Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert
Von der Ostsee in die Bündner Rebberge. Wie kommt einer, der vor 53 Jahren hoch oben in Deutschland geboren wurde, dazu, in der Bündner Herrschaft Wein zu machen? «Die Wege des Schicksals sind manchmal verschlungen», lacht Sven Fröhlich. Aber er gesteht, dass es ihm damals, als er als gelernter Fernmeldemonteur aus Berlin in die Schweiz kam und 2007 als Praktikant bei Thomas Studach in Malans einsteigen konnte, den Ärmel reingezogen und er seine Leidenschaft für den Weinbau entdeckt habe. Nach einer Winzerlehre bei Ueli und Jürg Liesch und im schaffhausischen Thayngen war ihm klar: Seine Leidenschaft gilt dem Pinot noir, dieser Diva von einer Rebe. Nachhaltig geprägt haben ihn seine nachmaligen Arbeitgeber Martha und Daniel Gantenbein, «ihr extrem hohes Qualitätsbewusstsein und ihre Liebe zum Detail setzten eine hohe Messlatte, die ich heute noch tagtäglich zu erreichen versuche», blickt er zurück.
Die Hummel als Symbol. Nach einigen Jahren Erfahrung auf verschiedenen Weingütern der Bündner Herrschaft wagte Sven Fröhlich den Schritt als eigenständiger Winzer. Eine kleine gemietete Parzelle mit 300 Rebstöcken machte es möglich. «Sie soll den Namen des ersten Tiers tragen, das wir darin entdecken», wünschte seine Frau Claudia. Es war eine Hummel. Sie ziert auch heute noch das Etikett der Fröhlich-Weine aus Jenins. Inzwischen ist er Pächter von 1,4 Hektar Rebland und Mieter des ehemaligen Kellers von Thomas Studach. Das alles ist immer noch winzig. 6000 Flaschen Pinot noir produziert er heute pro Jahr, neu dazugekommen sind jetzt 1000 Flaschen RieslingxSylvaner.
Entdeckt von arrivierten Händlern. Und von der Jury. Überhaupt nicht klein ist dagegen die Nachfrage nach diesen paar Tausend Flaschen mit der Hummel. Grosse Gastronomen führen sie auf der Weinkarte, bekannte Weinhändler wie Gerstl, Brancaia und Hess Selection haben sie im Sortiment. Auch die Weinjury von GaultMillau war beeindruckt von der Feingliedrigkeit, Eleganz und Tiefgründigkeit des Pinot noir von Sven Fröhlich und kürte den Quereinsteiger zu einem «Rookie des Jahres 2021» - ein Nachwuchstalent im reifen Alter von 53! Sein Beispiel zeigt: Es ist nie zu spät, seine Träume zu verwirklichen und mit harter Arbeit und bedingungslosem Einsatz für seine Ziele zu kämpfen.
Das liegt im Keller: Ein Pinot noir. Und neu auch einige Flaschen RieslingxSylvaner.
«Coup de Coeur»: Sven Fröhlichs grosse Liebe gehört dem Pinot noir. «Er passt einfach zu allem, von Anfang bis zum Schluss», sagt er.
Drei GaultMillau-Chefs mit Fröhlich-Wein: Tanja Grandits im «Stucki» Basel (19 Punkte), Peter Knogl im «Trois Rois» Basel (19 Punkte), Silvio Germann im «Igniv» im Grand Resort Bad Ragaz (18 Punkte).