Jan Schwarzenbach, auf der Mondovino-Webseite sind die Subskriptionsangebote für den Bordeaux 2016 aufgeschaltet. Wie lange gilt dieses Angebot? Und müssen immer gleich 6 Flaschen gekauft werden?

Coop beschränkt die Subskriptionen zeitlich: Das aktuelle Bordeaux-Angebot 2016 ist bis Ende September zu bestellen, ab Mitte Oktober sind dann die Rhôneweine aufgeschaltet. Und ja, wir bieten die Weine immer in Sechserpackungen an, einzig die Magnumflaschen können einzeln bestellt werden.

 

Der Kunde kauft den Wein 18 Monate vor Auslieferung, ohne ihn zu kennen. Wie weiss er, was ihn erwartet?

Es ist eine Vertrauenssache. Ich bin im April mit einem Team an der Primeurswoche im Bordelais und stelle ein Sortiment zusammen, hinter dem wir stehen können. Wir wählen jene Weine, die wir am besten finden, aus verschiedenen Appellationen und in verschiedenen Preislagen. Dazu stellen wir unsere Degustationsnotizen, aber auch internationale Bewertungen von Parker und weiteren Experten. Bei den Burgundern existieren keine Punkte von anderen Testern, bei den Rhôneweinen fügen wir die Meinung von Koryphäen wie Wine Advocate und Jancis Robinson zu, sobald sie gewertet haben.

 

Zahlt man als Nutzer von Subskriptionen weniger?

Der Preis ist nicht eigentlich das Wichtigste. Eher Fragen wie: Ist der Wein später noch erhältlich, sei es bei Coop oder überhaupt auf dem Markt? Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft ihn besser vor der Abfüllung. Gewisse Châteaux und Jahrgänge werden später viel teurer, einige wie der 2007er und 2013er dagegen günstiger. Aber ich finde das Ganze auch spannend: Man bestellt nach Vorlieben oder Empfehlungen, und irgendwann kommt dann der Wein, den man schon lange bezahlt hat. Es geht mehr um den Spass als um Geldgewinn - wer das möchte, muss schon im ganz grossen Stil einsteigen.

 

Die Preisspanne Ihres Angebots ist gross: 645 Franken für eine Flasche Lafite Rothschild Pauillac, 11.50 Franken für einen Château Suau Cadillac Côtes de Bordeaux. In welchem Bereich kaufen die Kunden?

Die meisten Bestellungen bewegen sich im Bereich zwischen 30 und 40 Franken pro Flasche, dies gilt für alle Appellationen. Es gibt aber auch teurere Weine, die sehr gefragt sind, etwa der 16er Pape Clément für 90 Franken. Viele Kunden verlassen sich auf unsere Empfehlungen, zum Beispiel die «Choice» mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und «Mondovino Nouveau» für Neuentdeckungen.

 

Falls man die Subskription verpasst hat: Sind frühere Jahrgänge auch noch erhältlich?

In grösseren Verkaufsläden führen wir ein Sortiment von gegen 30 verschiedenen Bordeaux. Eine gute Gelegenheit zum Degustieren und Kaufen bieten im Herbst unsere Coop Weinmessen an verschiedenen Standorten, das Angebot ist aber auch online aufgeschaltet.

 

Der 2014er war sehr gut im Bordelais, der 15er und der 16er sogar exzellent. Treibt dies von Jahr zu Jahr die Preise in die Höhe?

Das ist leider schon so. Es gibt aber aus Ausnahmen: Der Jahrgang 2014, obwohl weit besser, war zum Beispiel günstiger als der 13er. 2015 war dann im Schnitt wiederum 15% teurer, 2016 sind nochmals 15 bis 20% Aufschlag zu erwarten. Aber dies wird von jedem Château individuell bestimmt.

 

Sie konnten in Bordeaux alle Weine bereits degustieren, wie ist Ihre Einschätzung des Jahrgangs 2016?

Es ist in allen Regionen ein ausnehmend schöner Jahrgang im eher klassischen Stil: ausgewogen und harmonisch, mit aromatischer, dichter Frucht, frischer Säure, weichen Tanninen, komplex, mit moderatem Alkoholgehalt.

 

Mehr Eleganz statt Konzentration. Greift dieser neue Stil bereits?

Mich dünkt, einige Châteaux zielen schon länger in diese Richtung, bereits beim 14er und 15er wurde teilweilse weniger Holz eingesetzt und weniger extrahiert. Der jüngste Jahrgang ist ein schönes Beispiel dafür.

 

Wenn man Subskription hört, denkt man zumeist an Bordeaux. Seit wann ist eine Vorbestellung auch bei Burgundern, Rhôneweinen und Spaniern möglich?

Im Burgund ist dies seit 30 Jahren üblich, wir dürfen auf eine grosse Stammkundschaft und eine konstante Nachfrage zählen. Die Rhôneweine bieten wir - als einziger Weinhändler der Schweiz - erst seit letztem Jahr an. Ich bin selber ein grosser Fan dieser Region und freue mich, dass wir gleich mit einem Spitzenjahrgang wie dem 2015er starten konnten. Auch Spanien bieten wir neu mit Jahrgang 2015 an. Wir sind in beiden Bereichen gut gestartet.

 

Bestellen Sie als Weinexperte persönlich auch bei Subskriptionen?

(lacht) Meistens viel zu viel. Wenn ich dort bin und die Weine degustiere, gefällt mir eben so manches. Ich gebe ja für die Kunden entsprechende Tipps ab und bestelle dann auch gerne für mich privat von diesen Trouvaillen. Aber nicht immer dasselbe, ich wähle aus verschiedenen Regionen und verschiedenen Stilen - ich liebe die Abwechslung.

 

>> Jan Schwarzenbach (geboren 1976), ist Leiter Direktverkauf Wein am Hauptsitz von Coop in Basel. Im März 2016 absolvierte er erfolgreich die Prüfung als Master of Wine MW - eine äusserst schwierige Ausbildung, die in der Schweiz zuvor erst drei Fachleute bestanden haben.

 

Weitere Informationen und die Übersicht aller Subskriptionen finden Sie hier.