Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert

Eine grüne Oase. Von ihrem Gut in Cologny GE geniesst die Familie Meylan einen wunderbaren Blick auf die Stadt Genf. Das zwar seit über hundert Jahren - aber erst 1970 beschloss Roger, der Vater von Sarah, von der Milchwirtschaft aufs Weinmachen umzusteigen. Er gründete die Domaine de la Vigne Blanche. Es dauerte allerdings noch rund zwölf Jahre, bis die Familie Meylan ihre Weine aus 15 Rebsorten selber vinifizierte und einkellerte. Ihre sieben Hektaren haben sie gemietet. «Glücklicherweise haben wir einen guten Kontakt mit den Eigentümern, denn dieses Terrain könnten Landwirte heutzutage nicht mehr kaufen, die Bodenpreise in Cologny sind jenseits von Gut und Böse», sagt Sarah Meylan Favre mit einem breiten Lachen. Stimmt, nicht ein jeder hat einfach ein paar Millionen Franken übrig.

 

Die Töchter und der Wein. Diese Rebhänge kennt Sarah seit ihrer frühsten Kindheit. Aber sie machte noch einen kleinen Umweg über eine Handelsschule, bevor sie an die Weinbauschule von Changins wechselte. 2002 kehrte sie als Önologin wieder heim nach Cologny, zwölf Jahre später übergab ihr der Vater die Leitung des Weinguts La Vigne Blanche. Schon 2016 bearbeitete sie die Reben hundertprozentig biologisch, «so können wir die Natur gebührend respektieren und für jede Rebsorte die besten Bedingungen schaffen», sagt sie. Vier Weine sind ihr ganz besonders ans Herz gewachsen, denn sie tragen die Namen ihrer Töchter: Albertine, Constance, Eléonore und Emilienne. «So gehören meine Töchter und mein Beruf - meine beiden Passionen - untrennbar zusammen», erklärt Sarah Meylan.  

 

Kosmopolitisches Angebot. So nahe von der weltläufigen Stadt Genf muss auch das Angebot breit sein, wenn man möglichst viele Kunden ansprechen will. Zuerst waren da die traditionellen Chasselas und Gamay, nach und nach kamen weitere Rebsorten dazu. Heute sind es 15 Traubensorten, aus denen 20 Weine gekeltert werden. Dazu gehören ein kräftiger Cabernet Sauvignon, ein frischer, säurebetonter Chasselas und ein weicher, floraler Gewürztraminer. «Wir sind nicht die einzigen, die sich derart spezialisiert haben, unsere Genfer Kollegen tun dasselbe», so Sarah. Und erzählt, dass sie heute untereinander ihre Weine austauschen und sich gegenseitig ihre Kreationen vorstellen. «Das ist ein schönes Zeichen der Solidarität, das freut mich bis ins Innerste», sagt Sarah Meylan - und kann dabei die Emotionen nicht ganz verbergen.

 

Das liegt im Keller. Weiss: Chasselas, Chardonnay, Aligoté, Riesling-Sylvaner, Gewürztraminer, Pinot blanc, Sauvignon blanc. Rot: Gamay, Pinot noir, Garanoir Albertine, Gamaret Constance, Merlot Eléonore, Cabernet Sauvignon Emilienne, Merlot-Garanoir, Cuvée Cologny, Esprit de Genève. Rosé: Blanc de noir, Rosé de Gamay. Schaumwein Cologny brut.

 

Coup de Coeur: Der Gamaret. «Ich liebe Charakterweine, und dieser Gamaret, den ich drei Wochen im Bottich gären liess, hat viel Charakter und schöne Noten von roten Früchten. Und seine stabile Tanninstruktur verspricht ein gutes Reifepotenzial.»

 

Das passt zusammen: Ein gutes Stück Kalbfleisch mit etwas Salbei zubereitet, dazu ein Garanoir mit feiner Struktur und Aromen von Waldbeeren. 

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Weinen von La Vigne Blanche: Michel Roth im Restaurant Bayview des Hotels Président Wilson in Genf (18 Punkte), Claude Legras im Floris in Anières (16 Punkte), Cecilia Zapata im Pachacamac im Genf (14 Punkte).