Text: GaultMillau Schweiz | Fotos: Olivia Pulver
TIEFE BETROFFENHEIT. Die Nachricht erschüttert die kulinarische Szene: Shaun Rollier ist tot. Der hochtalentierte Koch, der seine Lehre einst bei Benoît Violier und Franck Giovannini im «Hôtel de Ville» in Crissier absolvierte, kam am vergangenen Sonntag bei einem Lawinenunglück ums Leben. Neben dem Kochen waren das Tourenskifahren, das Fallschirmspringen und das Bergsteigen seine grossen Leidenschaften. Rollier, der für Arnaud Donckele («La Vague d'Or», St-Tropez) und Rasmus Kofoed («Geranium», Kopenhagen) arbeitete, ehe er von 2021 bis Ende 2023 zu Benoît Carcenats Brigade im 18-Punkte-Restaurant La Table du Valrose in Rougemont VD gehörte, bleibt allen, die ihn kannten, als hilfsbereiter, herzlicher und begeisterungsfähiger Mensch in Erinnerung. Bild oben: Shaun Rollier im Jahr 2023.
Viel Passion, viel Talent: Shaun Rollier am «Goldenen Koch» im Sommer 2023.
ER LIEBTE DIE BERGE. Seinen grössten Erfolg als Koch feierte Shaun Rollier im Juni 2023 im Berner Kursaal. Die Jury unter dem Vorsitz seines früheren Chefs Franck Giovannini kürte ihn zum «Goldenen Koch». Der Wettbewerb gilt als bedeutendste Bühne für junge Köche im Land. Zuletzt widmete sich der Genfer ganz dem Alpinismus. Die Leidenschaft für die Berge hatte ihm seine Mutter Tanya Rollier, eine Bezwingerin des Mount Everest, in die Wiege gelegt. Wie nun ihr Sohn starb auch sie bei einem tragischen Unglück in den Bergen (im Sommer 2023).
Im Kreis berühmter Kollegen: Rollier als Juror am «Goldenen Koch» 2025 (rechts neben ihm Stéphane Décotterd, links Christian Nickel und Marco Campanella).
«VERGNÜGT UND VOLLER ENERGIE». «Ich bin tief betroffen von Shauns Tod. Er schickte mir regelmässig Fotos von seinen Abenteuern in den Bergen. Er war ein wunderbarer Mensch und Lehrling. Stets vergnügt, glücklich und voller Energie, hatte er die Gabe, uns alle zum Lachen zu bringen. Es war eine grosse Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten», sagt 19-Punkte-Chef Giovannini über den viel zu früh Verstorbenen. Rollier blieb seinem Ausbildungsbetrieb in Crissier auch nach dem Abschied von dort eng verbunden. Im letzten Jahr gedachte er Benoît Violier an dessen Todestag mit einem Instagram-Post, der ihn als 15-Jährigen zusammen mit seinem frühen Förderer zeigt. Der 17. Mai 2025, der Tag von Rolliers Beerdigung, soll nach dem Willen seiner Familie und seiner Freunde als ein Tag der Würdigung eines fröhlichen Menschen im Gedächtnis haften bleiben. Als Ort der Zeremonie wählten seine nächsten ein Flussufer.