Text: David Moginier I Fotos: Darrin Vanselow

Eine schöne Geschichte. Als der gebürtige Chilene Rodrigo Banto vor zwanzig Jahren in der Westschweizer Cave de la Côte ankam, stiess er dort auf einen besonderen Kunden. Der Spitzenkoch Bernard Ravet wollte mit der grössten Coopérative des Kantons Waadt für sein Restaurant in Vufflens-le-Château Weine nach seinem eigenen Gusto produzieren. Die Zusammenarbeit war bereits mit Philippe Corthay gestartet worden, der neue Önologe Banto entwickelte in den Folgejahren eine Palette von insgesamt 13 Cuvées von jeweils 600 bis 2000 Flaschen. Die meisten davon sind sortenrein wie der symbolträchtige, auf Hefe gereifte Chasselas, einige Assemblages wie der R30 zur Feier des 30-jährigem Jubiläums des Restaurants geniessen ein hohes Prestige. Doch nun hat sich das Blatt der L’Ermitage des Ravet gewendet, das Restaurant wurde geschlossen, das Projekt muss in einem kleineren Rahmen neu überdacht werden. Rodrigo Banto: «Diese Zusammenarbeit hat viel zum Image der einst nicht eben berühmten Genossenschaften beigetragen. Heute weiss man, dass auch wir Grossartiges leisten können.»

 

Fein und ausgewogen. Manchmal wurde Rodrigo Banto nachgesagt, er mache Weine im Stil der Neuen Welt. Tatsächlich aber gelingt ihm die perfekte Symbiose zwischen Alt und Neu. Sein stetes Streben nach Ausgewogenheit zeigt sich anhand der schönen Säure in seinen Weinen, welche ein ideales Gegengewicht zu ihrer Fruchtigkeit bilden. «Ich mag Finesse, Trinkbarkeit und Eleganz», sagt Banto.

 

Eine riesige Palette. Der Önologe der Cave de la Côte vinifiziert zwischen den Standorten Tolochenaz und Nyon jedes Jahr zwischen 4 bis 4,5 Millionen Kilo Trauben. Er gewinnt daraus 220 Weine, in unterschiedlichen Linien, von traditionell bis hochwertig, von modern bis fruchtig. Neu dazu kommt jetzt eine Kollektion von Bio- und Naturweinen. «Unsere Genossenschafter bewirtschaften bereits über 50 Hektar biologisch. Und wir denken natürlich in die Zukunft, indem wir krankheitsresistente Rebsorten anbauen, die wenig oder gar keine chemische Behandlung nötig machen», erklärt er. 

 

Die Zukunft ist jetzt. Im Zeichen des Marktes, einer restriktiveren Gesetzgebung und der globalen Erwärmung erachtet es die Cave de la Côte als ihre Pflicht, in die Zukunft und für die kommenden Jahre vorauszudenken. Seit langem arbeitet sie eng mit Agroscope zusammen, um die neuen Kreuzungen dieses Forschungsinstituts zu kultivieren. «Wir analysieren diese PIWIs (Anmerkung: resistent gegen Krankheiten durch Kreuzung mit amerikanischen oder asiatischen Rebsorten). Einige sind sehr robust. Aber vor allem müssen sie auch guten Wein produzieren. Idealerweise sollten Pinot Noir oder Chasselas mit diesen PIWIs gekreuzt werden, um ihre Geschmacksqualität zu verbessern», erklärt Rodrigo Banto.

 

Das liegt im Keller: 220 Weine aus 33 Rebsorten, in verschiedenen Linien und Stilen.

 

Coup de cœur: Der Merlot Inspiration 2020, der mit drei Jahrgängen (2017, 18, 19) den Preis Gran Maestro an der Mondial des merlots 2022 gewonnen hat. «Eigentlich gefiel mir vor meiner Ankunft in der Schweiz der Merlot nie besonders gut, aber in unseren Breitengraden entwickelt er eine schöne Säure, die eine gute Ausgewogenheit begünstigt.»

 

Das passt dazu: «Als Chilene bevorzuge ich zu diesem Merlot natürlich ein gutes Stück Rindfleisch.»

 

Drei GaultMillau-Restaurants mit Weinen der Cave de la Côte: Marcel Reist im «Esprit» im Bernerhof Gstaad (15 Punkte). Marcelo Fernandez im «Le Chasseur» in Allaman (14 Punkte), Stéphane Nogueira im «Le Tilleul» in Senarclens (12 Punkte). 
 

>> www.cavedelacote.ch