Gut, jedes Terroir habe seinen eigenen Charakter, sagt d’Afflitto.  

Für Besucher: Verkostung im Restaurant. Die roten Crus des stolzen Castello Nipozzano galten bereits im 15. Jahrhundert als Vorzeigeweine der Toskana. Auch heute zählen die Riserva, die Vecchie Viti, der Montesodi und der Mormoreto zu den grossen italienischen Rotweinen. Wiederum ganz anders ist das Castello Pomino, eine weisse Hochburg, hier wurde auf 700 Höhenmetern bereits 1855 der erste Chardonnay wie auch der erste Pinot noir angepflanzt - auf Betreiben von Leonia degli Albizzi, Angiolo Frescobaldis burgundischer Ehefrau. Die beiden Rebsorten finden sich heute in Leonia Pomino Brut und Rosé wieder, zwei Jahrgangsschaumweinen der «metodo classico» – eine Rarität in der Toskana. Eine Pomino-Spezialität ist auch der Vin Santo, für den die Trauben ein halbes Jahr lang aufgehängt trocknen müssen. All diese Weine kann man, passend zur guten Küche, im eleganten Ristorante Frescobaldi im Herzen von Florenz und im Ausflugslokal Il Quartino geniessen.  

frescobaldi.com