Nie wieder ins Büro. «Mein heutiger Beruf ist sehr weit von dem entfernt, was ich früher gemacht habe. Wurzeln in der Weinwelt habe ich nicht. Ich bin in einem eher urbanen Umfeld aufgewachsen und habe mich mehr auf den Tertiärsektor ausgerichtet. Nach vielen Jahren Gefangenschaft im Büro sah ich keine Veranlassung mehr, so weiterzumachen. Ich konnte mir ein Leben wie bis dahin schlicht nicht mehr vorstellen.» Die Biografie von Alex Stauffer gleicht der vieler Quereinsteigender im Winzerbusiness. Heute steht er im Rebberg und ist selbst einer dieser erdverhafteten Männer geworden, «für die jeder Handgriff bedeutsam ist.» Ganz ohne Flair für die neue Aufgabe war Stauffer nicht, stammt er doch aus dem Jura, wo die Landwirtschaft noch präsenter ist als anderswo. Später hat er in der Nachbarschaft des Lavaux gelebt und eine Begeisterung für die Weine der Welt und die Degustation aufgebaut. Eine solide Ausbildung musste sein: Stauffer schrieb sich an der Weinschule von Changins ein. Der GaultMillau zeichnet ihn als «Rookie des Jahres» aus.

Alexander Stauffer Weine

Statt Büro hat Alexander Stauffer jeden Tag diese Aussicht.

Alexander Stauffer Weine

Stauffers Weine passen perfekt zum Sommer und einer Grillparty.

Von null auf hundert. Aus dem Nichts hat Stauffer ab 2018 sein Weingut im Wallis aufgebaut. Heute pflegt er auf biologische Weise 13 Rebsorten, aufgeteilt auf Parzellen zwischen Sierre und Flanthey. Meistens jene, die für das Wallis typisch sind: Petite Arvine, Syrah, Cornalin, Humagne, Gamay. Besonders am Herzen liegt ihm der «Vin de l’Alchimiste», ein im Solera-System aus verschiedenen Jahrgängen gekelterter Marsanne. Momentan sind es drei, bis zu Stauffers Pensionierung sollen es 20 Jahrgänge werden. Überraschend singt Stauffer auch das Loblied des Dôle. «Er geniesst einen schlechten Ruf, gilt als die Plörre aus dem Bistro an der Ecke. In meiner Teenagerzeit war er der Liebling der Kundschaft mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis im Wallis. Innert zweier Jahre wurde mein Dôle, die einzige Cuvée des Hauses, ein Referenzwein und einer unserer Bestseller. Wir haben dem Dôle seinen Adelstitel zurückgegeben.»

Alexander Stauffer Weine

«Nach vielen Jahren Gefangenschaft im Büro sah ich keine Veranlassung mehr, so weiterzumachen», sagt Quereinsteiger Alexander Stauffer.

A wie Alex. Woher kommt eigentlich der Name des Guts «Le Vin de l'A»? «Da gibt es zahlreiche Inspirationen. «A» wie «artisan» (Kunsthandwerker) oder «artiste» (Künstler). Natürlich steht es auch für Alex». Dazu für manche Weine, die Stauffer gerne auf Gedichte von Charles Baudelaire bezieht: «Le Vin des Amants (der Wein der Liebenden)» oder gar «Le Vin de l'Assassin (der Wein des Mörders)».
Nichts mit Freizeit. Die Liste der Restaurants, die Stauffers Weine auf der Karte haben, ist sehr lang und hochkarätig. «Schon in meiner Kindheit habe ich mich in die Küche und den guten Geschmack verliebt. Nach einigen Praktika in verschiedenen Restaurants hatte ich aufgegeben aus Angst, keine Freizeit mehr zu haben. Indem ich Winzer geworden bin, habe ich es allerdings auch nicht besser gemacht.»

www.levindela.ch

 

Fotos: Ivan Boiko | Abel Valdenebro | Oscar Olivera