Text: Stephan Thomas I Foto: Hans-Peter Siffert

Vom Banker zum Winzer. Patrick Thalmann ist ein Phänomen, ein Tausendsassa. Früher war er Banker und Teamleiter bei einer Fondsgesellschaft. Mehr zum Spass wollte er im Freundeskreis einen eleganten Pinot Noir keltern. Doch da sind die Freunde Väter geworden und  ausgestiegen. Am Ende war er allein. «Ich habe mir bis 45 Zeit gegeben. Hätte es als Quereinsteiger in die Winzerwelt nicht geklappt, wäre ich zurück in meinen alten Beruf. Jetzt bin ich 47 und immer noch beim Wein, meiner grossen Passion. Allerdings muss ich jetzt viel mehr, wo ich früher eher durfte - besonders als später Vater einer fünf Monate alten Tochter.»

 

Start in der Metzg. Patrick Thalmanns Sortiment ist im Wandel. Im Fondsgeschäft hat er gelernt, schnell zu reagieren. Als 2020 die Eventbranche als Absatzkanal für seine Weine wegbrach, hat er kurzerhand alle Basisweine aus dem Sortiment gekippt. Seither setzt er nur noch auf das obere Segment, auf die im Markt bereits bekannten Konstanten: Das rare Flaggschiff «Kirschberg», oder den ebenfalls aus Pinot Noir gekelterten «Borstig’ Kerl». Apropos: «Winzerei zur Metzg» heisst Patricks Betrieb deshalb, weil 2010 alles in einer ehemaligen Metzgerei im Zürcher Weinland angefangen hatte. Das Logo besteht aus zwei gekreuzten Schlachterbeilen, und auf dem Etikett des «Borstig’ Kerl» prangt ein Schweinchen.

 

Exportschlager. Langlebige Pinot Noir in traditionell burgundischer Machart ist die Kernkompetenz der «Winzerei Zur Metzg». Doch auch zwei Sauvignon Blanc, ein Chardonnay und ein hervorragender Räuschling sind im Angebot. Patricks Flaschen findet man oft in der gehobenen Gastronomie, wo der bekennende Gourmet und Produktefreak bestens vernetzt ist. Auch die «Swiss» hat seine Weine bereits zweimal ausgewählt und an Bord ausgeschenkt. Selbst in den USA sind sie inzwischen zu haben, wo man auf die «Burgundy style wines from Switzerland» abfährt.

 

Wein zu Chanel. Um Ideen ist Patrick Thalmann nie verlegen. So hat er 80 Schweizer Spitzen-Pinots des Jahrgangs 2018 zusammengetragen, die er an einer Vergleichsdegustation blind ausschenken will. Ein weiteres Beispiel: Als er 2019 ein Weinevent für Angestellte des Luxusgüter-Unternehmens Chanel gestalten musste, kaufte er gleich mehrere Chanel-Parfums und ordnete sie den Düften seiner Weine zu. Die Weine sprayte er dann in die Luft, gleichzeitig hatte man den Wein im Glas. Das Publikum musste das korrespondierende Chanel-Parfum herausfinden. Das hat in vier von fünf Fällen bestens funktioniert. Besser lässt sich Wein wohl kaum erleben.

 

«Coup de Coeur»: «Borstig’ Kerl» rot (Pinot Noir), im besten Fall aus der Magnum-Flasche.

 

Das liegt im Keller: «Kirschberg» weiss (erster Jahrgang 2019, 600 Flaschen), «Kirschberg» rot, und Pinot Noir «PMG» («pour ma gueule»).

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Winzerei zur Metzg-Weinen: Tanja Grandits im «Stucki/Tanja Grandits» Basel (19 Punkte). Christian Kuchler in der «Taverne zum Schäfli» Wigoltingen (18 Punkte). Marie Robert im «Le Café Suisse» Bex (16 Punkte).

 

Das passt zusammen: «2018 Borstig’ Kerl weiss» (Räuschling) zu Zander, aufgeschäumte Beurre Blanc und Fava-Bohnen nach Art «Schwarzer Adler» in D-Vogtsburg.

 

>> winzerei-zur-metzg.ch