Text: David Moginier

Ein Keller von 1604. Gilbert Devayes, ein Mann von mächtiger Statur und ansteckendem Humor, empfängt die Gäste in seinem Haus, das aus dem Jahr 1604 stammt. «Ich hatte viel Glück in meinem Leben», gesteht der Sechzigjährige, «Alles hat sich gut entwickelt.» Der Winzerssohn arbeitete zuerst an der Seite seines Vaters und absolvierte die Ausbildung in Changins. Nach dessen Tod im Jahr 1998 übernahm er das Gut im Einverständnis mit seiner Familie. Zwei Jahre später kaufte er das jetzige Haus und renovierte es vollständig, wobei er die alten Steinmauern und die schönen Holzschnitzereien freilegte. «Auch da hatte ich Glück: Das Haus stand nicht unter Denkmalschutz, ich konnte machen, wie ich wollte. Sonst hätte ich alles wieder zudecken müssen.» Groses Bild oben: Gilbert Devayes & Schwiegersohn Gaëtan Carron.

 

Stetige Neugier. «Das Einzige, das ich heute bedaure, ist, dass ich nicht ewig weitermachen kann», sagt er. Er liebe seinen Beruf, dieser sei extrem interessant, immer finde er etwas zum Überlegen und zum Tüfteln, immer wieder gebe es neue Herausforderungen. Das war auch der Grund für ihn, Rebsorten anzupflanzen, die er andernorts verkostet hatte. Er wollte ausprobieren, wie sie sich unter der Sonne von Leytron entwickeln auf den zehn Hektaren Rebland, die er dort kultiviert. Hier wachsen vorwiegend rote Sorten, zum Beispiel ein Malbec und ein Cabernet franc, aber auch Weisse wie Viognier und Muscat. Insgesamt sind es heute achtzehn verschiedene Trauben, «wir müssen uns immer gut organisieren wegen den spät reifenden Sorten». Doch sein Coup de Coeur sei die Petite Arvine, «diese Sorte unterscheidet uns Walliser von allen anderen Winzern.»

 

Es bleibt in der Familie. Die Idee packte den Automechaniker Gaëtan Carron, seinen Schwiegersohn, als er einen störrischen Traktor reparierte. Er entstammt einer Winzerfamilie aus der Gegend von Fully, er liebt gutes Essen und guten Wein. Und er entschied sich damals, mit 35 noch die beiden Lehren als Winzer und als Kellermeister zu absolvieren, um mit seinem Schwiegervater zu arbeiten und das Gut eines Tages zu übernehmen. Denn dessen beide Töchter hatten sich für andere Richtungen entschieden: Coline arbeitet im Finanzbereich, Julie in der Achitekturbranche. «Aber das ist noch nicht heute oder morgen so weit», präzisiert Gilbert Devayes, «zuerst muss ich alles noch genau organisieren».

 

Das liegt im Keller: Weiss: Fendant, Johannisberg, Amigne, Chardonnay, Chardonnay barrique, Muscat, Petite Arvine, Viognier, Païen. Rosé: Dôle blanche, Rosé d’assemblage. Rot: Gamay, Dôle, Pinot noir, Humagne rouge, Syrah, Diolinoir, Merlot, Malbec, Cabernet franc, Farandole (Assemblage). Schaumwein: Blanc de noir. Süssweine: Pinot gris und Arvine flétrie.

 

Coup de Coeur: Die Petite Arvine 2021.

 

Das passt zusammen: Ein alter, charaktervoller Raclettekäse von André Luisier zu einem subtilen und fruchtigen Humagne rouge aus alten Reben.

 

Drei Gault-Millau-Chefs mit Weinen von Gilbert Devayes: Pierrick Suter vom Restaurant Table des Suter in Lucens (17 Punkte), Pierrot Ayer im Pérolles in Fribourg (17 Punkte), Jean-Maurice Michellod im Soleil de Dugny in Leytron (15 Punkte).

 

>> www.gilbertdevayes.ch