Text: GaultMillau Schweiz| Fotos: Kurt Reichenbach
Eine Prise Belle-Epoque. Schon vor bald 120 Jahren kamen Menschen ins Hotel Eden, der Entspannung, der Aussicht und des Genusses wegen. Daran hat sich nichts geändert. Heute ist im Viersternhotel der Küchenchef Thomas Pape, der Lehr- und Wanderjahre rund um Berlin absolviert hat, für den Genuss zuständig. Mit einem Amuse bouche aus Brathuhn-Panna-Cotta mit Poulet-Chips richtete er unsere Aufmerksamkeit auf das Essen, nachdem wir uns an zwei wow-Wänden sattgesehen hatten: dem raumhohen Show-Weinkeller beim Eingang des Belle-Epoque-Speisesaals und dem Alpenblick vor den Panoramafenstern.
Schweinsbrustspitz vom Grill. Wir starteten den Viergänger mit mariniertem weissem Spargel zu Rohschinken San Daniele mit Pecorino- und Sauerampfer-Saucentupfer und mit gebratenem Baby-Lattich samt wachsweichem Eigelb, Schnittlauchöl und Panko-Crumble. Die Kokos-Curry-Suppe Jaipur überzeugte mit Samtigkeit, milder Schärfe und dem richtigen Schuss Säure. Zum Schweinsbrustspitz vom Grill kombinierte Pape gekonnt die Aromen von Ahornsirup, Zwiebelgemüse und Amaranth.
Das versteckte Ei. Das Landei aus Faulensee erwärmt der Chef eine Stunde bei 64, 2 Grad und serviert es mit luftigem Kartoffelschaum und Blumenkohl-Rosen, bekränzt mit Portulak. Schade nur, hat er das sorgsam zubereitete Ei unter dem Kartoffelschaum begraben; dem Star des Ganges hätte einen besseren Auftritt verdient. Aber das ist nur eine optische Anmerkung. Den rassigen Abschluss bildete eine Trilogie aus Jumi-Käse zu Früchtebrot und Feigensenf.
Felchlin-Schoggi & Kalamansi. Das süsse Finale: eine Mousse von weisser Felchlin-Schokolade mit Bananenvarianten, dazu Confi-Tupfer aus Kalamansi, der angesagten Mini-Limette. Eine feine süsse Schleckerei, bei der wir uns die Schoggiseite etwas grosszügiger gewünscht hätten – da war schon sehr viel Banane im Spiel. Von der beeindruckenden Weinkarte – wählten wir allerlei Feines von der Rebbaugenossenschaft Spiez und wurden damit glücklich. Trotz geschlossener Raucher-Lounge.