Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Remo Nägeli

Sicht schlecht, Laune hervorragend. Petrus ist offenbar kein Golf-Fan. Am Skitag der ASGI (Association Suisse des Golfeurs Indépendants) in Andermatt «hudelt» es regelrecht. Es schneit den ganzen Tag riesige Flocken, und es geht ein bissiger Wind. Sichtweite: ein knapper Meter. Profiskifahrer wie Daniel Yule stört das nicht.«Wir sind es gewohnt, auch bei schlechtem Wetter zu fahren. Wir blenden das einfach aus.» Yule ist einer von insgesamt 17 ASGI-Ambassadoren, sechs begleiten den Skitag der unabhängigen Golfer. Mit am Start sind auch die Skirennfahrerinnen und Skirennfahrer Ramon Zenhäusern, Luca Aerni, Camille Rast, Charlotte Lingg sowie die Snowboarderin Jessica Keiser. Eins haben alle Teilnehmer gemeinsam: Sie interessieren sich für Golf, Skifahren und Kulinarik. «Mit dem Event wollen wir neue Golfer akquirieren. Wir sind eben mehr als nur Golf. Und wir wollen zeigen, dass Golfen nichts Elitäres ist», sagt ASGI-Präsident Franz Szolansky. Die Skistars helfen natürlich dabei.

Grosses Bild oben: Ramon Zenhäusern und Daniel Yule (v.l.).

Russi hat einen Vogel! Auch unter den Fahrern: Lokalmatador Bernhard Russi. Der Olympiasieger (Sapporo 1972) nimmt die Gruppe unter seine Fittiche, zeigt ihnen das Skigebiet und kehrt am Mittag in seiner eigenen Hütte ein, dem «Wachthuus» unterhalb vom Gütsch. Denn wer bei diesem Wetter fährt, braucht einen wärmenden und währschaften Zmittag. «Es gibt Spatz», kündigt Russi an. An den Reaktionen erkennt man sofort, wer gedient hat. Denn der Spatz ist ein typisches Militäressen und armeefernen Menschen wohl eher als Pot au feu bekannt. «Das Wachthuus war ja einst eine Militärhütte, gebaut für Überwachungen und Messungen», erklärt Russi den Signature Dish, der in einer Gamelle serviert wird. Plötzlich ertönt laute Musik: Stevie Wonder singt Happy Birthday. Und zwar für Luca Aerni. Der Slalom-Spezialist feiert seinen 30. Geburtstag. In diesem «hohen Alter» geht der Kombinations-Weltmeister nicht steil, sondern verbringt einen gemütlichen Nachmittag auf der Hütte: Er verzichtet auf eine weitere Abfahrt, chlopft lieber einen Jass. 

ASGI Pascal Germanier

Golf ist sein Leben: ASGI-Generalsekräter Pascal Germanier macht bei der Challenge mit.

ASGI-Skitag mit Bernhard Russi und Schweizer Skistars wie Ramon Zenhäusern und Daniel Yule

Ski meets Golf: Ramon Zenhäusern, Jessica Keiser, Daniel Yule, Camille Rast, Vanessa Knecht (hinten v.l.) und Charlotte Lingg, Luca Aerni (vorne v.l.).

ASGI-Skitag mit Bernhard Russi und Schweizer Skistars wie Ramon Zenhäusern und Daniel Yule

Wer schlägt die Golf-Profis? Bernhard Russi gewinnt die ASGI-Golf-Challenge. Wie schon im letzten Jahr.

Next Stop: Gütsch. Die Starchef-Dichte in Andermatt wird bekanntlich immer grösser. Einer, der sich in den letzten drei Jahren auf 2340 Meter über Meer etabliert hat, ist Markus Neff. Hier dürfen die ASGI-Schneehasen zum Abendessen einkehren. Das ist ausserordentlich, denn das Bergrestaurant ist für gewöhnlich abends geschlossen. Das bedeutet aber auch: runter ins Dorf geht es auf den Skiern! Das ist nicht ganz ohne – doch mit so vielen Profis an der Seite, schafft es die ganze Truppe unbeschadet runter.

ASGI-Skitag mit Bernhard Russi und Schweizer Skistars wie Ramon Zenhäusern und Daniel Yule

Daniel Yule ist auch passionierter Golfer und ist oft mit Luca Aerni auf dem Golfplatz.

ASGI-Skitag mit Bernhard Russi und Schweizer Skistars wie Ramon Zenhäusern und Daniel Yule

Gutes Schuhwerk ist im Golf total überbewertet. Pascal Germanier schlägt in den Chedi-Finken ab.

