Text: Kathia Baltisberger Fotos: Lucian Hunziker

Respekt zollen. Am 31. März 2018 schliesst der «Wiesengrund» (18 Punkte) in Uetikon am See. Als sich Hans-Peter und Ines Hussong zu diesem Schritt entschieden hatten, überlegten sie, wie sie die letzten Monate gestalten könnten. «Ich dachte mir, ich lade nochmals meine ehemaligen Mitarbeiter ein, um gemeinsam mit ihnen zu kochen», erzählt Hans-Peter Hussong, 62. «Als ich Andreas Caminada den Vorschlag machte, hatte ich noch nicht mal ausgeredet, da hat er schon zugesagt!» Für den 19-Punkte-Koch ist das eine Selbstverständlichkeit: «Es geht darum, Respekt gegenüber seinem Ausbilder zu zeigen. Denn der Wiesengrund war ein wichtiger Teil meiner Karriere.» 

Andreas Caminada kocht nicht auf Schauenestein Hans Peter Hussong

Amuse Bouche von Andreas Caminada: Felchen & Safran.

Andreas Caminada kocht nicht auf Schauenestein Hans Peter Hussong

Ein Hussong-Klassiker: Foie Gras und Apfel.

Wegweisend. Caminada hat zwischen 1999 und 2003 insgesamt drei Jahre in Uetikon  gearbeitet. «Da kommen Erinnerungen auf», sagen beide unisono. «Ich habe von Hans-Peter so viel gelernt. Natürlich das Kochtechnische, aber auch wie man wirtschaftlich arbeitet. Ohne diese Station hier wäre es schwierig geworden mich selbständig zu machen. Ausserdem habe ich hier meine Frau Sarah kennengelernt!» - «Stimmt. Und heute habt ihr zwei Kinder. Wer hätte das damals gedacht?»

 

Andreas Caminada kocht nicht auf Schauenestein Hans Peter Hussong

Rotkohlkugel von Andreas Caminada.

Stolz. Dass aus Caminada mal ein Topshot wird, damit hat Hussong aber schon gerechnet. «Bei Andreas waren die Grundvoraussetzungen vorhanden, der Charakter und die Einstellung. Nur dass er so schnell so erfolgreich wird, das hätte ich nicht gedacht. Chapeau!», sagt Hussong. Er selber habe sich in der Rolle des Lehrers immer wohl gefühlt. «Das war ja auch für mich eine Herausforderung. Am Anfang ist man nur am Erklären, spürt dann aber, wenn jemand etwas aufnimmt. Das ist spannend und hat auch sicher nicht bei jedem geklappt. Aber ich war immer sehr stolz, wenn einer sein Ding durchgezogen hat und seinen Weg gegangen ist.»

 

Signature Dishes. Beim grossen Wiedersehen am 12. Dezember ist denn auch alles wie früher: Die Crew funktioniert hochprofessionell und trotzdem bleibt Zeit zum Scherzen. Hans-Peter Hussong und seine Frau begrüssen die Gäste persönlich – es sind ja auch alles Stammgäste, Freunde und gute Bekannte. Und die lassen es sich dann auch nicht nehmen, sich in der Küche ein bisschen mit Andreas Caminada zu unterhalten. Das kulinarische Rahmenprogramm enthält verschiedene Klassiker der beiden Spitzenköche: die Rotkrautkugel oder die Forelle mit Rauchfisch von Andreas Caminada, Foie Gras und Ente mit Sellerie von Hans-Peter Hussong, um nur einige zu nennen. Die Gäste sind begeistert – und auch ein bisschen wehmütig, dass sie sich in gut drei Monaten ein neues Stammlokal suchen müssen.

Andreas Caminada kocht nicht auf Schauenestein Hans Peter Hussong

Zander/Fenchel/Estragon von Andreas Caminada.

Andreas Caminada kocht nicht auf Schauenestein Hans Peter Hussong

Komplett anderer Stil, genau so gut: die Ente von Hans-Peter Hussong.

Die Seele baumeln lassen. Bei den Hussongs ist von Wehmut noch nicht all zu viel zu spüren. «Wir freuen uns auf das, was danach kommt. Wir wollen einfach mal nichts machen, etwas Abstand gewinnen und vielleicht eine Reise durch Europa mit dem Wohnmobil machen», überlegt sich Hussong. «Oder du könntest dein Golf-Handicap verbessern», schlägt Andreas Caminada vor. «Ich kann dir zeigen, wie du deinen Schwung noch verbessern kannst.» So wird der Lehrer dann also noch etwas von seinem Schüler lernen.