Text: Elsbeth Hobmeier

Welchen Stellenwert geniesst Prosecco innerhalb der ganzen Perlwein-Palette? 

Proscecco kennen praktisch alle. In der Schweiz ist er der beliebteste Schaumwein. Er ist zudem die Hauptzutat im allgegenwärtigen Aperol Spritz. Auf der Coop-Website findet man mehr als 30 verschiedene Prosecchi – in halben Flaschen, als Magnum, als Rosé, biologisch, mit und ohne Jahrgang. Teils mit markanten Preisunterschieden. 

Es gibt Prosecco DOC und den DOCG. Wo liegt der Unterschied? 

Prosecco ist mit Abstand Italiens grösste DOC, also Denominazione di Origine Controllata. Das genau definierte Gebiet erstreckt sich von der Stadt Vicenza in Venetien bis nach Triest in Friaul-Julisch Venetien und umfasst etwa 34 000 Hektar Land. Das kleinere Gebiet für DOCG, also Denominazione di Origine Controllata e Garantita, wurde im Jahr 2009 definiert. Es sind rund 9000 Hektar auf den Hügeln zwischen den Städten Conegliano und Valdobbiadene, einem Gebiet, das heute als DOCG Conegliano Valdobbiadene anerkannt ist. Zugaben von bis zu 15 Prozent internationalen Sorten wie Chardonnay, Pinot Bianco und Pinot Grigio sind erlaubt und können dazu beitragen, dass der Alkoholgehalt sich erhöht und die Aromen sich intensivieren. Prosecco Rosato mit bis zu 15 Prozent Pinot Noir ist seit 2020 zugelassen. 

Das Weingut Carpenè Malvolti wurde 1868 gegründet. Gibt es Prosecco schon so lange? 

Der Begriff «Prosecco» wurde erstmals im 18. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Die älteste bekannte Quelle stammt aus dem Jahr 1754, als der Begriff in Francesco Maria Malvoltis Buch «Il Roccolo Ditirambo» auftauchte. Darin beschreibt Malvolti die Weinproduktion in der Umgebung von Conegliano und Valdobbiadene und nennt ausdrücklich die Rebsorte Prosecco. Der Ursprung des Begriffs geht auf das Dorf Prosecco bei Triest zurück. Nach diesem Ort wurden die Rebsorte und der daraus hergestellte Wein benannt. Die Bezeichnung setzte sich dann allmählich durch, vor allem ab dem 19. Jahrhundert in der Region Venetien. Heute wird diese Traubensorte Glera genannt.  

Mit Carpenè Malvolti haben Sie einen Cooperation Wine lanciert. Was ist das Besondere daran? 

Das Besondere am Prosecco Cooperation Wine beginnt bei der Herkunft der Trauben. Sie stammen jeweils aus einem einzelnen Dorf innerhalb des DOCG-Gebiets, meist aus San Pietro di Barbozza, und wachsen somit auf bestem Terroir. Ein kleiner Teil des Grundweins wird zudem in Akazienfässern ausgebaut, was ihm eine feine Brioche-Note verleiht und ihn geschmeidiger macht. Die Dosage ist bewusst tief gehalten, denn es handelt sich um einen Brut-Prosecco, während die meisten Prosecchi als extra dry dosiert werden und deshalb süsser sind. Der Cooperation Prosecco überzeugt mit seiner aromatischen Dichte, seiner besonders intensiven Frucht und seiner Frische. 

Vineyards along the Road of Prosecco e Conegliano Wines, in Treviso province, Veneto, Italy, at summer. Unesco World Heritage Site

Heimat des Prosecco: Idyllisch ist es im Kerngebiet der DOCG Conegliano Valdobbiadene.

Trockenere Weine, Rosé, alkoholfreier Wein – sind dies die neuen Trends beim Schaumwein? 

Die Nachfrage nach Schaumweinen mit niedriger oder null Dosage ist in den vergangenen Jahren tatsächlich deutlich gestiegen, besonders bei anspruchsvollen Weinfans und im Gastronomiebereich. Im Detailhandel merken wir aber wenig davon. Alkoholfrei dagegen ist ein riesiger Trend im gesamten Weinbereich. Der Markt wächst weltweit – angetrieben durch veränderte Konsumpräferenzen, die sich als Wunsch nach einem gesünderen Lebensstil und bewussterem Trinkverhalten ausdrücken. Die Einführung des Prosecco Rosé im Jahr 2020 war ein voller Erfolg. Die Produktion stieg von rund 16 Millionen Flaschen im ersten Jahrgang 2020 auf mehr als 70 Millionen Flaschen im Jahr 2021.  

Immer beliebter wird im Weingeschäft die Magnum-Grossflasche. Gibt es auch Prosecco in der 1,5-Liter-Flasche? 

Ja, viele namhafte Produzenten, sowohl im DOC- als auch im DOCG-Bereich, bieten Prosecco in Grossflaschen an. Sie sind besonders beliebt bei Festen und Anlässen.  

Bei welcher Gelegenheit, zu welchem Essen geniessen Sie persönlich Prosecco? 

Prosecco eignet sich hervorragend als Aperitif, etwa mit Taralli. Ich geniesse ihn gerne auch zu leichten Vorspeisen wie Antipasti oder frischem Salat mit Gemüse. Auch zu Sommergerichten, asiatischer Küche oder vegetarischen Speisen passt er wunderbar. 

>> Jan Schwarzenbach ist ein ausgebildeter Winzer und Master of Wine. Bei Coop Mondovino ist er für die Auswahl und Bewertung der Weine verantwortlich. 

 

Fotos: HO, Shutterstock