Bangkok ist die Stadt der starken Frauen. Sie führen die besten Restaurants der Stadt. Pichaya Pam Soontornyanakij («Patong») wurde von «The World’s 50 Best Restaurants» als «The World’s Best Female Chef» ausgezeichnet. Auch Khun Tam im «Baan Tepa» ist jederzeit eine längere Taxifahrt durch Bangkoks dichten Abendverkehr wert. Pom Patchara ist nicht so berühmt wie ihre beiden Kolleginnen. Aber sie ist der heimliche Star im «Mandarin Oriental». Für ein paar Tage ist sie zu Gast im Mandarin Oriental Savoy Zürich (7. bis 11. Juni, mittags & abends).
Poms Revier: Das Restaurant Baan Phraya direkt am Chao Phraya River. Der Geheimtipp im Mandarin Oriental, Bangkok.
Per Boot zu Pom. Im «Mandarin Oriental Bangkok» kochen Weltstars (ab 2026 auch Anne-Sophie Pic), aber Stammgäste haben ihren Liebling im Resort längst entdeckt. Chef Pom kocht im «Baan Phraya», einem uralten Thai-Haus am anderen Ufer des Flusses, das früher einem ranghohen Offizier von King Rama V gehört hat. Zu Pom reist man stilvoll per (Mahagoni-)Boot und taucht dann ein in ihre geheimnisvolle Welt. Ihr Geheimnis? Kochen hat sie wie fast alle Thai-Chefs bei ihrer Grossmutter gelernt. Aber sie hat die zum Teil 100jährigen Familienrezepte nicht einfach übernommen, sondern verfeinert, umgeschrieben, neu interpretiert. Für die klassische, sanfte Kokossuppe «Gaeng ron» ersetzt sie beispielsweise die üblichen Glasnudeln durch Tintenfischstreifen, mal roh, mal geräuchert. Chef Pom ist auch Foodscout: Sie reist regelmässig in den Norden und Süden Thailands, auf der Suche nach den besten Produkten. General Manager Anthony Tyler weiss, dass er mit Chef Pom ein «hidden jewel» im Team hat und baut ihr Restaurant «Baan Phraya» gerade grosszügig um.
Thai-Streetfood am Zürcher Paradeplatz: Chef Pom verpasst der «Tom Yum Goon» den Extrakick.
Zürich, Paris – und dann zu Madame Pic. Khun Pom brachte nach Zürich eine riesige Karte mit – aber keinen einzigen Thai-Koch! Sie rockt das Ding allein, prima unterstützt von Benjamin Halat, dem Executive Chef in Gault Millaus «Hotel des Jahres 2025». Die beiden haben in Bangkok lange zusammengearbeitet. Chef Pom verblüffte ihre Zürcher Kollegen von der ersten Minute an. Souschef Tomaso Tortomasi: «Unglaublich, was diese junge Frau leistet. Wir schauen ihr fasziniert zu, wenn sie ihre mis-en-place vorbereitet.» Kompliment auch von Benjamin Halat: «Pom bringt den Geschmack auf den Löffel. Sehr beeindruckend.» Die stille Thai-Chefin fliegt nächste Woche für ein weiteres Gastspiel nach Paris, darf dann für zwei Wochen zu Weltstar Anne-Sophie Pic in die Testküche. Pom: «Ich bin schon ganz aufgeregt.»
Streetfood. Und ein Wolfsbarsch zum Abheben! Lunch im Mandarin Oriental Savoy. Chef Pom serviert erst ein paar Thai-Klassiker. Bei ihr haben auch Streetfood-Gerichte Klasse und einen Extrakick: Tom Yum Goong, die scharf-salzig-saure Suppe mit Crevetten und Zitronengras. Oder Laab Gai, Pouletsalat mit Thai-Kräutern. Das Massaman-Curry mit Rindsbäggli ist sehr schön ausbalanciert. Königsgang: «Pla Nueng Ma Now»! Ein schneeweisses Rückenstück vom Wolfsbarsch wird im Bambuskorb mit Minze, heiligem Basilikum («Holy Basil») und Zitronengras sanft gegart und drei Minuten lang in Fischsauce getaucht. Die Sauce dazu haut uns um: Chili, Fischsauce, Thai-Limette. Steamed Sea Bass vom anderen Stern.
Fotos: HO