Text: Siméon Calame I Foto: Hans-Peter Sffert

Spontane Zusage. «Man meint fast, man sei in den Ferien, es ist hier ziemlich chillig!», sagt Romain Cipolla. 2014 har er sich in dieses kleine Naturparadies nahe von Visp zwischen Rarogne und Visperterminen verliebt. Der Ausdruck «ziemlich chillig» gilt nur für die Landschaft, denn seine Reben wachsen auf Terrassen, die sich wie Leitersprossen über die Landschaft ziehen. Eigentlich wollte der gebürtige Freiburger nicht unbedingt ins Oberwallis, sondern plante eher einen Einsatz im Piemont. «Nach meiner Ausbildung in Changins, die ich wegen meiner grossen Passion zum Wein gewählt hatte, wollte ich meine Sachen packen und in Richtung Norditalien ziehen», erinnert er sich. Dann aber fragte ihn ein Winzer aus Miège, bei dem er einmal während der Ernte tätig war, ob er nicht einem seiner Freunde, der verunfallt war, aushelfen könnte? «Ich zögerte nicht lange und fuhr nach Salgesch, wo ich mich sofort sehr gut mit diesem Winzer verstand.»  

 

Frühe Begeisterung. Um zu eigenen Reben zu kommen, platzierte Romain Cipolla ein Zeitungsinserat und fand so seine Weinberge zwischen Rarogne und St-Germain und ein wenig später auch in Visperterminen. Das war ein radikaler Landschaftswechsel für den «kleinen Fribourgeois», der immer noch eng mit seiner Heimat und der Region des Doppelrahms verbunden ist. «Die hohen Lagen hier ergeben einen frischeren Wein und eine leichte zusätzliche Säure, die mir sehr gefällt», erklärt er. Er liebe diese wilden Reben, die man nicht mechanisch bearbeiten könne. Das ist allerdings sehr viel Arbeit für einen Einzelnen, sei er auch noch so passioniert. Daher engagierte Romain jetzt einen Mitarbeiter und kann auch auf seine Familie, einige begeisterte Kunden und seine Freunde aus der Schulzeit zählen. Denn bereits im Gymnasium, mit 16 Jahren, entdeckte der junge Mann den Wein und besuchte mit seinen Freunden ganze Weekends lang Weinkeller und -Ausstellungen, «Mit 18 haben wir sogar eine Vereinigung gegründet und Schweizer Wein in einer Box verkauft. Das war eine super Erfahrung», erzählt Romain Cipolla, der soeben Vater eines kleinen Sohnes geworden ist. 

 

Auf alles neugierig. Heute verkauft er seine Weine in Flaschen, und das nicht zu schlecht! Die Crus mit dem Schriftzug Cipolla werden auch nach Frankreich und Grossbritannien exportiert und zeigen einen unverwechselbaren frischen und säurebetonten Charakter. Romain pflegt seine Rebberge mit grosser Hingabe, er hat viele junge Reben gepflanzt und probiert dabei gerne Neues aus. «Ich habe jetzt Lafnetscha angebaut, eine hyperlokale und wenig bekannte Sorte. Und ich möchte gerne mit gemischten Pflanzungen experimentieren, um die Assemblage direkt im Weinberg statt im Keller zu machen», erzählt er. Derart innovativ? «An allem interessiert», antwortet der Dreissigjährige mit breitem Lachen. So verbringt er gerne Zeit im Kreis von Sommeliers und hat vor kurzem einen Schaumwein gemacht, «der recht erfolgreich ist». Und er tüftelt an einem Porto-ähnlichen Wein, den er diesen Sommer lancieren will. Vielleicht etwas für die nächste Einladung?

 

Das liegt im Keller: Weiss: Fendant, Johannisberg, Heida, Sauvignon blanc, Cuvée Milo (Heida, Muscat und Johannisberg). Rot: Pinot noir, Diolinoir, Syrah, Cornalin, Pinot noir barrique, Carminoir, Cuvée Mairy-Corinne (Syrah, der 12 Monate im Eichenfass und 12 Monate im Stahl gereift ist).

 

Das passt zusammen: Der Pinot noir Steinschlag zu einer Tagliata aus Fleisch vom Ehringer-Rind.

 

Coup de Coeur: «Ein Heida 2021 von Rarogne aus 900 Höhenmetern. Ich liebe ihn wegen der Arbeit, die dahinter steckt: Vor dem Fermentierten liess ich ihn 48 Stunden mazerieren und dann in der Amphore und im Barrique reifen.»

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Weinen von Romain Cipolla: Franck Reynaud in der Hostellerie du Pas de l’Ours in Crans-Montana (18 Punkte), Pierrot Ayer im Pérolles in Fribourg (17 Punkte) und Mathieu Biolaz im Touristes in Martigny (15 Punkte).