Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Christian Pfammatter

Drei Frauen stehen ihren Mann. Was tun, wenn der Vater und der Onkel das alteingesessene Weingut abgeben möchten, aber die männlichen Nachkommen wenig Motivation zur Übernahme zeigen? Ein bald hundertjähriges Familienunternehmen einfach aufgeben? «Nein, das geht nicht», beschlossen die drei Töchter von Josef und Doris Glenz in Salgesch VS. Zu stark waren sie mit dem eigenen Wein verbunden. Sie haben ihre Kindheit in den Reben und im Keller verbracht. Das prägt. Zwar hatten die Glenz-Töchter eigentlich andere Pläne, bildeten sich im Bankfach, im kaufmännischen Bereich und als Kindergärtnerin aus. Doch als die Zukunft der Glenz-Weinkellerei auf dem Spiel stand, obsiegte der Familiengeist. (grosses Bild oben v.l. Natacha Glenz, Tamara Varonier-Glenz, Judith Zimmermann-Glenz)

 

«Wir drei ergänzen uns gut.» Tamara Varonier-Glenz: «Wenn nicht wir, wer dann? Mit unseren verschiedenen Stärken und Charakteren ergänzen wir uns.» Ihre jüngere Schwester Judith Zimmermann-Glenz ergänzt: «Die Weinkellerei war immer Teil unseres Lebens, ich war schon als Kind stolz auf unseren eigenen Wein. Das alles musste doch in der Familie bleiben». Und Natacha Glenz, die älteste der Drei, überlegte sich: «Alles war da, die Reben, ein guter Önologe, tolle Kunden - das konnten wir nicht einfach aufgeben». Sie sagten gemeinsam Ja, stiegen als vierte Generation ein und tauften den Betrieb um: «Josef Glenz & Töchter»!

Salgesch ! Hier profitieren die Reben von « Joseph Glenz und Töchter » von der Walliser Sonne

Salgesch! Hier profitieren die Reben von «Joseph Glenz & Töchter» von der Walliser Sonne.

Merlot & Goldregen. In den inzwischen 14 «Töchterjahren» haben die drei Schwestern den Betrieb tüchtig ausgebaut und die Angebotspalette erweitert. Einmal pro Woche sitzen sie zusammen, dann wird angeregt diskutiert und organisiert. «Wir lassen unseren Gedanken freien Lauf, dabei entstehen wunderbare Ideen», verrät Natacha Glenz das Erfolgsrezept. Eine solche Idee war der Merlot, ein charmanter, aromatischer Rotwein, der seit einigen Jahren das Sortiment bereichert. Dass diese Traube gut auf die sonnigen Kalk- und Schieferlagen von Salgesch passt, hatte sich schon Vater Josef Glenz überlegt. Die Töchter beweisen es jetzt. Auch die Operation «Pluie d’Or» (Goldregen) ist ein Erfolg: Grosspapa Heini machte unter diesem Namen einen Fendant, die Töchter kreierten jetzt eine weisse Assemblage aus ihren Lieblingsweinen Arvine, Chasselas und Pinot gris.

 

Die Linie der Familie. Sieben Weissweine, sieben Rotweine und ein Rosé zeigen sich stolz mit einer einheitlich gestalteten, eleganten Etikette. Der neue Schaumwein Glamour und die Familienlinie setzen weitere Akzente. Diese Linie verrät die persönlichen Vorlieben der Familie Glenz: Domaris (eine Hommage aus Doris und Mama an die Mutter) ist ein süsser Rotwein, Josi ist eine dem Vater gewidmete rote Cuvée aus Syrah, Merlot und Pinot, Judith setzt auf Petite Arvine, Tamara auf Pinot noir und Natacha auf Pinot gris. Die fünf Flaschen können einzeln oder als Sortiment bestellt werden.

«Wein & Dessous, Glenz & Gloria.» Tamara betreut die Produktion, Judith das Marketing, Natacha die Administration. Daneben wollen die Degustationen im eigenen neuen Carnotzet sowie grössere Events betreut sein. Für die eigentliche Weinbereitung ist jedoch Önologe Johan Roduit zuständig, «der war schon vor uns dabei», betonen sie. Die Zusammenarbeit scheint bestens zu klappen - «er ist offen für neue Ideen, wir sind begeistert von seinen Weinen, aber manchmal bedrängen wir ihn auch ein wenig mit unseren Geistesblitzen», sagen die drei Frauen und gestehen, sie seien eben «nicht immer nur süss». Lustig und sehr weiblich wird es, wenn sie einen «Wein&Dessous-Event» planen, zu «Wine&Pearls&More» bitten oder das Geschenkset «Glenz&Gloria» kreieren mit Pinot gris und Traubenöl-Gesichtscrème. Heuer wollen die drei Töchter 100 + 3 Jahre Glenz-Wein feiern - zuerst aber müssen sie mit spontanen Online-Aktionen die Corona-Krise bewältigen. Gut, dass alle drei dabei auf ihre Partner und ihre je zwei Kinder zählen können - nicht zu vergessen der inzwischen 77-jährige Vater Josef, der immer noch täglich im Keller anzutreffen ist.

 

>> Weinkellerei Josef Glenz & Töchter
Gemmistrasse 75
3970 Salgesch
Tel. 027 455 50 75
www.glenz-weine.ch