Text: GaultMillau Schweiz Fotos: Valentin Gubanov / HO ​​​​​​

Das Haus des Bündner Weins. «Torkel» bedeutet in Graubünden soviel wie anderswo Trotte oder Kelter. Keinesfalls hat es mit einem unsicheren Gang nach reichlichem Weingenuss zu tun, wie böse Zungen sagen. Obwohl das hier auf der Hand läge. Der Alte Torkel fungiert nämlich als Haus des Bündner Weins. Nirgendwo kriegt man die Flaschen aus Rätien so vollständig wie hier. Erst recht, seit mit Julia und Oliver Friedrich (vormals bei Andreas Caminada) geballte Weinkompetenz hier eingezogen ist. Die beiden haben sich reingekniet ins Thema, haben fast allen Winzer der Region in deren Keller besucht.

Alter Torkel

Der «Alte Torkel» neu aufgemacht: Oliver und Julia Friedrich erfüllen sich ihren Traum. 

Alter Torkel

Blick auf das Jeninser Rebenmeer: Die Aussicht auf der Terrassen ist wunderschön!

David Esser an den Kochtöpfen. Über all der Weinschwärmerei soll aber nicht vergessen gehen, dass man hier auch richtig gut tafeln kann. Dafür sorgt David Esser an den Kochtöpfen. Natürlich ist er gehalten, an diesem Ort keine abgehobene Küche zu bieten, aber er kocht mit Fantasie und tadellosem Handwerk. Das sehen wir schon zu Beginn beim Melonengazpacho. Da steckt viel mehr drin, als man der Sommersuppe meist zutraut. Tiefrot ist sie durch die verwendete Wassermelone; der Geschmack schaukelt zwischen Fruchtigkeit, Süsse, Schärfe und den ätherischen Noten der dünn geschnittenen Minze. Gute Figur macht das Carpaccio aus bestem Fleisch, gehobeltem Käse, kleinen Tupfern von Trüffelcrème, Rucola und etwas Stärkepulver zur optischen Abrundung. Genossen haben wir auch den knusprigen Schweinebauch mit Capuns zum Hauptgang. Das weisse Schokoladenmousse setzt auf eine eher zurückhaltende Süsse, der eingelegte Pfirsich dazu bietet einen idealen Steilpass für die Weinbegleitung.

Erst der Wein, dann das Gericht! Wie sehr das Ganze generell vom Wein aus gedacht ist, zeigt die völlig ungewöhnlich strukturierte Speisekarte. Ausgangspunkt ist das Offenweinangebot, das nach Weinstilen gruppiert ist. Diesen Rubriken sind dann die Gerichte zugeordnet. Eine mutige Idee! Dass die Terrasse im Jeninser Rebenmeer mit Blick auf die Berge einer der schönsten Plätze des Landes ist, soll auch nicht verschwiegen werden.

Der GaultMillau meint. Hier geht es erst um den Wein, dann ums Essen. Aber Chef David Esser macht einen guten Job, schafft es mit 13 Punkten in die GaultMillau. Wer alles über die Weine der Bündner Herrschaft wissen will, sitzt hier richtig. Die besten Flaschen liegen im Keller, die Gastgeber wissen Bescheid. Nachzulesen auf ihrem Blog kellergefluester.ch.

 

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Alter Torkel 

13 Punkte (neu)

Jeninserstrasse 3

7307 Jenins

www.alter-torkel.ch