Interview: Kathia Baltisberger Fotos: Claudia Link

Wenn Wein aus Spanien, dann war das bisher Rioja und Ribera del Duero. Mallorca ist eine Entdeckung. Was ist da passiert?
Die Firma Mavino hat vor zehn Jahren mit dem Import von Weinen aus Mallorca in die Schweiz angefangen. Zu dieser Zeit gab es auf den Weingütern einen Generationenwechsel, die neuen Inhaber waren nicht vorbelastet mit alten Gesetzgebungen, waren innovativer und wollten etwas ändern. Zudem ist Mallorca in der Schweiz gut bekannt und geniesst ein gutes Image.

 

Welche Bedingungen auf Mallorca machen den Wein so gut?
Auf Mallorca herrscht konstant gutes Wetter. Die autochtonen Rebsorten sind für dieses Klima geeignet. Und es gibt genügend Wind, der die Trauben kühl hält. Zum Beispiel bei Ànima Negra: Da kommt jeden Tag um 11 Uhr eine kühle Brise. Ausserdem ist der Boden im Südosten kalkhaltiger und geeignet für Callet. Die Reben sind weniger Krankheiten ausgesetzt, wie das in Bordeaux der Fall ist. Und man arbeitet mit den modernsten Weintechnologien.

 

Gibt es auf Mallorca eine Weintradition oder sind es Filialen vom Festland oder das Hobby von Reichen?
Kennen Sie den Witz «Wie macht man eine Million im Wein-Business? Investieren Sie zwei Millionen!» Entweder hat man das Weingut von der Familie geerbt oder man investiert richtig viel Geld. Von den 65 bis 70 Weingütern auf Mallorca sind gewisse seit jeher im Familienbesitz. Das Gut von Oliver Moragues ist seit 500 Jahren ein Familienunternehmen. Doch 1870 hat die Reblauskrankheit fast alle Reben vernichtet und es wurden weitgehend Mandelbäume angepflanzt. Erst in den 1980er-Jahren haben die Weingutbesitzer dann angefangen, die Rebberge mit resistenten Wurzelstöcken zu bepflanzen.

Mallorca Wein Globus

Dank Ànima Negra sind Mallorca-Weine auch auf dem Festland bekannt geworden.

Mallorca Wein Globus

Dieser Wein stammt von einem Weingut, das seit 500 Jahren existiert.

Mallorca-Wein wurde - wenn überhaupt - bis jetzt auf der Insel getrunken. Was ist passiert, dass die jetzt plötzlich ins Ausland exportiert werden?
Die Produkte sind in der Schweiz in der Gastronomie gut platziert, qualitativ hochstehend und innovativ. Es ist vergleichbar mit griechischem Wein: Der hat ebenfalls eine tolle Geschichte und eine super Qualität. Aber er hat den Sprung in den Export nicht geschafft. Bei Mallorca-Weinen stimmt eben die Qualität und das Image.

 

Wer einen neuen Markt erobern will, muss idealerweise gut und günstig sein. Die Weine sind gut, aber sind sie auch günstig?
Die Mallorquiner wollen den Markt gar nicht erobern. 60 bis 70 Prozent des Weines werden auf der Insel getrunken. Und eine Vergrösserung der Produktion ist nicht möglich, weil die Anbaufläche beschränkt ist. Aber die Nachfrage steigt, das ist ein bisschen die Krux.

 

Welche Namen muss man sich merken, wenn man über Mallorca-Weine reden will?
Zum Beispiel Ànima Negra, Moragues, Binigrau, Obac, Veran. Beim Weisswein ist Binigrau Nounat ein Geheimtipp.

 

Wer ist der Platzhirsch?
Meiner Meinung nach hat Ànima Negra mallorquinische Weine bekannt gemacht. Das sind Miquel Anchel Cerda und sein Schwager Pere. Ich war vor kurzem in Mallorca und war sehr beeindruckt von ihrer Passion und unkomplizierten Art – aber sie sind auch ein bisschen «crazy».

 

Mallorca-Weine sind rot. Gibt es auch weisse, gibt es auch süsse?
Etwa 70 Prozent sind rot, 29 weiss und bei einem Prozent handelt es sich um Süssweine (aus Spätlese). Auf der Insel wird sehr viel Rosé konsumiert, vorwiegend von Touristen. Einer der besten Weissweine, die ich kenne ist aber der Nounat Blanco oder in kleiner Allokation der Chardonnay von Binigrau.

 

>> David O‘Halloran, Senior Buyer Wein und Spirituosen bei Globus.