Text: David Schnapp | Fotos: Caspar Martig
Andreas Caminada, welches ist Ihr prickelndster Champagner-Momente?
Wenn ich mit meiner Frau Sarah in einem Restaurant sitze und in Vorfreude auf einen schönen Abend mit ihr anstosse, macht ein Glas Champagner diesen Moment besonders. Ich bin zwar Ambassador von Dom Pérignon, aber trinke deshalb nicht jeden Tag Champagner. Das würde diese besonderen Momente entwerten, und es fehlen mir schlicht auch Zeit und Musse dafür. Deshalb ist ein Glas Champagner jedes Mal etwas Besonderes.
Was meinen Sie mit «Zeit und Musse»?
Für mich bringt ein Glas Champagner immer die Aura einer Feier mit, und es ist der ideale Einstieg in ein spezielles Essen, das halt seine Zeit braucht.
Welcher Wein passt zum Start eines schönen Abends?
Ein nicht zu reifer Dom Péringnon ist zu Beginn ideal. Oft lohnt es sich, statt eines einzelnen «Cüplis» eine ganze Flasche zu bestellen, die dann gut zu den ersten paar leichten Gängen passt. Wer will, kann sich im Laufe des Menüs dramaturgisch und geschmacklich steigern: Erst wählt man zum Beispiel einen reiferen Jahrgang und später kann es auch etwas Exklusives wie ein P2 sein, weil die Gerichte in der Regel im Verlauf des Menüs kräftiger werden. Am besten lässt man sich aber vom Sommelier beraten, er weiss am besten, was zusammenpasst.
Kann man die Regel aufstellen, dass reifere Jahrgänge automatisch gehaltvoller sind?
Das gilt oft, aber nicht immer. Bei Dom Pérignon zum Beispiel gibt es ältere Jahrgänge, die erstaunlich frisch erscheinen, jüngere Weine hingegen haben bereits eine gewisse Reife. Das ist halt jedes Jahr etwas anders und buchstäblich abhängig von Wind, Wetter und der Arbeit des Kellermeisters.
Sie sind seit einiger Zeit Botschafter des Hauses Dom Pérignon. Hat sich Ihr Verständnis von Champagner verändert?
Durch die Beschäftigung mit dem Thema und mit der Geschichte dieses Hauses habe ich erst erfahren, wieviel Handwerk und Tradition hinter jeder Flasche Champagner steckt. Es macht mich demütig, wenn ich einen Wein von 1998 trinke. Wenn man weiss, wieviel Zeit, Arbeit und Geduld es dafür braucht, muss man einen solchen Moment besonders wertschätzen.
Passt Champagner irgendwo nicht?
Champagner hat zwar geschmacklich überall Platz, aber ich finde man sollte ihn bewusst trinken und sicher nicht in der Gegend herumspritzen.
Welche geschmacklich unschlagbare Kombination verbinden Sie mit Champagner?
Bei uns harmoniert zum Dessert «Spaziergang durch den Schlossgarten» der Dom Pérignon Rosé wunderbar, und spannend finde ich auch die Kombination aus Reh mit Pfeffer, Joghurt und schwarzem Knoblauch zum P2. Wenn ich auswärts esse, ist die Kombination aus Champagner und Kaviar immer wieder eine Offenbarung.
Welche Entdeckung haben Sie beim Genuss von Champagner schon gemacht?
Es sind oft die kleinen Dinge: Nur schon den Champagner aus einem Weisswein- statt aus einem klassischen Champagner-Glas zu trinken, kann einen Unterschied machen. Es gibt sehr viel zu entdecken, wenn man sich auf das Thema einlässt. Im IGNIV Zürich haben wir beispielsweise über hundert verschiedene Schaumweine zur Auswahl; fünf, sechs Sorten davon gibt es immer offen – das ist eine eigene Welt.
Oft wird zu Gourmetmenüs eine passende Weinbegleitung bestellt, Champagner-Begleitungen hingegen sind nicht so verbreitet – warum eigentlich?
Wir haben das in Fürstenau eine Zeit lang versucht, aber nur wenige Gäste wollen sich darauf einlassen. Das Interesse gilt in der Regel schon den Empfehlungen unserer Sommeliers mit klassischen, vorwiegend regionalen Weinen. Aber verschiedene Champagner zu einem Menü zu kombinieren, ist eine interessante Wahl.
Wie viele verschiedene Schaumweine kann man denn zu einem Menü geniessen?
Vier, fünf verschiedene Weine reichen in der Regel, um die Vielfalt der Champagnerwelt zu entdecken: Das ist eine gute Idee für Leute mit geschmacklichem Entdeckergeist.