Text: Daniel Böniger I Fotos: Fabian Häfeli

Mondän und gut besucht. Der «Loeb-Egge» in Bern ist schon seit Jahrzehnten das pulsierende Herz der Bundesstadt. Nun wurde dem namensgebenden Kaufhaus dort gewissermassen die Krone aufgesetzt: mit einem Rooftop-Restaurant im 7. Stock. «Nido» heisst das mondän gestaltete Lokal, die Gäste sitzen dort dicht an dicht. Als Gastgeber fungiert Lars Maeder, Küchenchef ist Carlo Piras, der ursprünglich aus Sardinien stammt und schon in Turin oder London am Herd gestanden ist. Was wird also aufgetischt? Grosses Bild oben: Lars Maeder & Carlo Piras (r.).

Das «verkehrte» Vitello tonnato. Natürlich italienische Küche, what else? Piras vermag den Gerichten jedoch einen gewissen persönlichen Touch zu geben: Der dünne Teig der frittierten Tintenfische mutet fast schon japanisch an. Zusammen mit der hausgemachten Tartarsauce, einem Spritzer Zitronensaft und vielleicht noch einem Glas Roero Arneis (der eine Spur kälter sein könnte) ist das der perfekte Einstieg in den Abend. Eine Alternative: Vitello tonnato, mit so schön saftig und rosa gehaltenen Kalbfleischtranchen, dass sie nicht wie üblich unter die Thunfischsauce kommen, sondern zu Recht obendrauf. 

 

Nido Bern Tintenfischli im Teig

Antipasto: «Fritturina leggera» mit Tintenfischen und Sepia.

Nido Bern

Primo: Malloreddus (Gnocchi) mit Wildschweintomatensauce & Rosmarin.

Nido Bern Tiramisu

Dolce: luftig-leichtes «Tiramisu al caffe», mit Beeren dekoriert.

Eigengeschmack statt Salz. Natürlich gibt es Pasta: Da sind einerseits die Malloreddus, auch bekannt als sardische Gnocchi, die der Küchenchef mit einer Wildschweinsauce anreichert, die ganz viel «Mamma-Charme» verströmt. Oder eine Lasagne, deren Béchamel nicht zwischen die Lagen, sondern – relativ flüssig - nebenher auf den Teller kommt. Eine gute Idee! Was durchs Band auffällt: Carlo Piras vertraut auf den Eigengeschmack seiner klug zusammengesuchten Zutaten, mit Salz ist er zurückhaltend. Dies ist zwar nicht unbedingt nach dem Gusto von Inhaber Lukas Uehlinger («Brasserie Obstberg», «Entrecôte Fédérale»), wie man hört. Allerdings muss auch dieser eingestehen, dass ja auf jedem der weiss eingedeckten Tisch eine Salzmühle für die Gäste parat steht. 

 

Einrichtung Nido Bern

Hübsches Detail bei der Einrichtung des «Nido»: Die Holzbalken an der Decke sind im gleichen Winkel zueinander angeordnet wie Spital- und Schauplatzgasse am «Loeb-Egge». 

Warten auf die Terrasse? Natürlich kann man zur formidablen Aussicht auf die Stadt Bern auch Pizza bestellen. Der Teig ist gelungen knusprig. Weder tendiert der Büffelmozzarella bei der Version «Pantelleria» mit Kapern und Sardellen allzu sehr in Säuerliche, noch ist die Tomatensauce zu süss geraten. Eine runde Sache! Der Geheimtipp dürfte allerdings das 400 Gramm schwere Kalbskotelett sein, das mit Grissini-Bröseln paniert und in Butter ausgebacken wird. Beides macht sich geschmacklich bemerkbar und so das saftige Stück Fleisch zum ganz grossen Highlight des Besuchs im «Nido». Die passenden Beilagen: knackiger Spinat, (salzige!) Oliven und Dörrtomaten. Solid sind auch die Desserts, sei das nun ein luftiges Tiramisu oder frittierte Ricotta-Quarkini mit Zimt, Tortencreme und Apfel. Das Fazit: Auch wenn die Terrasse wohl erst nächsten Sommer eröffnet wird – man braucht für einen ersten Besuch des urbanen Restaurants sicher nicht bis dann zu warten. 

 

>> nido-ristorante.ch


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