Das weisse Green. Doch bevor es soweit ist, müssen die Ambassadoren, Organisatoren und Teilnehmer beweisen, dass sie nicht nur Skifahren, sondern auch Golf spielen können. Auch zwei Profigolferinnen sind am ASGI-Skitag dabei: Vanessa Knecht und Tiffany Arafi sind ebenfalls Ambassadorinnen und spielen auf der Ladies European Tour. Sie legen vor, versuchen das weisse «Green» zu treffen. Wer die beiden Frauen schlägt, gewinnt das Turnier. Alle dürfen ran: Ramon Zenhäusern schiesst weit über das Ziel hinaus, Luca Aerni tritt in Vollmontur – mit Helm, Brille und Handschuhen – an. Und ASGI-Generalsekretär Pascal Germanier versucht sein Glück ganz stilecht in den Chedi-Finken. Und wer ist am Schluss der strahlende Sieger? Bernhard Russi! Seine Konkurrenz rechtfertigt in gekonnter Sportler-Manier und findet sofort Gründe für den verpassten Sieg. Der «Urschner» habe ja auch Heimvorteil.

ASGI-Skitag mit Bernhard Russi und Schweizer Skistars wie Ramon Zenhäusern und Daniel Yule

Die beiden Golf-Profis Vanessa Knecht und Tiffany Arafi spielen auf der Ladies European Tour. 

ASGI-Skitag mit Bernhard Russi und Schweizer Skistars wie Ramon Zenhäusern und Daniel Yule

Nach dem Mini-Golfturnier gabs etwas für den Magen: Gotthard-Zander auf Safran-Risotto. 

Gotthard-Zander von Neff. Zum Trost gibts für alle ein Viergang-Menü des «Koch des Jahres» von 2007. Der gebürtige Österreicher, der zuletzt im «Fletschhorn» in Saas-Fee gekocht hat, ist am neuen Wirkungsort angekommen. «Das war sicher die richtige Entscheidung. Aber es wird wohl auch meine letzte Station sein», sagt der 59-Jährige. Doch wenn die Gesundheit es zulässt, kocht er auch gerne noch übers Rentenalter hinaus. Zur Vorspeise serviert Neff ein Entenleberterrinen-Tunnel, gefüllt mit Feigen und Zwiebeln. Beim zweiten Gang setzt der 16-Punktechef auf Gotthardzander. Der Süsswasserfisch wird in Erstfeld im Urner Quellwasser gezüchtet. Gebettet ist er auf einem Risotto mit Safran aus dem Bündnerland. Der Hauptgang: Schupfnudeln und Kalbskotelett.

Kein Fondue, kein Raclette. Bei der grosszügigen Portion dürften auch die Skiprofis satt geworden sein. Vor allem Zweimeter-Mann Ramon Zenhäusern, der vor knapp zwei Wochen noch Slalom-Gold in Andorra gewonnen hat, braucht ordentliche Portionen. «Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich verbrenne», sagt er. Einen besonderen Ernährungsplan befolgt er nicht, doch eines ist ihm wichtig: «Die Qualität muss stimmen. Denn Essen ist mein Benzin.» Seine Kollegen sehen es ähnlich: Strikte Diät hält keiner. Nur Daniel Yule hat einige Regeln. «Während der Saison gibts kein Raclette, kein Fondue und kein Bier», erzählt er. Und: «Egal, wo ich bin, ich nehme immer mein eigenes Frühstück mit. Haferflocken und Leinsamen. Mit heissem Wasser mische ich die Flocken zu einem Porridge.»

ASGI-Skitag mit Bernhard Russi und Schweizer Skistars wie Ramon Zenhäusern und Daniel Yule

Ein Geburtstagskuchen vom 16-Punktechef: Markus Neff überreicht Geburtstagskind Luca Aerni die Überraschung persönlich.

Das Geburtstagskind ist happy. Extra-Kalorien gibt es am Abend für Luca Aerni. Denn auch Chef Markus Neff hat noch eine Geburtstagsüberraschung für den 30-Jährigen. Er hat extra einen Kuchen gebacken, den er dem Skifahrer persönlich – inklusive Wunderkerzen – serviert. Dass Aerni seinen runden Geburtstag nicht zu Hause feiert, ist nicht weiter schlimm. «Eigentlich ist es ja ein Tag wie jeder andere. Alles, was ich brauche, sind gute Menschen und gutes Essen.» Beides war am ASGI-Skievent in Andermatt in Hülle und Fülle vorhanden.

 

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