Text: Stephan Thomas

Wein als Ehestifter. Die Geschichte des Weinguts «Bovel» im Telegrammstil: Appenzellerin (noch heute unüberhörbar) lernt Köchin, arbeitet bei Stucki in Basel, bewirbt sich dann bei Beat Blum in Fläsch. Der nimmt sie nur unter der Bedingung, dass sie sich Weinkenntnisse erwirbt. Erstes Studienobjekt: Eine Flasche Federweiss 1988 von Daniel Marugg senior. Den Wein liefert Daniel junior in die «Mühle». Bald sind die beiden Mann und Frau, haben vier Kinder und führen das Weingut gemeinsam.

 

Familiengeschichte. Es gibt in Fläsch nicht weniger als vier Betriebe mit dem Namen Marugg, alle unter sich näher oder weiter verwandt. Um Verwechslungen auszuschliessen, nennen Monika und Daniel ihr Gut «Bovel», romanisch für Ochsenweide. Das ist der Flurname des Orts, wo das Weingut steht. Auf der Etikette prangt denn auch ein stilisierter Ochse und sorgt für Erkennbarkeit. In den Flaschen steckt vor allem die Leitsorte Pinot Noir. Maruggs keltern eine Basisvariante, eine «Sélection» und einen Paradewein mit dem vielschichtigen Namen «Intus».

 

Nicht nur Tradition. Stolz sind Maruggs auch auf ihren Chardonnay. Dazu keltern sie Riesling-Silvaner, Pinot Blanc, Pinot Gris, Sauvignon blanc, Merlot, dazu auf einer Parzelle im Wallis etwas Malbec. Sogar ein wenig von der pilzwiderstandsfähigen Züchtung Cabernet Blanc, die die weisse Cuvée ergänzt. Daniel zum Thema: «Natürlich sind wir in erster Linie Verfechter der traditionellen europäischen Rebkultur. Aber man muss auch Dinge ausprobieren, sich dem Neuen nicht verschliessen.» Angestrebter Weinstil? «Wir suchen den Nerv und die Eleganz. Vielleicht machen wir etwas ungeschminkte Weine. Unplugged.»

 

Kräutersulz. Maruggs gehen sehr behutsam mit der Natur um. «Wir sind Knospe-zertifiziert, hängen das aber nicht an die grosse Glocke. Wir schreiben es nicht einmal auf die Flaschen». Für das Wohl der Reben («wir nennen das Pflanzenpflege, nicht wie üblich Pflanzenschutz») setzen sie stark auf ätherische Öle, die sie manchmal auch mit Drohnen ausbringen. Details zu der Zusammensetzung geben sie nicht preis. «Das ist wie beim Appenzeller Käse. Das Rezept für die Kräutersulz bleibt ein Geheimnis».

 

Coup de Coeur: Pinot Noir «Intus» 2018

 

Das liegt im Keller: Pinot Noir 2022. Cuvée blanc 2022. Chardonnay 2022 (ca. ab August)

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Bovel-Weinen: Ueli Kellenberger im «Rössli» Bad Ragaz (16 Punkte). Roger Kalberer im «Schlüssel» Mels (17 Punkte). Tino Zimmermann in der «Stiva Veglia» Schnaus (16 Punkte).

 

Das passt zusammen: Spargelrisotto mit Spargeln vom Spargelhof Risch in Fläsch zu Sauvignon blanc.

 

>> weingut-marugg.ch