Der Chef lernte bei den Weltstars. Chef Stefano hat bei den Besten gelernt und geschnuppert, in Frankreich, Spanien und Japan: Bei Alain Ducasse, Pierre Gagnaire, Joan Roca, Quique Dacosta und Ferran Adrìa. Auch die japanischen Dreisterne-Köche Seijii Yamamoto und Yoshihiro Murata liessen ihn an den Herd. Baiocco: «Die Franzosen haben mich Disziplin gelernt, die Spanier den Blick geöffnet, und in Japan habe ich zum Thema Eleganz viel gelernt.» Elegant ist bei ihm selbst eine simple Pouletbrust zur Vorspeise («il Pollo di Nene»): Sanft gedämpft, in Lamellen geschnitten, serviert mit italienischem Kaviar «Calvisius», gezüchtet in der Po-Ebene. Im grossen Menü: leichtgeräucherter Salmerino (Saibling), Hummer-Tortellini, Plankton-Lasagne, Red Snapper im Tempura-Teig, Sella di cinta senese (eine lokale Edelschwein-Rasse), ein Feuerwerk an Desserts und Friandises. Das Menü wird auf handgeschöpftes Papier gedruckt und ist versiegelt.
Herr der Küche, Herr der Gärten: Stefano Baiocco ist berühmt für «una insalata semplice».
Ein Schlösschen, Baujahr 1892, direkt am Gardasee. Nur 20 Zimmer und Suiten, hohe historische Räume, ultimativer Luxus.
Privacy first. Die privilegierten Gäste essen, was sie wollen, wann sie wollen – und wo sie wollen: Im eleganten, vier Meter hohen «Dining Room» mit dem riesigen Kamin. Auf der überdachten Pergola. Auf der Veranda mit Seeblick. Am Pool. Direkt am Ufer. Unter einem uralten Baum im 3,2 Hektar grossen Park mit einer Limonaia aus dem 19. Jahrhundert. Der Gast geniesst, die Servicemitarbeiter gehen mit einem Lächeln jede Extrameile. Odermatt kümmert sich sehr gut um sein Team: Jahresverträge für (fast) alle, auch wenn die Villa nur sechs Monate geöffnet ist. Zwei Freitage pro Woche. Achtstunden-Tag. Abends übernimmt eine neue Crew, ausgeruht und gut drauf.
Der «einfache» Salat besteht aus 120 Kräutern und 25 Blumen, die am Morgen frisch gepflückt werden.
Die Gäste fragen höflich an. Ein Zimmer in der «Villa Feltrinelli» kann man nicht einfach online buchen. «Unsere Gäste schreiben mir einen Brief oder eine E-Mail», sagt Hausherr Markus Odermatt, «dann schauen wir, was möglich ist.» Zwischen Mai und September ist die Villa in Gargnano fast immer ausgebucht. Vor allem Gäste aus den USA haben sich ins ruhige Edelresort am Gardasee verliebt, und sie haben auch genügend «spending money for holidays», um die heftige Rechnung zu begleichen.» Wer es reinschafft, wird bereits auf dem Parkplatz mit einem Rosensträusschen begrüsst und rund um die Uhr verwöhnt. Die Villa ist in den Farben Gold und Terrakotta bemalt, erinnert an einen venezianischen Palast. Sieben Gästeräume mit handgemalten Freskendecken der Lieti-Brüder, handgemachte venezianische Nachttischlampen aus Glas, 1000 antike Möbelstücke.
Das feine Leben im Schlösschen: Antike Möbel, Kassettendecken, Fresken der Lieti-Brüder. Wohlhabende Gäste bleiben schon mal für sechs Wochen.
Das Gepäck bleibt zurück. Fürs nächste Mal! Die 20 Zimmer und Suiten (mit Marmor-Badewanne) sind riesig, viele ausgestattet mit Balkonen zum Gardasee. Feltrinelli-Besonderheiten: Man muss mindestens für zwei Nächte einchecken. Kids unter zwölf Jahren sind nicht wirklich erwünscht. Der Wäscheservice ist im Preis inbegriffen, die Hemden liegen nach wenigen Stunden wieder frisch gebügelt auf der Suite. General Manager Markus Odermatt: «Wir wollen ein ganz besonderes Erlebnis schaffen. Wer am Ende seines Aufenthalts zum Gate rausfährt, soll ein gutes Gefühl haben.» Einige Stammgäste kommen mehrmals pro Jahr, einige bleiben gleich für sechs Wochen, einige lassen ihr Gepäck bis zum nächsten Besuch einfach in der Villa zurück. Die Feltrinelli-Mitarbeiter räumen dann alles wieder ein. «Die alte Elmex-Zahnpasta wird dann einfach durch eine neue ersetzt», sagt Odermatt.
Mit dem Skipper zum Lunch. Zu den Annehmlichkeiten der Villa gehören auch zwei Boote: Die 16 Meter lange «La Contessa» (mit holzverkleidetem Salon) und das elegante Speedboot «Aquariva». Die Skipper bitten zur Sightseeing-Tour (viele der historischen Villen sind nur vom Wasser aus zu sehen) oder steuern zum Mittagessen die besten Ristoranti am Gardasee an: Locanda del Benaco in Salò, Locanda San Vigilio in Garda, La Speranzina in Sirmione.
PS. Geschichte wurde in der «Villa Feltrinelli» auch geschrieben: Der italienische Duce Benito Mussolini war ab 10. Oktober 1943 hier unter Hausarrest, bewacht von dreissig SS-Soldaten. Im Frühling 1945 schlich er sich mit seiner Geliebten Claretta Petacci davon. Keine sehr gute Idee: Er wurde von italienischen Partisanen aufgestöbert und erschossen.