Text: Urs Heller | Fotos: Matteo Imbriani

Newcomer des Jahres: Silver Moon. Die Cruiseliner sind wieder unterwegs – und die «Silver Moon» ist die aufregendste Neuheit der Saison: eine Ultra-Luxury-Jacht für nur 596 Passagiere, gebaut bei Fincantieri in Ancona. Italienische Eleganz, verblüffend grosse Suiten mit Balkonen, auch in der «Einsteigerklasse». Und 414 Crewmitglieder aus 42 Nationen, die ihren Job mit sichtlicher Begeisterung machen; sie sind glücklich, wieder auf See und auf der Lohnliste von Silversea zu sein. Eingefahren wird das neue Flaggschiff im östlichen Mittelmeer. Cruise von Insel zu Insel, letzte Destination Piräus.

Codewort S.A.L.T.! Die «Silver Moon» ist nicht einfach das nächste Kronjuwel in der stolzen Sammlung der Royal Caribbean Group. Sie ist das schwimmende Testlabor für ein neues Gastronomie-Konzept. Im neuen Restaurant «S.A.L.T. Kitchen» kommt auf den Tisch, was der nächste Hafen zu bieten hat. Eine ziemliche Challenge für den jungen französischen Chef Cyril Mougin, der erstmals auf See kocht und die Karte jeden Abend neu schreiben muss. Beispiele? Auf der Fahrt nach Heraklion gibt’s Mezze, ein erstklassiges Seafood-Crudo, Loup de mer mit Fashoulakia (Bohnen, Tomaten Knoblauch) - und perfekte «Astakomakarinade»: Spaghetti mit Hummer. Auch der saftige Entenschlegel mit Kumquats (!) ist gut gelungen. Fazit nach 1242 nautischen Meilen an Bord: Chef Cyril kocht eine Liga höher als seine Kollegen. Das neue Konzept wird sehr konsequent umgesetzt: Kochshows im Theater. Griechische Cocktails an der «S.A.L.T. Bar». Kochkurse im «S.A.L.T. Lab»: «How to mezze» und «Cook the moussaka». Fortsetzung folgt: Das Konzept wird auch auf der «Silver Dawn» umgesetzt, die im November gewassert wird.

Silver Moon

Kochschule auf hoher See: Das «S.A.L.T. Lab» der «Silvermoon».

Silver moon

Lalique-Kristall an allen Wänden: Das Top-Restaurant «La Dame».

Kaviar & Lalique im «La Dame». Signature Restaurant an Bord bleibt «La Dame». Französische Küche, zubereitet von einem philippinischen Chef. Das geht fast immer gut: Der Maine-Lobster ist eine sichere Bank, vor allem als Vorspeise in der Variante «Ma petite salade de homard». Der Bouillabaisse mit kleinstteilig geschnittenem Meergetier fehlt die Power. Dafür gibt es für die Lammracks wieder Applaus. Bestseller: Kaviar aus dem Trentino, sehr grosszügig portioniert (35 Gramm!), mit Blinis, Kartoffelscheiben und einigem, was man einem guten Oscietra besser erspart: Eiweiss, Eigelb, Zwiebeln, Peterli. Im Restaurant (mit Meersicht) funkelt Kristall: Elf «artworks» von Lalique! «Der Kreis schliesst sich», freut sich der smarte Basler Unternehmer und Lalique-Besitzer Silvio Denz, «René Lalique hat 1935 das Firstclass-Restaurant des französischen Luxusliners «Le Normandie» ausgestattet. Wir nehmen bei Silversea diese Tradition wieder auf.»

Neun Restaurants an Bord! Die «Silver Moon» ist eigentlich eine schwimmende Restaurant-Stadt. Gleich neun Optionen stehen zur Verfügung, Grills und eine Pizzeria inbegriffen. Highlights: Im japanischen «Kaiseki» gibt’s Sushi, Sashimi und ein spannendes Omakase-Menü. Im «La Terrazza» ist der sizilianische Koch Matteo Ortolana stolz auf seine Bigoli al cacio e pepe, Spaghetti aglio e olio und auf die Ribollita. Der Vermerk «al dente, please» ist bei der Bestellung nicht falsch. Die meisten Passagiere fliegen aus den USA ein und haben andere Garstufen-Vorstellungen. Silversea verblüffet mit einem wirklich grosszügigen «all inclusive»-Angebot. Flughafentransfers, viele Ausflüge und (fast) alle Restaurantbesuche sind inbegriffen; nur im «La Dame» und beim Japaner gibt es einen bescheidenen Aufschlag.

«Mein Name ist Gaja. Gaia Gaja.» Gaia Gaja, die Tochter des Piemonteser Barbaresco-Königs, ist Taufpatin der «Silver Moon». Wir werten das als gutes Zeichen, und tatsächlich: Die 69 «Tischweine» an Bord sind von ordentlicher Qualität, die Weinkarte verblüfft: Cos d’Estournel, Romanée Conti, Vega Sicilia Solaia, Ornellaia und natürlich Gaja zum maritimen Sonderpreis. So günstig gibt es diese Flaschen an Land nirgends. Die Sommeliers sind mit dem «Coravin» unterwegs; Einzelreisende können am nächsten Tag gelassen auf höchstem Niveau weitertrinken.

Fliege, Frack, Fiebermesser: Mister Neo, einer von 25 Butlern auf der «Silver Moon».

Fliege, Frack, Fiebermesser: Mister Neo, einer von 25 Butlern auf der «Silver Moon».

Fliege, Frack & Fiebermesser. Glücklich werden auf der «Silver Moon» auch Zigarrenraucher: «Connoisseur’s Corner» (mit Wintergarten) und zigarrenfreundliche Terrassen sind auf dem Schiff so angeordnet, dass man beim «Big Smoke» keinem Nichtraucher auf die Nerven geht. Und der Dresscode auf dieser fantastischen «Ultra Luxury»-Jacht? Kompliziert wird es nur einmal pro Reise, am Gala-Abend. Da gilt «Dresscode formal»: «Tuxedos, Dinner Jacket or Dark Suit & Tie».  Den Anzug bügelt Mister Neo auf, einer der 25 von einer Londoner Schule sorgfältig ausgebildeten Butler an Bord. Sie kümmern sich in Frack und Fliege liebevoll um ihre Gäste und haben wegen Covid noch einen Zusatzjob: Fiebermessen. Jeden Morgen.

 

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