Der Rockstar unter den Milliardären. Achten Sie darauf, wer im Hotel Ihre Koffer schleppt. Es könnte der Besitzer sein. «Sir Richard ist sehr hilfsbereit, spielt auch mal den «Bellboy», kümmert sich um die Gäste und freut sich, wenn einer mit ihm eine Partie Schach spielt», staunen seine Mitarbeiter. Sir Richard Branson, 75, gemäss Wirtschaftspresse der «Rockstar unter den Milliardären», ist erfolgreicher Unternehmer (Plattenlabel, Fluggesellschaft, Traumhotels), fliegt schon mal ins Weltall (2021, mit der VSS Unity) und hat gemäss «Forbes» 2.8 Milliarden US-Dollars auf seinem Konto; es waren auch schon mehr. Auf seiner Privatinsel «Necker Island» in der Karibik ist Kitesurfen am frühen Morgen sein Ding, und immer wieder lädt er berühmte Freunde in seine «Great House Residenz» ein. «Wir essen, feiern, entspannen und denken über das Leben nach», sagt Sir Richard, 1999 von Queen Elisabeth II zum Ritter geschlagen. Beim Nachdenken auf den British Virgin Islands helfen ihm schon mal Michelle und Barack Obama.

Paella und noch viel mehr: «Sa Terrassa», das Restaurant im «Son Bunyola».

Eine Finca aus dem 16. Jahrhundert, aufwändig restauriert: «Son Bunyola».

Entspanntes Leben am (geheizten) Pool, mit Meerblick.
Ziemlich ab vom Schuss. Sir Richard sammelt für seine «Virgin Limited Edition» Hotels wie andere Briefmarken. Auch in der Schweiz: «The Lodge Verbier» gehört zu seiner «Collection», ein exklusives Chalet mit neun Zimmern, Indoor-Pool, Hot Tub, Dampfbad, Billardtisch und «dedicated staff». Bransons neuestes Juwel in der Sammlung ist «Son Bunyola» im wilden Westen von Mallorca, eine historische Finca aus dem 16. Jahrhundert, umzingelt von Weinbergen, Olivenhainen und Zitrusbäumen. Kleine Produktewarnung. «Son Bunyola» im Tramuntana-Gebirge liegt ziemlich abseits vom Schuss: Palma ist weit weg (50 Minuten), die besten Golfplätze und der «Ballermann» ebenfalls. Wer hierher kommt, will Bleiben, Chillen, Lesen, Wellnessen, im riesigen Pool seine Längen ziehen, E-Biken, Wandern, Geniessen. Runter ans Meer und zum steinigen Strand geht’s mit dem Hotelshuttle. Das Resort ist riesig: 365 Hektare. Nur das «Gym» ist eher klein: Die Technogym-Geräte sind in der ehemaligen Volière der Finca untergebracht.
Die Tower-Suite! Spektakuläre Terrasse mit Blick aufs Meer.
27 Suiten, drei riesige Villen. «Son Bunyola», das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist ein Traum. 27 elegante Suiten (ab 800 Euro), drei noch elegantere Villen (mit riesigen Privatpools), historische Steinbögen, kunstvolle Holzarbeiten, Respekt vor der Vergangenheit, aber zeitgenössische Akzente und alles, was sich der moderne Gast auch in einer alten Finca wünscht. Luxuriöse Badezimmer, blitzschnelles Internet. Im Haupthaus sind die Suiten in den beiden imposanten Wehrtürmen die grosse Attraktion: Dachterrasse, 360-Grad-Blick auf Berge und Meer. Sir Richard benötigte zur Verwirklichung seines Mallorca-Traums viel Geduld; der Kampf um die Baubewilligung dauerte 20 Jahre lang.

Fine Dining im Son Bunyola: Restaurant Sa Tafona in einer alten Olivenölmühle.

Chefin von 28 Köchen: Die Italienerin Brenda Lisiotti.

Spektakuläres Gericht im «Sa Tafona»: Ein ganzer Oktopus vom Grill.
Mehr Köche denn Zimmer! Hotspots der Finca: Der elegante, windgeschützte «Patio interior», ideal für den «Spritz» vor dem Dinner und die Zigarre danach; der schönste Tisch ist allerdings meist vergeben: Die beiden trägen und fetten Hauskatzen Bunyolet und Oliva belegen ihn. Und natürlich dreht sich fast alles um die beiden Restaurants: «Sa Terrassa» und «Sa Tafona». Executive Chef ist Brenda Lisiotti eine begabte junge Italienerin. Ihr Privileg: Auf «Bunyola» gibt es mehr Köche, denn Zimmer, 28 um ganz genau zu sein. Brendas Lehrmeister? Fernando Perez Arellano, mit zwei Michelin-Sternen in Klaus-Michael Kühnes «Castel Son Claret» lange der beste Koch der Insel. «Ich habe zehn Jahre lang mit Fernando gekocht. Das war «very hard», aber für mich ein Glücksfall.» Die Wege haben sich getrennt: Fernando hat sein berühmtes «Zaranda» nach Palma verlegt, Brenda ist jetzt erstmals Executive Chef. Mit allen Vor- und Nachteilen: «Ich muss viel im Büro und am Computer sitzen, stehe aber viel lieber in der Küche». Immerhin: Pasta im Haus ist Chefsache. «Ich bin so happy, wenn ich unsere Pasta zubereiten kann», sagt die Italienerin und faltet riesige Agnolotti.

«Sa Punta»: Eine der vier Villen im Resort, mit beeindruckendem Pool.
Chef Brenda und die Power-Paella. Lunch auf Son Bunyola? Raus auf die grosse Terrasse, Paella bestellen. Für die Chefin eine kleine Challenge: «Touristen sind sich eher eine einfache, leichte, preiswerte Paella gewohnt. Aber das ist nicht unser Ding, und ich mag mich nicht verbiegen.» Für den Fond werden 30 verschiedene Fische verarbeitet, die Paella ist reichhaltig, dunkel und eher heavy. Der Reis dafür? «Bomba aus Valencia natürlich», strahlt die Chefin, «ein anderer kommt nicht in Frage, weil nur der Bomba den Fischfond so gut aufsaugt.» Pescado & Marisco kommen drauf. Ein Meisterwerk. Alternativen: Hamachi crudo. Feuerroter Pulpo vom Grill. Jakobsmuscheln in rotem Curry. Geschmorte Lammschulter. Pescado del dia. Coquelet a la brasa. Das Frühstücksbuffet wird in einer ehemaligen Kapelle aufgebaut. Die «busy Bees», 720’000 Bienen, sorgen für den hauseigenen Honig. 50 Kilo pro Saison.
Pissaladière & Perlhuhn. Im «Sa Tafona» kann sich Brenda Lisiotti austoben. Das Restaurant mit Traumterrasse ist in einer historischen Olivenmühle untergebracht, zwei Gourmetmenüs liegen auf. Die einzelnen Gerichte sind perfekt zubereitet: An kühleren Tagen eine warme Wohlfühl-Vichyssoise mit Lauch, Kartoffeln und einem wachsweichen, pochierten Ei, eine klassische, knusprige «Pissaladière» (Zwiebelkuchen) mit einem etwas gar weich gekochten Hummer aus Norwegen, Perlhuhn auf einem perfekten Reis mit schwarzem Trüffel.
Und das Lieblingsgericht des Besitzers? Brenda: «Ein Superfoodie ist Sir Richard nicht. Am liebsten hat er einen Fisch vom Grill.»
Fotos: Adam Slama, Virgin Limited, HO



