Text: Stephan Thomas I Foto: HO
Die Rebe ruft. Von Haus aus ist Matthias Nigg Biochemiker. Doch dann war der Ruf der Reben stärker. Matthias lernte das Metier, kam von Oregon bis Neuseeland auf der ganzen Welt herum. Lernte in Frankreich seine Nuria kennen. Landete dann mit ihr im Schaffhausischen, hat aber den Dialekt seiner Liechtensteiner Heimat behalten. In Osterfingen konnten die beiden den «Lindenhof» übernehmen. Hilfe erhielten sie dabei von der Familie Davaz. Diese hat zwar ihren Hauptsitz in Fläsch GR, ist aber als Inhaberin der Hallauer Rimuss-Kellerei auch Nachbarin. Mit den Davaz' arbeiten Nuria und Matthias Nigg (grosses Bild oben) eng zusammen.
Das Sauvignon-Gut. Der Kanton Schaffhausen präsentiert sich als Blauburgunderland. Die mengenmässig wichtigste Sorte auf dem Lindenhof ist allerdings - Sauvignon blanc! «Die Weissen sind sehr gefragt. Wir haben den Sauvignon von anfänglich 800 auf 7500 Flaschen hochgefahren. Da haben wir wirklich einen Trend getroffen. Allerdings einen, der anzuhalten scheint.» Auch sonst machen die Weissen vom Lindenhof gute Figur. Wir probieren einen Chardonnay und den Schäumer «Mousseux», der bis auf das Degorgieren im Haus versektet wird.
Im Element. Die Sehnsucht nach dem Pinot Noir war es, die Matthias zurück in die Schweiz gebracht hat. Natürlich ist dieser im Lindenhof-Sortiment prominent vertreten. An der Spitze stehen die Lagenweine Osterfinger «Lättebuck» und Hallauer «Chölle». «Das Bewusstsein für die Lagen ist im Schaffhausischen noch nicht so ausgeprägt. Da wird man noch viel Überzeugungsarbeit leisten und Geschichten erzählen müssen.» Schliesslich ist der Lindenhof mit drei weiteren Weingütern (Aagne, Stamm und Rötiberg) am «Element 5» beteiligt, dem Vorzeigewein des Kantons.
Luxusproblem. Matthias Nigg zeigt uns das Kellergebäude, das noch Vorgänger Jakob Richli errichtet hat. Der hat keine halben Sachen gemacht - selten haben wir in einem Keller so viel freien Platz gesehen, trotz einer Betriebsgrösse von 8.5 Hektaren. «Luft gegen oben gibt es schon. Wir haben nichts dagegen, noch etwas zu wachsen, aber behutsam. Man könnte hier durchaus an Rebfläche kommen, aber wir müssen auch die Absatzmöglichkeiten im Auge haben.» Priorität hat im Moment die Natur: Der Lindenhof steckt in der Umstellungsphase und wird bald bio sein.
Coup de Coeur: Vin mousseux
Das liegt im Keller: Pinot Noir Lättebuck 2019; Cabernet Merlot 2020; Sauvignon Blanc 2019
Das passt zusammen: Pairing: Ente sous-vide gegart und danach im Ofen leicht knusprig gemacht, dazu Kartoffelknödel («koche ich immer an Weihnachten»), zu Pinot Noir Lättebuck 2018
Drei GaultMillau-Chefs mit Lindenhof-Weinen: Hansjörg Ladurner im «Hotel Schweizerhof/Rest. Scalottas Terroir» Lenzerheide (16 Punkte). Jürgen Willing im «Bellevue Park Hotel & Spa» Adelboden (15 Punkte). Patrick Germann im «Bären» Schwarzenburg/Rest. «MundArt» (14 Punkte).