Text: Siméon Calame I Fotos: Hans-Peter Siffert

«Es macht mir fast ein wenig Angst…». Mit 41 Jahren, so weiss Damien Mermoud, bleiben ihm noch etwa 25 Ernten und damit 25 Vinifikationen. Davon «wohl rund zehn schwierige Jahre», sagt er und rechnet aus, dass er noch fünfzehn Möglichkeiten hat, einen wirklich grossen Wein zu realisieren. Der junge Vater von zwei kleinen Mädchen macht seine Sache gerne gut: dreimal war er Schweizer Meister im Rad-Downhill (2004, 2005, 2006) und zweimal Vize-Meister (2002, 2003). Wenig später verlegte er seine Energie auf die familieneigenen Reben in Bernex GE. Sein Grossvater Paul führte mit seinem Bruder Edouard einen gemischten Betrieb mit Landwirtschaft und Reben, ihre ersten Weine füllten sie 1947 ab. Sein Vater Luc war einer der Genfer Pioniere der «nouvelle viticulture». Er baute einen Keller nach dem Gravitätsprinzip und führte die Mondeuse wieder ein, eine rote Traubensorte aus Savoyen, die bei den Schweizer Winzern vergessen ging. 2006 leitete er auch die Umstellung seines Weinguts in Richtung Bio ein.

 

Ein guter Lehrmeister. Seit 2008 erlebte die 4,7 Hektar grosse Domäne Mermoud eine stete, sanfte Veränderung. «Bevor mein Vater 2018 in Rente ging, hat er mir das Metier wirklich beigebracht, vom Rebstock bis ins Büro. Er war immer sehr offen und vertraute mir, auch wenn ich meine eigene Handschrift verwirklichen wollte», sagt Damien Mermoud. 2017 wagte er seine ersten Tests in Sachen Biodynamie. Sie fielen überzeugend aus. Und er selber fühlte noch mehr Freude an der Arbeit in den Reben und am Miterleben, wie die Natur wieder zu ihrem Recht kam. «Diese Arbeit ist so hart, dass man sie zumindest mit den besten Bedingungen und mit viel Freude tun sollte», sagt er. 2022 wurde er in die Reihe der 150 Besten Schweizer Winzer aufgenommen, was für die Qualität seiner Weine spricht.

 

Weine mit Terroir. «Die aktuellen Weine zeigen eine neue Finesse, die Möglichkeit sich zu profilieren ist da, aber sehr subtil», sagt der Liebhaber alter Reben. Er mache Weine, wie er sie selber gerne trinke, solche, welche das Terroir sprechen lassen. «Aber wenn ich einen Zauberstab hätte, würde ich meine ganzen Rebflächen umpflanzen…». Doch auch mit den gegebenen Möglichkeiten weiss Damien Mermoud seine Ziele sinnlich und fordernd umzusetzen. Seine Kunden sind begeistert von den 30’000 Flaschen, die er jährlich produziert. Ein Drittel davon werden bereits an den Tischen von Restaurants genossen, aber für den Genfer Winzer kommt es nicht in Frage, zuviel Werbung in eigener Sache zu machen, denn «die Weine landen dort wo sie landen wollen». Diese leichtfüssige, aber engagierte Philosophie ist typisch für Damien Mermoud. Vielleicht landen sie ja in demnächst in Ihrem Glas?

 

Das liegt im Keller: Weiss: Chasselas, Aligoté, Muscat, Gewürztraminer, Pinot blanc, Chardonnay; Rot: Pinot noir, Numéro 3 (Assemblage Gamay, Gamaret und Pinot noir), Cuvée Noémie (Assemblage Gamay, Gamaret, Pinot noir und Cabernet noir), Merlot, Mondeuse.

 

Coup de Coeur: «Die Mondeuse. Sie ist eine sehr spezielle Rebsorte, die ich erst kürzlich wieder angepflanzt habe, also liegt sie mir am Herzen.»

 

Das passt zusammen: Ein Aligoté ohne Schwefel mit Hartkäse wie Gruyère oder ein 18 Monate gereifter Comté.

 

Drei Gault-Millau-Köche mit Weinen von Damien Mermoud: Sébastien Vaillend im Café de Certoux in Perly-Certoux (14 Punkte), Kevin Veronese im Maison Rouge in Carouge (13 Punkte) und Jean-Luc Lanternier und Alban Mestre im Café Zinette in Grand-Lancy (13 Punkte).