Dottore Manfredis Stolz. Die 411 Crew-Mitglieder aus 40 Ländern nennen ihn respektvoll «Il Dottore». Den vollständigen Namen können sich nur wenige auf Anhieb merken: Manfredi Lefebvre d’Ovidio di Balsorano di Clunieres. Angesehene neapolitanische Seefahrer-Familie. Der «Dottore», ein Hüne von Gestalt, ist wesentlich unkomplizierter als sein Name. Ist er an Bord seiner luxuriösen Schiffe, geht er freundlich von Tisch zu Tisch, schüttelt den Passagieren die Hand. Signor Manfredi ist momentan sehr zufrieden und ziemlich stolz. Sein neuntes Schiff, die «Silver Muse», setzt im Segment «Ultra Luxury Cruise» den Massstab neu; die «Muse» ist so etwas wie das neue Traumschiff auf den Weltmeeren. Unterwegs ist die elegante, schlanke Jacht mit dem Segen von ganz oben: Seine Eminenz Kardinal Angelo Bagnasco, Erzbischof von Genua, weihte das Schiff, ehe es die Fincantieri-Werft verliess und auf die lange Reise ging, die im ersten Jahr zu 130 Häfen in 34 Ländern führt. Dottore Manfredi: «Die ‹Muse› ist das beste Schiff, das wir je gebaut haben. Sie ist klein genug und wendig, um Zugang zu praktisch allen Häfen zu haben. Und sie ist gross genug, um ihren Passagieren viel Raum, Auswahl und einen luxuriösen Service zu bieten.» Luxus – das war schon Papa Antonios Devise, als er vor 20 Jahren die Reederei gründete: «Er hat mir geraten, immer in diesem Segment zu bleiben und nicht jedem Trend nachzurennen. Bigger is not better! Diesen Rat habe ich befolgt.»

 

«Ultra Luxury Cruise». Paolo Percivale, der smarte und immer fröhliche Hoteldirektor auf der «Silver Muse», sagt es so: «Wir haben keine goldenen Wasserhähne auf dem Schiff. Aber wir bieten unseren Gästen auch bei Vollbesetzung jede Menge Platz und vor allem eine grenzenlose Auswahl. Am Abend erwarten sie acht verschiedene Restaurants. Und: «Wir sind ein italienisches Schiff. Die ‹anima italiana› steht für Gastfreundschaft, für erstklassigen Service.» Die «Senior Officer» sind Italiener, die Köche der italienischen Restaurants ebenso und, so Signor Paolo, «natürlich auch der Pizzaiolo an Bord». Auch die Architekten sind Italiener. Sie setzten auf leichte, helle, teure Materialien, verzichteten auf Pomp und Protz. Die Platzverhältnisse sind fantastisch. Bereits die kleinste Kabine ist 36 Quadratmeter gross, mit in die Spiegel integrierten TV-Geräten, Walk-in-Garderobe, perfektem (Gratis-)Wifi und angenehmer Veranda. Platz findet man in den öffentlichen Zonen immer, am imposanten Pool (15 m, ungewöhnlich lang für ein Schiff!), in den Whirlpools, auf den grosszügigen Terrassen. Selbst Zigarrenraucher werden korrekt behandelt: Sie finden im «The Connoisseur’s Corner» ihren Humidor und auf Deck ihre Ruhe. Natürlich gibts auch grössere Kabinen. Die «Owner’s Suite» etwa ist riesig und ausgestattet mit persönlichen Gegenständen der Besitzerfamilie: Der Dottore hat einen Chesterfield-Sessel und eine Ottomane aus der ehemaligen Residenz der Familie in Rom mitgebracht. Und eine persönliche Auswahl an erlesenem Portwein. Faustregel für die Buchung einer «normalen» Suite: ab 600 Dollar pro Person pro Tag. Übrigens: Auch die Mannschaft wohnt angenehm. Einzel- oder Zweierzimmer, Crew-Sonnendeck mit Whirlpool.

