Fotos: David Künzler

Top-Adresse. Mit «Gärtli». Das «Maihöfli», ursprünglich als «Bahnhofbuffet» gebaut, liegt nicht an bester Lage: Maihofstrasse 70, weder Villenquartier, noch urbanes Zentrum. Die Luzerner Foodies pilgern trotzdem immer wieder hin, weil seit Jahren talentierte Chefs am Herd stehen: Peter Burri hat die Quartierbeiz in den GaultMillau geführt, Oscar de Matos startete hier durch (16 Punkte). Jetzt ist Robert Steuri (grosses Bild oben), 31, dran, mit 15 Punkten aus Grindelwald («Glacier») angereist. Der Neue verpasste dem Restaurant ein smartes Facelifting. Und freut sich wie die Gäste auf den Sommerservice im versteckten «Gärtli» hinter dem Haus. Fazit nach den ersten Monaten: Start geglückt!

Gault Millau; Maihöfli Luzern - Hauptgang Rindsgulasch, Kartoffel, Peperoni

Der Hauptgang im «Maihöfli»: Rindsgulasch, Kartoffel, Peperoni. Sieht gut aus, schmeckt auch so.

Jobangebote im Internet, Recherche bei Google. Wie ticken junge Köche heute? Sie sind täglich online und auf Social Media. Am Beispiel Steuri: «Meinen ersten Job in der Schweiz hatte ich im Grand Hotel Giessbach am Brienzersee. Ich wurde als Commis Garde Manger eingestellt, kochte täglich für bis zu 120 Gäste. Ich lernte eine völlig neue Welt und neue Techniken kennen. Nach der Arbeit habe ich stundenlang gegoogelt und mir neues Wissen angeeignet.» Den Job im «Glacier» Grindelwald fand er im Internet: «Mir fiel ein attraktives Stellenangebot auf, und ich habe mich sofort beworben.» Bereut hat er es nicht: Er hatte mit Jan und Justine Pyott Patrons die ihn förderten. Und im «Glacier» lernte er auch seine heutige Frau Liz kennen. Wichtig die Station dazwischen: «Ich kochte im «Eden» Spiez, mit Kollegen, die bereits im «Steiereck» oder bei Sven Elverfeld gearbeitet haben. Von ihrem Wissen habe ich profitiert.»

Gault Millau; Maihöfli Luzern - Ambiente

Eine Wohlfühl-Adresse: Das «Maihöfli» in Luzern.

v.l.n.r. Carolin Baur, Sabrina Frass, Alexander Fink, Hendrik Gross, vorne Chef Robert Steuri. 

Team Steuri: v.l.n.r. Carolin Baur, Sabrina Frass, Alexander Fink, Hendrik Gross, vorne der Chef.

Gault Millau; Maihöfli Luzern - Aussenaufnahme

Talentschmiede Maihöfli, Luzern: Erst Oscar de Matos, jetzt Robert Steuri.

Nach Luzern. Wegen Liz & Lilly. Steuri fühlte sich wohl in Grindelwald. Aber dann kam Töchterchen Lilly zur Welt. Der Chef: «Wir wollten, dass sie in einer Stadt aufwächst und sahen uns nach neuen Möglichkeiten um.» Ein Stammgast machte ihn aufs «Maihöfli» in Luzern aufmerksam. Der Deal kam zustande: Steuri ersetzt hier Oscar de Matos - und gibt mit einer kleinen Brigade und erstklassigem Serviceteam Vollgas! An seine frechsten Gerichte müssen sich die Luzerner erst gewöhnen: Ein Rinds-«Gulasch» mit Wagyu-Herzsalat und Milken im perfekten Tempura-Teig kriegt man in der kleinen, wunderschönen Stadt nicht jeden Tag. Paradegericht im «Maihöfli»: Bremgartner Forelle mit Gurke, Rauchfischmayo, Kalamansi und einer gut versteckten Auster. «Macht das Gericht jodig-salzig», sagt der Chef dazu. Fische sind eh seine Lieblingsdisziplin, eingekauft wird vorwiegend in der Schweiz.

Easy Lunch im «Maihöfli». Der Tag ist gut strukturiert. Morgens bringt Robert Steuri seine Tochter in die Kinderkrippe, dann legt sein Team los. Ein sehr aufwändiger Siebengänger wird abends serviert. Veganer kriegen ein gleichwertiges Menü, auf das der Chef recht stolz ist: «Wir haben uns intensiv ins Thema vegan eingearbeitet.» Der Start ist geglückt, die ersten Gäste sind mittlerweile zu Stammgästen geworden. Einen Vorgeschmack auf Steuris ambitionierte Küche gibt es auch am Mittag: Im Fine Dining-Teil wird ein Dreigänger aus dem Abendmenü aufgetragen. Serviert wird auch ein «Easy Lunch» zum Schnäppchenpreis von 29 CHF (!). Eine heisse Suppe etwa (Kohlrabi, Curry, Crème fraîche), dann Egli oder Tagliatelle mit grünem Spargel, frischem Bärlauch, Brokkoli und Mandeln. Ein erstes Rendez-vous mit einem Chef, von dem man noch hören wird.

>> www.maihoefli-luzern.ch
 

>> GaultMillau und American Express scouten junge, begabte Köche, die die Zukunft noch vor sich haben. Bereits als «Talent 2024» gelistet: Christian Vogel («Birdy’s» Brunnen), Michael Dober («Rosa Pulver», Winterthur) und Julien Mühlebach («Ameo», Zürich). Fortsetzung folgt.