Text: Elsbeth Hobmeier I Foto: Hans-Peter Siffert
Die Lagen-Weine. Mit grosser Überzeugung und mit ebenso grossem Erfolg setzt das Weingut Fromm in der Bündner Herrschaft auf Pinot noir aus genau umrissenen Lagen. Da wird nichts gemischt und verfälscht. Jedes Terroir, jeder Rebberg spricht seine eigene, klare Sprache als «Grand Cru». Zum Beispiel die Lage «Schöpfi»: Ein von Steinmauern umgebener Clos, mit hohem Anteil von Sand und Ton, den die Flüsse Rhein und Landquart abgelagert haben, bepflanzt mit älteren Burgunderklonen. Vinifiziert mit einem hohen Rappenanteil, was ihm viel Kraft, aber auch eine kernige Frische und ein kompaktes, zugleich graziöses Finale verleiht. Oder der etwas ungestümere «Spielmann» mit pfeffrigen, mineralischen Noten. Und der harmonische und komplexe «Fidler» aus Schweizer Klonen auf Schiefer und Kalkstein. Nicht zu vergessen die Lagen Selvenen, Michel und die jüngste im Bunde, die neue Einzellage Küng: «Diese sechste Pinot-noir-Einzellage kommt mit dem Jahrgang 2023 auch noch dazu. Aber dann ist genug», lacht Marco Fromm, Georgs Sohn, der seit 2015 nach seiner Rückkehr aus Neuseeland im Familienweingut dabei ist. Grosses Bild oben: Cedric Werner, Marco & Georg Fromm (v.l.).
Weisse auf Vormarsch. Seit einiger Zeit spricht die Weinwelt jedoch nicht nur von den hervorragenden Roten der Fromms aus Malans, sondern auch ihre Weissweine machen Furore. Vor allem der Chardonnay wurde zum Star, seit der Jahrgang 2020 in einem internationalen Profi-Panel als Sieger brillierte. «Wir setzten auf eine komplexere Vinifikation als zuvor: Ein Teil der Trauben wurde ganz gepresst, ein Teil durchlief eine Maischestandzeit, den dritten Teil pressten wir sofort ohne Stiele», erklärt Marco Fromm. «Die Stilistik ist nun viel konsequenter und konstant elegant, frisch, mit feiner Aromatik und saftiger Säure». Während die weissen Sorten einst eher im Schatten der berühmten Rotweine standen, hat sich das mit dem Einstieg des jungen Kellermeisters Cédric Werner geändert, der mehr Zeit dafür aufbringen kann, um an den Details zu feilen.
Riesige Erfahrung. Georg Fromm schöpft sein grosses Wissen aus einem speziellen Werdegang: 1969 musste er blutjung, noch als Teenager, den elterlichen Betrieb übernehmen, den er zu einem der führenden Schweizer Weingüter formte, indem er sich auf Burgundersorten konzentrierte. 1992 baute er zudem die Fromm Winery in Marlborough/Neuseeland auf und pendelte fortan zwischen jährlich zwei Ernten. Seine Chardonnays und Pinots waren weltweit begehrt, doch 2007 verkaufte Fromm das Gut in Übersee und konzentrierte sich wieder vollumfänglich auf Malans. Schon immer war er vom biologischen und biodynamischen Landbau überzeugt und von der Lehre der regenerativen Landwirtschaft. Für jede Parzelle stellt er eine individuelle Mischung für die Aussaat der Begrünung zusammen. «Die Passion für die Böden ist für mich der Angelpunkt unserer Arbeit», sagt der Pionier, der sich «eher als Weinbegleiter denn als Weinmacher» begreift und heuer mit dem 2023er seinen 55. Jahrgang ernten wird.
Die junge Generation. Hinter dem Weingut Fromm steht heute ein verjüngtes Team. Die Hauptrollen spielen Sohn Marco Fromm als Betriebsleiter, Vater Georg in den Reben und Cédric Werner im Keller. «Wir wissen alle genau, in welche Richtung wir gehen wollen», sagt Marco und schätzt sich glücklich, dass «wir konsequent nur das machen, was uns gefällt». Ihm selber gefällt neben Wein auch der Bereich des Hochprozentigen. Sein Angebot an eigenem Gin ist schweizweit wohl einmalig, dazu nutzt er auch die in den Rebbergen ausgesäten Kräuter. Neben den Single Cask Gins wird er 2024 auch den ersten vierjährigen, in quarter casks ausgebauten Whisky lancieren. Die Erfolgsgeschichte des Weinguts Fromm wird in fünfter Generation weitergeschrieben.
Das liegt im Keller: Weiss: Riesling-Sylvaner, Pinot blanc, Pinot gris, Gewürztraminer, Chardonnay, Orange Wine. Rot: Pinot noir Village, Pinot noir Selvenen, Pinot noir Michel, Pinot noir Fidler, Pinot noir Spielmann, Pinot noir Schöpfi, Maöanser Merlot. Malanser Rosé. Malanser Vin Mousseux Extra-Brut. Destillate: Fromm’s Gin Nr 3/London Dry, Nr 5/Pinot Cask, Nr 6/Bourbon Cask, Nr 9/Artemisia Absinthium, Nr 10/Gewürztraminer Cask; Vin doux de Merlot; Eau de Lié de Pinot noir; Marc de Chardonnay; Vieux Marc de Pinot noir.
Coup de Coeur: Georg Fromms Liebling ist der Pinot noir Schöpfi, «eine der ältesten Reblagen in Malans, umrahmt von Steinmauern und der Rebberg, der am längsten im Familienbesitz ist». Sohn Marco setzt lieber auf die Einzellage Pinot noir Spielmann: «Der vibriert einfach. Was da im Gaumen an Würze, Dynamik, Komplexität und an aromatischer Nachhaltigkeit abgeht, ist umwerfend.»
Das passt dazu: Georg serviert zum Schöpfi 2018 ein mit schwarzer Oliventapenade mariniertes Lamm-Rack aus dem Ofen, dazu Frühlingskartoffeln und grüner Spargel vom Grill. Marco bevorzugt zum Spielmann 2016 eine schöne Charcuterie- oder Käseplatte, «damit bleibt der Wein und die Begleitung im Zentrum.»
Drei Gault-Millau-Chefs mit Fromm-Weinen: Andreas Caminada und Joël Ellenberger im Igniv im Grand Resort Bad Ragaz (17 Punkte); Lukas Kiener im Zur Gedult in Burgdorf (17 Punkte); Björn Inniger im Alpenblick in Adelboden (16 Punkte).