Text: Stephan Thomas Fotos: HO

Der Blick aufs Ganze. Fast lautlos gleiten der Lada Niva und der italienische Vintage-Piaggio APE des Weinguts Obrecht durch Jenins. Kunststück, Tüftler Christian hat die Benziner eigenhändig auf Elektrobetrieb umgebaut. Das passt natürlich zu der biodynamischen Ausrichtung des Weinguts. Auch sonst sieht man die Dinge gerne ganzheitlich. Francisca kocht und bäckt nicht nur von Grund auf, sondern näht auch nach Möglichkeit die Kleider selbst. Kleiner Ausrutscher: Francisca fährt leidenschaftlich gerne Töff. Ganz perfekt kann - und will - man eben nicht sein.

 

Antreiber und Ideengeber. Zusammen stemmen die Biotechnologin und der Önologe den Traditionsbetrieb, der früher «Zur Sonne» hiess. Trauben von 14 Hektaren bringen sie auf die Flasche. Das Angebot haben sie aufs Wesentliche konzentriert. Bündnerisches (Completer), Schweizerisches (Riesling-Silvaner) und Burgundisches (Pinot Noir, Chardonnay) machen die Palette aus. Die Philosophie? «Wir wollen dem Wein nicht unsere Ideen aufzwingen. Wir wollen den Charakter, der im Rebgut veranlagt ist, herausarbeiten und stärken. Das Typische des Standorts in Szene setzen.» Local sind Obrechts auch bei den Arbeitskräften, die alle aus dem Dorf stammen. Mit diesem Leitbild sind sie in Graubünden Pioniere und hoffen, dass sich immer mehr von diesen Ideen anstecken lassen. «Wir verstehen uns als Antreiber - als Biodynamos.»

 

Pinot Noir und Prickelndes. Der Star ist natürlich, wie meist in der Herrschaft, der Pinot Noir. Christians Vision zu der Leitsorte: «Pinot muss lebendig, tänzerisch, direkt sein. Pinot blufft nie. Er ist vielleicht Diva, aber nie Showman. Er glitzert ohne Bling Bling.» Ein weiteres Markenzeichen ist der rare Completer, der in Tonkugeln ausgebaut wird. Nicht zu vergessen der flaschenvergorene Rosé-Schäumer «Brut». Obrechts sind ausgerüstet, diese prickelnde Köstlichkeit gänzlich im Haus zu produzieren. Francisca verrät dazu etwas, was erst wenige wissen: «Auf Weihnachten gibts den Brut erstmals auch in Weiss.»

 

Das liegt im Keller: Brut (Rosé-Schäumer), Blanc de Noir Schiefer, Riesling Sylvaner Schiefer

 

«Coup de coeur»: «Monolith» Pinot Noir

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Obrecht-Weinen: Ueli Kellenberger im «Rössli» Bad Ragaz (16 Punkte). Andreas Caminada im «Schloss Schauenstein» Fürstenau (19 Punkte). Martin und Bernadette Herrmann in der «Mühle» Fläsch (15 Punkte).

 

Das passt zusammen: Chardonnay mit Reichenauer Spargel nach Rezept von Tanja Grandits und Bündnerfleisch von Tanya Giovanoli (meatdesign.ch)

 

>> www.obrecht.ch