Text: Stephan Thomas I Foto: HO

Oase am Zürichsee. Welch ein Postkartenblick! Wir stehen mit Monica Hasler zuoberst an ihrer Ueriker Reblage «Rütihof». Ein Steilhang - um hier arbeiten zu können, muss man ziemlich schwindelfrei sein. Im Hintergrund blinken der Zürichsee und die Alpen. Das Wiesland unten am Rebberg konnte dank einer Bürgerinitiative vor der Zubetonierung bewahrt werden. Kein Wunder, wimmelt es hier an sonnigen Tagen von Ausflüglern.

 

Federer? Rebstöcke! Dennoch: «Unsere Gegend ist heute nicht mehr unbedingt für Wein bekannt, obwohl er in der Zürichsee-Region eine lange Tradition hat. Eher für Roger Federer und Tina Turner, die in der Nähe ihre Villen haben. Viele wissen gar nicht, dass hier Reben stehen.» Beklagen will sich Monica Hasler nicht. «Die Anerkennung für Schweizer Wein ist ganz allgemein gestiegen. Uns kommt auch entgegen, dass wir regional gut vernetzt sind. In der Gastronomie, aber auch bei den Privatkunden.» Sie kaufen Monica Hasler und ihrem Mann Matthias Bürgi zwei Drittel der Produktion ab.

 

Qual der Wahl. Die Weinpalette des Rütihof ist ausgesprochen breit. Pinot Noir gibt es in bis zu vier Stufen, vom «trinkigen» Clevner bis zu der kräftigen Cuvée «Tardif», die nur in den besten Jahren gekeltert wird. Beim Räuschling, der Vorzeigesorte des Zürichsees, ist vor allem der «R3» berühmt geworden. Er ist ein Gemeinschaftswerk von Lüthi Weinbau in Männedorf, Schwarzenbach Weinbau in Meilen und dem Rütihof. Ein Paradewein, der auch einige Alterung aushält. Leider gibt es davon nur 2000 Flaschen jährlich.

 

Das Glas machts. Monica Hasler und Matthias Bürgi sind die fünfte Generation auf dem Rütihof, die zweite, die nur auf den Weinbau fokussiert. Das bedeutet auch Verantwortung. «Wir versuchen dem mit einer naturnahen Bewirtschaftung gerecht zu werden. Wir sind klimaneutral und beim Label Fair'n'Green zertifiziert. Da geht es nicht nur um Ökologie, sondern beispielsweise auch um Fairness gegenüber den Angestellten. Wir verwenden leichte Flaschen, denn das Glas fällt in der Ökobilanz enorm ins Gewicht. Im Rebberg haben wir viele Ökoflächen angelegt. Die Blüte der Trockenwiese ist im Sommer eine wahre Pracht.»

 

Coup de Coeur: Räuschling

 

Das liegt im Keller: Gewürztraminer 2021, Zweigelt 2020, Jahrgangscuvée «Mon Crima» (Merlot/Pinot Noir)

 

Drei Gault-Millau-Chefs mit Rütihof-Weinen: Maximilian Müller im «Baur au Lac/Pavillon» Zürich (18 Punkte). Cäsar Meyer im «Gasthof zur Sonne» Stäfa (16 Punkte). Stephan Peters in der «Rosenburg» Wolfhausen (13 Punkte)

 

Das passt zusammen: Orange Wine vom Gewürztraminer 2021 («Eine Aromenbombe») zu Leber-Parfait an Verjus-Gelée («Ein Dream-Team!»)