Text: Stephan Thomas

Oldie but goldie. Thomas Marugg schenkt uns von seinem Fläscher Blauburgunder Barrique ein. Für uns hat er einen 1998er aus dem Archiv geholt - welche Ehre! Wir sind sprachlos ob der Finesse und Komplexität des vermeintlichen Oldies. Staunen dürfen wir auch sonst mehrmals. Etwa beim schmelzigen Chardonnay «Ruofanära». Thomas Marugg war der erste, der in der Bündner Herrschaft Chardonnay angebaut hat. «Der erste zumindest, der das offiziell angemeldet hat», ergänzt er schmunzelnd. (Grosses Bild oben: Thomas Marugg mit seiner Frau Edith und den Töchtern Milena & Alessia v.l.)

 

Schweiz toppt Burgund. In Thomas' Verkostungsraum steht die ganze Palette der Marugg-Weine. Der Réserve-Pinot «Kruog» beispielsweise. Bei Thomas stammen die Pinots aus verschiedenen Schweizer Klonen. «Heute bin ich mir sicher, dass der frühere Hype um die Burgunder Klone ein Fehler war. Unsere Schweizer Varietäten sind optimal an die hiesigen Verhältnisse angepasst.»

 

Rapsöl und Einhorn-Wein. Wir sehen zudem die in der Herrschaft seltenen Weine aus der Diolinoir-Traube. Reinsortig heisst das «Ardesia», als Cuvée mit Pinot Noir «Brittis». Im Sortiment ist auch ein Schiller, der weggeht wie warme Semmeln. Dazu kommen als höchst spannende Nebenprodukte das Traubenkernöl und das vorzügliche Rapsöl. Beide genügen selbst verwöhnten Gourmet-Gaumen. Dann steht da noch eine mysteriöse Flasche mit einem farbigen Einhorn auf dem Etikett. Das erklärt sich damit, dass die jüngere Tochter Milena (die ältere heisst Alessia) mit ihren dreizehn Jahren im Einhorn-Alter ist. Weniger selbstverständlich: Milena hat diesen Wein eigenhändig gekeltert.

 

Cool bleiben. «Die Rebe zieht uns an bis zum Zylinder - und sie zieht und aus bis auf die Unterhose». Das ist ein Zitat von Thomas' Grossvater. Vor der Generation seiner Eltern hat Thomas grössten Respekt. «Ich schätze enorm, was da geleistet wurde. Die Knochenarbeit, das Risiko, die Bereitschaft auch, das ganze Vermögen zu investieren. Als das Fläscherfeld nach der Melioration bestockt wurde, haben sich die Maienfelder Nachbarn über die vermeintlich zweitklassige Lage mokiert. Heute sieht es die Weinwelt gründlich anders.»  Thomas eigenes Motto: «Man muss als Winzer in grossen Zeiträumen denken. Die Bilanz muss über zehn Jahre hinaus aufgehen. Also: Cool sein, wenn es einmal nicht optimal läuft. Dafür auf dem Boden bleiben und nicht übermütig werden, wenn es läuft wie geschmiert.»

 

Das liegt im Keller: Chardonnay «Ruofanära» 2019; Pinot Noir «Kruog» 2018; Schiller 2020

 

«Coup de coeur»: Pinot Noir «BRITTIS» 2005

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Thomas Marugg-Weinen: Martin Herrmann in der «Mühle» Fläsch (15 Punkte); Silvio Germann im Grand Resort Bad Ragaz/Restaurant «Igniv» (18 Punkte); Siggi Tschurtschenthaler im «Adler» Fläsch (15 Punkte).

 

Das passt zusammen: Pinot Noir «Kruog» zu «Suure Mocke» mit Kartoffelstock, wie ihn Alexander Rufibach im «Zum Brunnen» in Fraubrunnen zubereitet (14 Punkte).

 

>> marugg-weine.ch