Text: Elsbeth Hobmeier

Spanien hat die grösste Rebbaufläche der Welt. Es ist der wichtigste Weinexporteur. Welche Regionen sind bei uns am gefragtesten? 

Unter den spanischen Weingebieten sind traditionell Rioja und Ribera del Duero sehr beliebt. Auch Priorat, Rueda und Toro werden zunehmend bekannter, ebenso der Schaumwein Cava. Rioja bleibt jedoch für Rotwein das Aushängeschild des Landes, während Ribera del Duero mit kraftvollen Tempranillo-Weinen punktet. Stark im Kommen sind aber auch Weissweine aus Rueda, vor allem aus der Sorte Verdejo. (Grosses Bild oben: Jan Schwarzenbach, Weinberge im Rioja.)

Der meistexportierte Rioja heisst Faustino. Seit Generationen kennt man hierzulande den Wein mit dem Mann-mit-Hut-Etikett und dem Goldnetz. Was macht ihn besonders? 

Seine klassische Stilistik: gereifte Frucht, ausgewogene Würze und eine gewisse Sanftheit durch lange Reifung im Fass. Die Weine sind zuverlässig und bieten ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die langjährige Präsenz auf dem Schweizer Markt hat Faustino zum Klassiker gemacht. 

Coop führt von Faustino den Rioja Crianza und den Rioja Gran Reserva. Worin unterscheiden sie sich? 

Ein Crianza reift mindestens zwei Jahre, bevor er auf den Markt kommt, davon ein Jahr lang im Holzfass. Es ist ein fruchtiger, eleganter und zugänglicher Weine. Der Gran Reserva dagegen muss deutlich länger ausgebaut werden, nämlich mindestens vier Jahre, je zwei davon im Fass und in der Flasche. Er präsentiert sich komplexer, mit mehr Reife, würzigen Noten und einer feineren Struktur. Kurz gesagt: Der Rioja Gran Reserva ist älter, würziger und auch teurer als der fruchtigere Rioja Crianza. 

Faustino I Gran Risverva, Bodegas Faustino, Spanien Ricardo Goni Oses (blaues Shirt), Juan Jose Diez (Weiss), Carmen Martinez (blaues Hemd)

Das Mann-mit-Hut-Etikett prangt auf sämtlichen Faustino-Abfüllungen.

Faustino I Gran Risverva, Bodegas Faustino, Spanien Ricardo Goni Oses (blaues Shirt), Juan Jose Diez (Weiss), Carmen Martinez (blaues Hemd)

Hier wachsen Weine mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis: Reben von Faustino.

Bezüglich Tempranillo: Zu welcher Gelegenheit wählt man einen Reserva, wann Gran Reserva? 

Hier geht es um Details. Der Reserva hat etwas mehr Frucht und präsentere Gerbstoffe als der Gran Reserva, der würziger schmeckt und seidige Gerbstoffe zeigt. Daher empfiehlt sich der Reserva als Begleiter zu deftigeren Speisen mit mehr Fett, um die Gerbstoffe zu verpacken. Gran Reserva verlangt nach aromatischen, eleganten Gerichten mit Gewürzen und Kräutern. 

Könnten Sie konkreter werden?  

Ich geniesse zum Reserva ein Pisto Manchego aus Tomaten, Paprika, Zucchini und Auberginen, zum Gran Reserva ein Pilzragout mit Sherry.  

Man findet oft ältere, gereifte Jahrgänge. Ist das ein Markenzeichen des Rioja? Oder ein generelles für spanische Weine? 

Dass viele Riojas und andere spanische Weine mit älteren Jahrgängen angeboten werden, ist tatsächlich ein Markenzeichen. Die lange Reifung in Fass und Flasche ist Teil der Qualitätsphilosophie Spaniens, vor allem bei den Kategorien Reserva und Gran Reserva. Das Land hebt sich damit von anderen Weinländern ab, wo meist jüngere Jahrgänge auf den Markt kommen. 

Cune, eine weitere bekannte Weinmarke aus dem Rioja, hat mit Bela erstmals ein Weingut im Ribera del Duero gegründet. Wird Duero trendy? 

Dass Cune (CVNE) mit Bela nun auch im Ribera del Duero tätig ist, unterstreicht den Trend zu kräftigen, modernen Tempranillo-Weinen aus dieser Region. Ribera del Duero hat sich international etabliert und spricht Menschen an, die intensive, strukturierte Rotweine suchen – es ist eine schöne Ergänzung zur Eleganz der Rioja-Weine. 

Schwarze Jacke Sara Juan, gelbe Jacke Maria Larrea und graue Jacke Maria Urrutia Ybarra Bodega Bela, Weingut CVNE, Villalba de Duero, Burgos, Spanien

Im Ribera del Duero haben intensive und strukturierte Rotweine ihren Ursprung.

Fast die Hälfte der spanischen Rebberge sind mit weissen Trauben bestockt. Warum sind bei uns die Rotweine bekannter? 

Das liegt an der grossen Bekanntheit von Rioja, Ribera del Duero, Priorat und anderen Rotweinregionen. Weissweine wie Verdejo aus dem Rueda, Albariño  aus Galicien und dem Schaumwein Cava holen aber auf und werden immer bekannter. Es ist davon auszugehen, dass das Angebot an spanischen Weissweinen noch weiter wächst. Auch weil Weisswein, im Gegensatz zu Rotwein, international an Terrain gewinnt. 

Coop setzt stark auf Nachhaltigkeit und Bio. Wo liegt Spanien in dieser Hinsicht? 

2022 lag das Land als zweitgrösste zertifizierte Bio-Rebfläche der Welt direkt hinter Frankreich. Schon damals waren etwas mehr als 16 Prozent der Reben biologisch bearbeitet. Die Tendenz ist steigend, viele Weingüter stellen auf biologische oder nachhaltige Landwirtschaft um. Auch bei Coop bauen wir das Angebot an Bioweinen aus Spanien laufend aus. 

Ihre persönlichen spanischen Favoriten? 

Ich bin ein Fan von klassischen und modernen roten Riojas, von Grenaches aus Zentralspanien und von Sherrys der Stile Fino und Manzanilla. 

 

>> Jan Schwarzenbach ist ein ausgebildeter Winzer und Master of Wine. Bei Coop Mondovino ist er für die Auswahl und Bewertung der Weine verantwortlich. 

 

Fotos: Roman Alberich, HO