Text: Urs Heller

Abschied nach 27 Jahren. Giorgio Montella, Gastgeber im Ristorante Padrino (im Grand Hotel National, 14 Punkte) hat in Luzern einen riesigen Fanklub. Auch Weltstars wie Anne-Sophie Mutter oder Dirigent Daniel Barenboim gehören zu seinen Stammgästen. «National»-Besitzer Umberto E. Erculiani gehört nicht zu diesem Fanklub. Er verlängert den Ende Jahr auslaufenden Vertrag nicht mehr. Eine schlechte Nachricht für Giorgio und Claudia Montella, die das wunderschöne 27 Jahre (!) lang mit sehr viel Herzblut und italienischer Grandezza geführt hat. Giorgio ist nicht mehr der Jüngste – aber ein paar Jährchen wäre er gerne noch geblieben.

Montella

Keine Vertragsverlängerung nach 27 Jahren! Giorgio Montella, «Padrino Luzern».

Padrino

Ristorante mit Seeterrasse: Das «Padrino» im Grand Hotel National, Luzern

Ein Fall für Hansjürg Klingler. Neuer Boss wird Hansjürg Klingler. Ein Mann der Wirtschaft (früher Lindt & Sprüngli, Mitglied der Konzernleitung), der Spass daran hat, in die Gastronomie zu investieren. Ein erstes «Klingler’s Ristorante» wurde vor einem Jahr in Zürich in der Nähe der Bahnhofstrasse eröffnet und ist erstklassig: Chef Pietro Cucco und Gastgeber Pietro Prestito kochten sich innert weniger Monaten in den GaultMillau. Klingler gilt in der Branche als Gentleman und sucht jetzt das Gespräch mit Giorgio Montella. Er würde sich freuen, möglichst viele Mitarbeiter im Team zu behalten. Histoire à suivre.

 

Antonios Carbonara-Tortellini. Antonio Dioguardi ist momentan Küchenchef im «Padrino», souverän gecoacht von Giorgio Montella. Der junge Italiener und seine Ragazzi aus Sizilien waren bei unserem letzten Besuch vor wenigen Tagen wie gewohnt in Top-Form: Das beste Vitello tonnato der Stadt. Eine erstklassige Burrata. Beef-Tatar mit einer überraschenden Gemüsebouillon dazu. Knackiger Hummersalat. Perfekte Spaghetti alle vongole. Und ein neues Gericht, das uns an den Römer Dreisterne-Chef Heinz Beck erinnerte: Tortellini – mit allen Ingredienzen im dünnen Teig, die sonst für eine Carbonara verwendet werden. Bis Ende Jahr haben die Montellas und Chef Antonio das Sagen. Unsere Empfehlung: unbedingt nochmals hingehen!

Montella, Tresch, Tuor. Gourmet-Luzern wird kräftig durchgeschüttelt, Giorgio Montella ist nicht der einzige, der abtritt. Im Kult-Italiener «La Perla» muss Gastgeber Nicola Punzi seinen langjährigen, sehr begabten Chef Philipp Tresch ziehen lassen. Vize Raffaele Talon rückt nach. Der Mann aus Puglia kennt Küche und Gäste aus dem Effeff. Im «Reussbad» kocht Raphael Tuor nur noch bis Ende April, wechselt dann in die «Krone» Blatten bei Malters (der GaultMillau-Channel berichtete). Gute Nachrichten gibt’s auch: Im KKL-Gourmetrestaurant «Red» hinterlässt Michèle Meier einen ausgezeichneten Eindruck. Platzhirsch in der City bleibt Hughes Blanchard im Grand Casino-Restaurant «Olivo» (16 Punkte).