 

Küchenchef ist eine Lady. Die wichtigsten Chefs an Bord: Auf der Brücke Capitano Alessandro Zanello, «Master of Silver Muse», mit 43 der jüngste Kapitän der Silversea-Flotte. In der Küche verblüffenderweise eine Frau: die Südafrikanerin Anne-Mari Cornelius, Boss einer 80-köpfigen (!) Brigade. Sie fährt seit 2005 für Silversea, hat zwei Weltreisen durchgestanden und damit dem letzten Macho auf der Galley gezeigt, dass sie seetauglich ist. Hoteldirektor Percivale: «Eine feinfühlige Frau, die aber genau weiss, was sie will. Mari ist bei der Crew und bei den Gästen beliebt. Bravissima, famosissima!» Die acht Restaurants könnten unterschiedlicher nicht sein. Herzstück ist, vor allem in wärmeren Gefilden, «La Terrazza». Italienische Küche, echt und unverdorben! Zuerst wird ein hübsches «Plättli» mit Salami und Parmaschinken aufgetragen. Dann drohen Suppen, die deftiger nicht sein könnten: «Pasta -fa-gioli» und «Ribollita», herzhaft wie bei Mama. Dann die Paradedisziplin der «italian chefs» an Bord: Pasta. Executive Chef Mari hat da klare Vorstellungen: Die Pasta wird täglich selber gemacht, ist herausragend gut. «Bigoli al cacio e pepe» etwa, Riesenspaghetti mit Pfeffer und einem 26 Monate alten Parmigiano Reggiano. Oder Risotto al Taleggio (Vialone-Nano-Qualität). Auch die Haupt-gänge stehen für «bella Italia»: ein kräftiges Fassone-Rind aus dem Piemont, ein langsam geschmorter «Stinco di maiale» (Schweinshaxe). Die Desserts? Tiramisù. Babà al Rhum. Cioccolatini. Wer eher Lust auf eine simple, aber feine Pizza hat, bucht auf der Terrasse des «Spaccanapoli». Oder isst auf dem Pooldeck einen Teller «Moules belges»: Der Chef schüttet doch tatsächlich ein Fläschchen belgisches Leffe-Bier in die Muschelpfanne!

 

Pizza, Hummer, Wagyu. Die «Muse» kreuzt für eine internationale Klientele, also gibts auch internationale Restaurants. Vergnüglich das kleine «Kaiseki»: Zwei philippinische Köche stehen an den Teppanyaki-Grills: Chef Rodel ist ein kleiner Lobster-King, serviert den Maine-Hummer verblüffend saftig, mischt Wasabi, Soja und japanischen Senf dazu. Kollege Edmund ist ein Showman, rotiert mit rohen Eiern, Salz und Pfeffer und ist ein ehrlicher Kerl. Wir hegen Zweifel darüber, dass es sich beim mächtigen Stück Fleisch im Hauptgang wirklich um Wagyu handelte, wie auf der Karte vermerkt. Edmund ist schnell geständig: «US-Beef. Wagyu kriegen wir erst im nächsten Hafen.» Applaus gabs bereits für die Vorspeise: «Kikkoyu Monyou Bowl», eine mächtige Kugel mit je einer Lage Wakame, Snowcrabs und Saku Tuna. Die Stimmung im «Kaiseki» ist heiter: Zwei Runden Sake, und schon schliessen vor allem die nordamerikanischen Gäste mit ihren unbekannten Tischnachbarn Freundschaften fürs Leben. «Indochine» heisst der zweite «Exote» an Bord: Indische, thailändische und vietnamesische Gerichte prägen die Karte. Alternativen: «Atlandide» mit Meergetier, Fischen und Steaks vom Grill. Und «La Dame by Relais & Châteaux», eine offenbar unvermeidliche Hommage an die französische Küche.

 

„All-inclusive“ auf dem Luxusschiff! Eine Rechnung muss man in den Restaurants und an den vielen Bars praktisch nie unterschreiben. Auch nicht für Wein, Whisky, Wodka, Champagner und Caipirinha. Einzige Ausnahmen: Wer im «Kaiseki» oder im «La Dame» bucht, bezahlt wegen teurer Grundprodukte eine kleine «dining fee» (60 Dollar). Auch einige besonders exklusive Weine werden verrechnet, sind aber immer noch viel billiger als an Land: 145 Dollar für einen Lynch-Bages 2008 oder für einen Pichon Longueville Comtesse de Lalande 2008. „All inclusive ist die Formel für die ganze Silversea-Flotte.

 

>> Silver Muse
Take-off Routen je nach Jahreszeit
Die Schiffe der Silversea-Flotte cruisen ganzjährig auf allen Weltmeeren.

Info www.kreuzfahrten-ehoi.tui.ch