Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert

Der Keller am See. Er ist winzig, dieser Keller im Weiler Bipschal direkt am Ufer des Bielersees. Wenn Christian Dexl Weine abfüllen will, dann muss er alles andere zur Seite räumen und die nötigen Apparaturen hereinrollen, die er in einem Schuppen aufbewahrt. Aber trotz allem haben die total 12’000 Flaschen Platz, die er jährlich produziert - so viele sind es ohnehin nie, da die Weine oft sehr schnell ausverkauft sind. An der Wand stehen ein paar Barriques, in denen Pinot noir und Syrah reifen. Und überall finden sich Gefässe, in denen Christian Dexl seine Kräuter ansetzt: Schachtelhalm für den Chasselas, Brennesseln für den Sauvignon blanc, Baldrian für den Pinot noir und Kamille für den Syrah. «Ich trinke ja schliesslich auch Tee, wenn ich krank bin», meint er lakonisch zu seiner Methode, seinen Rebstöcken Gutes zu tun.

 

Überzeugt von Bio und Demeter. Christian Dexl arbeitet mit Überzeugung biodynamisch. Dazu gehören seine Kräutersude, aber auch die Kuhhörner, die er im Rebberg vergräbt und die Methoden, mit denen er den Boden aktiviert. «Als ich die Reben übernommen habe, waren sie richtig kümmerlich, jetzt, nach fünf Jahren biodynamischer Behandlung, sehen sie schon weit besser aus», erklärt er stolz. Inzwischen sind es 2,2 Hektaren Rebland, das er bearbeitet. Das Winzern wurde Dexl nicht in die Wiege gelegt. Nach seinem Studium als Elektroingenieur arbeitete er in der Vogelwarte Sempach, dann heuerte er in Schafis im Weinbaubetrieb von Johannes Louis an, fand grossen Gefallen am Umgang mit Trauben und Wein und entschloss sich für ein Önologie-Studium in Changins. Nach einem Praktikum in Südafrika ergab sich 2016 die Gelegenheit, den Keller am See samt Rebland zu pachten. «Ich habe meine Berufung gefunden und bin rundum happy», betont der junge Winzer.     

 

Alte Reben. Und Cidre für die Partnerin. Eine «Saufreude» habe er am Syrah, eine schwierige Traubensorte, wo er so viel rausschneiden musste, aber der jetzt prächtig gelungen sei, erzählt Christian Dexl. Aber auch der Pinot noir, der Sauvignon blanc, der Chasselas sind ihm ans Herz gewachsen, ein jeder seiner sieben Weine. «Ich will von jeder Traubensorte nur einen Wein machen, dafür aber einen ganz schönen», erklärt er seine Philosophie. Und weil seine Partnerin gerne Apfelsaft trinkt und in der Region so viele Äpfel ungenutzt verfaulen, macht er jetzt auch noch einen Cidre - «aber nur so nebenbei, ich konzentriere mich auf den Wein», sagt er und schaut sich zufrieden in seinem kleinen One-Man-Reich um. Christian Dexl ist einer der GaultMillau-Rookies des Jahres.    

 

Das liegt im Keller: Weiss: Chasselas, Sauvignon blanc, Pinot gris; Rosé; Rot: Pinot noir, Syrah; Schaumwein Vollmondpirat; Cidre.  

 

«Coup de Coeur»: Der Pinot noir aus bis zu 45-jährigen Reben, «meine Diva». Aber auch der Orange Wine aus Pinot gris, «der passt super zu Gerichten mit viel Gemüse», sagt Christian Dexl.

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Dexl-Weinen: Daniel Lauper im Palace in Biel (13 Punkte): Marius Frehner im Gamper Zürich (15 Punkte); Hauke Pohl im The Omnia Zermatt (15 Punkte). 

 

>> www.kelleramsee.ch