Text: Stephan Thomas I Foto: Claudia Link
Der Kopf machts. Es ist erst wenige Jahre her, dass Adrian Hartmann sein Weingut in Oberflachs AG übernommen hat. Und so dezent und bescheiden er im Gespräch ist, so entschlossen ist er von Anfang an zur Sache gegangen. Naturwein. Neu-alte Sorten wie der Elbling, von dem er gerade 40 Aren gepflanzt hat. Vor allem aber Biodynamie. Dabei hat er noch vor wenigen Jahren von den Kollegen hören müssen, Bio sei wohl gut, aber im Aargau nicht möglich. «Es geht. Wichtig ist der Kopf des Winzers. Du musst das wollen.»
Bundeshauswein. Das konnte nicht verborgen bleiben. Adrian Hartmann ist einer der wenigen Aargauer Winzer, die wirklich über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt sind. Gut platzierte Vertriebspartner tragen seine Weine in die besten Restaurants des Landes. Als Nationalratspräsidentin hat Irène Kälin Adrians Weine in die «Galerie des Alpes» im Bundeshaus gebracht. Sie ist mit Hartmanns befreundet und wohnt ebenfalls in Oberflachs.
Kulinarische Flaschen. Apropos Promis: In der Oberstufe war Adrian Klassenkollege von Daniel Humm. Das muss abgefärbt haben. Adrians Weine sind ausgesprochen kulinarisch. Die fadengeraden Pinots passen wunderbar zum Essen. Der «Blanc Naturel» begleitet manchen Teller ideal, bei denen sich die Sommeliers auf der Suche einem guten Pairing die Haare raufen. Nicht zu vergessen der Crémant, den Adrian im Haus herstellt, Rütteln inklusive. Er ist viel mehr als ein Cüpli-Wein, sondern kann durchaus ein Essen begleiten.
Weine an die Leine. Zu Naturwein und Amphoren sagt Adrian: «Zu viel Laisser-faire kann beim Wein gefährlich sein. Es kann gut gehen, aber auch gründlich daneben. Mein Naturwein ist gewissermassen der Teenager in mir: Es geht mir darum, die Grenzen auszuloten.» Seine Ziele für die Zukunft? «Hoffen, dass die kommenden Weinjahre besser werden als 2020 und 2021. Vielleicht ein wenig expandieren, falls sich das ergibt. Noch ganzheitlicher werden. Zwischenkulturen anlegen. Den Kompost selber herstellen. Ab nächstem Jahr werden sogar Schafe zwischen den Rebzeilen grasen.»
Coup de Coeur: Pinot Noir Réserve 2020
Das liegt im Keller: Pét Nat 2021, Blanc Naturel 2019. Alles andere ist ausverkauft ...
Drei Gault-Millau-Chefs mit Adrian-Weinen: Peter Knogl im «Cheval Blanc» Basel (19 Punkte). Jérémy Desbraux in der «Maison Wenger» Le Noirmont (18 Punkte). Philipp Audolensky im «Rosmarin» Lenzburg (15 Punkte).
Das passt zusammen: Gemüselasagne mit Linsen und Zucchini zu Blanc Naturel
