Text: Stephan Thomas Fotos: Hans-Peter Siffert

Sold out. Im Flaschenlager von Manfred und Michela Meier in Zizers herrscht gähnende Leere. Geplündert wurde es hauptsächlich von privaten Stammkunden, die bei Meiers satte 80 Prozent ausmachen. Sie lechzen nach den gut bündnerischen Pinots Noirs. Aber nicht nur, denn hier fällt die Hälfte der Produktion auf Weisse: Riesling-Sylvaner, Pinot Blanc, Sauvignon Blanc, Chardonnay und Gewürztraminer.

 

Altes Handwerk. Manfred und Michela sind Winzer mit Leib und Seele. «Wir haben auch schon Fässchen in unserer guten Stube gestapelt, um dem Säureabbau auf die Sprünge zu helfen.» In manchem sind sie Traditionalisten. «Wir binden die Reben immer noch mit Weiden auf - eine Tradition, die auf meinen Vater zurückgeht. Es ist einfach schöner so.» Doch es herrscht auch Pioniergeist auf dem Weingut. So hatte der Vater schon 1970 Gewürztraminer aus Ungarn importiert. Damals mussten die Setzlinge zuerst einmal ausgiebig in Quarantäne.

 

Etikette zählt. Ein Geniestreich war die Gestaltung der Etiketten. Nur Grossbuchstaben, etwa «S» für Sauvignon Blanc und «CH» für Chardonnay. Die Erkennbarkeit ist maximal, manche haben das seither kopiert. Am Anfang aber wollten es nicht alle Kunden goutieren. Michela erinnert sich an eine Wirtin, die Meier-Flaschen immer so anpries: «Das ist der Superwein mit der grässlichen Etikette!» Der Werber, der die Etiketten designt hatte, beschwichtigte: «Nehmt es locker. Coca-Cola hatte anfänglich diese Probleme auch.»

 

Rarität. Manfred Meier war 1995 einer der ersten, der einen aufgespriteten Pinot Noir im Stil eines Portweins kelterte. Nach anfänglichen Gehversuchen gab Dirk Niepoort den entscheidenden Tipp: «Stampft ihn doch einfach mit den Füssen, wie es bei uns in Portugal Tradition ist!». Seither macht man das bei Meiers so. «Der Unterschied ist frappant. Nach fünf Stunden Stampfen ist die Maische wie Konfitüre.» Auf jeden Fall ist das Stampfen ein vergnüglicher Anlass, zu dem Meiers Freunde einladen. Spass macht natürlich auch das Endprodukt. Glücklich, wer eine Flasche davon ergattert.

 

Das liegt im Keller: Sauvignon Blanc, Schiller, PN Sélection

 

«Coup de coeur»: PN Réserve

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Meier-Weinen: Dieter Frese in der «Fischerstube» Weesen (14 Punkte). Martin Bieri im «Guardaval» Lenzerheide-Sporz (16 Punkte). Fabrizio Zanetti im «Suvretta House» St.Moritz (16 Punkte)

 

Das passt zusammen: Vin de Liqueur AOC «Vintage» zu Schokolade («Manjari» oder «Guanaja» von Valrhona) oder Stilton

 

>> weinbaumeier.ch