Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Hans-Peter Siffert

Kick für den spanischen Weinbau. Von der Wand blicken die Porträts der Ahnen: Urgrossvater und Urgrossonkel, Grossvater, Vater. Sie gründeten das Weingut Torres in Penedès 1870 und haben es gross gemacht. Heute bearbeitet die Familie allein in Katalonien über 1100 Hektar Reben. Hinzu kommt eine ganze Reihe weiterer Güter in allen Weinregionen in Spanien sowie in Chile und Kalifornien. Die Ahnen können zufrieden sein mit Miguel Agustin Torres, 82, dem Nachkommen in der vierten Generation. Als junger Mann studierte er in Frankreich Weinbau und Önologie. Er war überzeugt, dass Cabernet Sauvignon und Chardonnay auch in Katalonien gut gedeihen würden. Die Wine Olympics in Paris bestätigten ihn rundum: Sein neuer «Mas La Plana», reiner Cabernet Sauvignon, wurde 1979 als bester Wein ausgezeichnet und überflügelte alle französischen Spitzenweine. Es war eine Sensation, ein unerhörter Kick für den spanischen Weinbau. Der Mas La Plana wird auch heute noch aus alten Cabernet-Sauvignon-Reben produziert. Und auch heute noch ist der 82-jährige Miguel A. Torres stolz auf diesen Topwein. Grosses Bild oben: Miguel A. Torres vor den Ölbildern seiner Ahnen. 

 

Der historische Keller von Torres beim Bahnhof in Vilafranca del Penedès

Historisch wertvoll: Der Weinkeller von «Torres» beim Bahnhof in Vilafranca del Penedès.

Bis 2040 ohne Emissionen. Früh schon war im Weingut Torres klar, dass die Zukunft dem ökologischen Weinbau gehört. Alle eigenen Reben in Katalonien sind bio-zertifiziert. 2008 wurde das Projekt «Torres & Earth» lanciert, einige Jahre später gründete es die Vereinigung «International Wineries for Climate Action» (IWCA) mit heute 146 Betrieben in aller Welt – «aber leider noch keinem in der Schweiz», wie Miguel A. Torres bedauernd feststellt. «Wir müssen Sorge tragen zur Erde, das ist unser oberstes Ziel», mahnt er. In seinen Weingütern wurde bereits viel umgesetzt: 50 Prozent des Energiebedarfs werden autonom gedeckt. Das Abwasser bewässert die Reben. Der Wein wird in leichtere Glasflaschen abgefüllt. Die Biodiversität mit zugefügtem organischem Material verbessert. Der CO2-Ausstoss reduziert. Bis 2040 will das Unternehmen sämtliche Emissionen komplett verhindern. Dafür engagiert sich tatkräftig auch schon die fünfte Generation: Tochter Mireia, Nichte Kristina und Sohn Miguel, der gegen Ende 2024 das Präsidium übernehmen wird. 

 

Natureo, Wein ohne Alkohol: Montse Rosell (winemaker) und Mireia Torres, Direktorin für Inovation

0,0 Prozent Alkohol: Das Erfolgsprodukt Natureo ist «Kind» von Mireia Torres (r.) und Önologin Montse Rosell. 

Im Sortiment: das Gegenteil von Brandy. Wein ohne Alkohol ist das Ding von Mireia Torres. «Wir machen neben Wein auch Brandy, Wermut und Pisco – und jetzt noch das pure Gegenteil davon», sagt die Direktorin für Innovation lachend und präsentiert ihre Linie «Natureo» mit 0,0 Prozent Alkohol. Lanciert wurde das Projekt im Jahr 2004, als Erstes dieser Art in Spanien. «Mein Vater sagte: ‹Du bist verrückt!›. Aber wir haben grossen Erfolg», erzählt sie. Vier Spielarten sind inzwischen auf dem Markt, alle auch bei Coop Schweiz erhältlich und begehrt: ein Weisser und ein Schaumwein, beide aus Muscat; ein Rosé und ein Roter aus Syrah und Garnacha. Sie schmecken erstaunlich gut, vor allem der blumig-frische Muscat. «Sie sind absolut natürlich, wir fügen keine Aromen oder Zusatzstoffe zu», ergänzt die zuständige Önologin Montse Rosell und erklärt die spezielle Produktionsart: Der Wein wird zweimal durch eine sogenannte Spinning Cone Column geschickt. Zunächst werden dabei die Aromen entzogen (und später wieder beigefügt), dann der Alkohol. Der alkoholfreie Wein ist danach trinkbereit. Pro Jahr verlassen bereits 2,88 Millionen Flaschen das Haus, Tendenz steigend. «Junge Leute, Schwangere oder Menschen, die aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen keinen Alkohol trinken, schätzen dieses Angebot.»  

 

Frühlingsanfang auf der Mas de la Plana

Frühlingsanfang auf der Mas de la Plana, wo Cabernet-Sauvignon-Reben stehen.

Miguel A. Torres and Mrs. Waltraud Maczassek, 2014

Miguel A. Torres und seine Frau Waltraud Maczassek (2014).

Das Restaurant El Cellar im Besucherzentrum

Im Besucherzentrum isst man im «El Cellar», ein Glas Wein inklusive.

Waltraud, seine grösste Auszeichnung. Bereits sechs Mal wurde Torres als «Bestes Weingut der Welt» ausgezeichnet, es gehört der Vereinigung der ältesten Weinfamilien an. Unmengen von Awards und Zertifikaten zieren die Wände. Welcher Preis, welche Auszeichnung war für Doyen Miguel A. Torres das grösste Ereignis? Die Antwort kommt postwendend: «Meine Frau Waltraud. Sie hat mich unterstützt, hat uns den deutschen Markt eröffnet, hat die fünfte Generation geformt, hat das alles erst möglich gemacht», sagt Miguel A. Torres voller Dankbarkeit.  

 

www.torres.es