Text: Elsbeth Hobmeier I Foto: Hans-Peter Siffert

Eine Erfolgssträhne. «Ich musste nicht Winzer werden, ich wollte es», sagt Adrian Klötzli mit hörbarer Überzeugung. Als Sohn von Winzern am Bielersee wusste er, dass diese Berufswahl viel Arbeit, aber auch viel Freude bedeutet. Also stieg er in eine Lehre bei den renommierten Betrieben Urs Pircher in Eglisau und Peter Hermann in Fläsch ein, arbeitete bei Conne in Chexbres und Chervet am Vully, machte die Meisterprüfung und übernahm im Jahr 2008 die Verantwortung für das elterliche Weingut am Twannbach in Twann. Heute darf er stolz auf eine Reihe von Erfolgen verweisen: 2020 wurde er vom Kanton Bern als Bester Winzer des Jahres erkoren, 2021 war sein Sauvignon blanc der Beste Berner Wein, und im letzten Herbst wurde Adrian Klötzli von der Weinjury des GaultMillau unter die besten 150 Schweizer Winzer aufgenommen.

 

Vieles wird neu. Solche Erfolge beflügeln. Und machen Mut für Neuerungen, die man vielleicht schon länger geplant, aber nie in Angriff genommen hat. «Nach dreizehn Jahren wechseln wir jetzt die Etiketten», sagt Klötzli, «gedruckt sind sie auf Ökopapier, das bisherige Gold bleibt weg». Ab sofort füllt er seinen Wein in Waadtländerflaschen mit 70 cl ab und kleidet sie mit den neuen eleganten Etiketten. Zudem stehen vor dem behäbigen Winzerhaus im Ortskern von Twann Baugespanne: Hier, in einer ehemaligen Scheune, soll ein Bed&Breakfast mit vier Zimmern und einer Gemeinschaftsküche entstehen - «Übernachtungsmöglichkeiten am See sind rar und sehr gefragt», sagt Adrian Klötzli, der dieses Projekt mit seiner Lebenspartnerin Simone Studer bis im Frühling 2023 verwirklichen möchte.

 

Apéro am rauschenden Bach. Das Weingut Klötzli pflegt die heimischen Rebsorten Chasselas und Pinot noir und produziert gleich vier verschiedene Chasselas. Aber in der Palette finden sich auch unbekanntere Namen wie Mara, Cabernet Jura und Prior. «Ich pflanzte vor zwölf Jahren versuchshalber fünf neue Sorten an, diese drei Piwi-Reben (pilzwiderstandsfähige Pflanzen) passten zu unseren Böden und unserem Klima,» erklärt der Winzer diese Auswahl. Sie werden nicht rein ausgebaut, sondern ergeben zusammen mit Merlot die Assemblage Unique, «das ist mein Bordeaux-Blend, der in der Gastronomie speziell gut ankommt», lacht Klötzli. Stolz ist er auch auf seinen süssen «Rêve», den er aus Riesling-Sylvaner, Pinot noir, Sylvaner und Johanniter komponiert und der im Jahr 2000 als erster Süsswein der Region Furore machte. 80 Prozent seiner Weine verkauft Adrian Klötzli übrigens an private Kunden. Viele Flaschen werden auch gleich direkt am Twannbach geöffnet: Die Treberwurstsaison von Januar bis März und die ganzjährigen Apéros und Degustationen im historischen Gewölbekeller oder am rauschenden Bach sind über-aus beliebt für Familienfeiern und Geschäftsmeetings.

 

Das liegt im Keller: Weiss: Twanner Chasselas, Ligerzer Chasselas, Chasselas Fleur de Lys, Chasselas Non Filtré, Riesling-Sylvaner, Pinot gris, Sauvignon blanc, Vin mousseux Brut. Rosé: Rosé de Pinot noir. Rot: Pinot noir, Pinot noir Réserve, La Cuvée Unique. Süss: Le Rêve. Spirituosen: Marc de Pinot noir, Eau-de-vie de Lie, Vieux Marc.

 

«Coup de Coeur»: «Unser Chasselas, der ist mundig und einer von hier, mit dem kann man anfangen und aufhören, der geht immer».

 

Das passt zusammen: Ein scharfes Curry mit der angenehmen Säure eines Rosé de Pinot noir.

 

Drei Restaurants mit Klötzli-Weinen: Familie Graber im Löwen Messen (15 Punkte), Daniel Lau-per im Palace in Biel (14 Punkte) Restaurant Jean-Jacques Rousseau in La Neuveville.