Von Dubai aus rund um die Welt. Four Seasons. Regent. The Ritz-Carlton. Jumeirah. One&Only: Stephan Schupbach ist in der Luxus-Hotellerie zu Hause. Der richtige Mann für einen wichtigen Job: Der Berner mit Wohnsitz Dubai ist neu CEO von Chedi Hospitality, will die Gruppe mit dem klingenden Namen auf nächste Level führen. Neue Resorts und Residenzen sind geplant, beispielsweise in Saudiarabien. Dort wird ein Ski-Resort gebaut; «The Chedi Andermatt» ist dafür das Vorbild. Schupbach ist Quereinsteiger: Er machte als Küchenchef in verschiedenen Ländern Karriere, ehe er zu seiner eigenen Überraschung zum Manager mutierte. Eine seiner vielen Auszeichnungen: «GaultMillaus Star im Ausland 2014», damals im magischen «Jumeirah Zabeel Saray» in Dubai.
Schupbach, Schüpach, Schuepach – Ihr Name wird auf der Welt immer wieder anders geschrieben. Was gilt?
Alle drei Varianten sind okay. Ich bin nun mal ein «Global Citizen», habe in den letzten 35 Jahren auf der ganzen Welt gelebt und gearbeitet. Dass es verschiedene Schreibweisen gibt, stört mich nicht.
Sie haben den Hauptsitz von «Chedi Hospitality» gerade von Singapur nach Dubai verlegt, leben mit Ihrer Familie dort. Die Stadt Ihrer Träume?
Ich bin drei von vier Wochen im Monat unterwegs, fliege zu unseren Resorts, treibe unsere Projekte voran. So lange bin ich also gar nicht in Dubai. Aber die Stadt pulsiert, ist schon sehr lebenswert.
Ich staune über Ihren korrekt-breiten Berner Dialekt. Wer so lange im Ausland lebt wie Sie, packt meist viele englische Worte in seine Sätze. Sind Sie im Herzen Berner und Schweizer geblieben?
Unbedingt. Ich trage Sorge zu meinen Wurzeln. Ich lese am Morgen als erstes Schweizer Zeitungen. Ich schaue Schweizer Fernsehen. Auf dem Emirates-Flug von Dubai nach Zürich habe ich mir einen Wilhelm Tell-Film angesehen. Die Bindung zur Heimat darf man nicht verlieren. Ich reise auch regelmässig mit der Familie nach Zermatt. Eine tolle Destination: 100% schneesicher, hervorragende Restaurants.
Der Stolz der «Chedi»-Gruppe: Das glanzvolle Resort in Andermatt UR. Weitere Hotels in den Bergen folgen.
CEO bei Chedi – da haben Sie sich aber einen harten Job ausgesucht. Die Marke ist seit ein paar Jahren im Tiefschlaf, andere Hotelgruppen haben mehr Drive.
Dafür bin ich ja da. Wir haben die Chance, die Marke wieder aufzubauen, neue Projekte anzugehen. «The Chedi» ist eine wunderbare Marke. Adrian Zecha und Hans Jenni, die Chedi 1992 gründeten, haben alles richtig gemacht. Das Datai Langkawi war ihr erstes Projekt gefolgt vom Legian in Bali. Auch The Nam Hai in Vietnam war ursprünglich ein Chedi-Projekt. Das Resort ist unterdessen ein «Four Seasons» geworden und dank seinen riesigen Zimmern und dem atemberaubenden Spa noch immer sehr erfolgreich. Es gilt, die Philosophie der Gründer zu übernehmen, sanft weiterzuentwickeln und neue Hotels zu eröffnen. Wir haben 60 Projekte auf dem Tisch, 30 davon haben viel Potential und wir verfolgen sie weiter.
«The Chedi» hat offenbar auch Samih Sawiris fasziniert. Er hat Andermatt dank der Marke Chedi auf die touristische Weltkarte gebracht. Ihr Eindruck vom Hotel?
The Chedi Andermatt ist ein grossartiges Resort. Ich mag das europäisch-asiatische Flair, den eleganten Spa. Ich esse gerne in den beiden Restaurants. Das Hotel ist dank des Urner General Managers Jörg Arnold in der Region gut verankert. Die Zimmer und Suiten sind sehr angenehm, grosszügig. Dann greift man auch mal zur Room Service-Karte und isst im Zimmer; schöne Weine liegen im Weinkühlschrank der moderne Gast will nicht mehr jeden Abend raus ins Restaurant.
Die besten «Chedi»-Köche: Dominik Sato (l.) und Fabio Toffolon.
Ein Signature-Dish der «Chedi»-Twins: Japanische Dorade, Dashi & Kaviar.
Samih Sawiris ist mutiger Unternehmer mit genialen Zügen. Ich glaube, dass er glücklich ist über das Chedi-Naming Right, aber nicht immer brav in der Zentrale nachfragt, wenn er eine seiner 1000 Ideen umsetzen will.
Herr Sawiris hat das sehr gut gemacht. Wir haben mit Orascom-CEO Stuart Leven und der Familie einen guten Kontakt. Ich verstehe mich auch mit Naguib Sawiris, dem Orascom-Chairmanm sehr gut. Wir sind mit dem «Chedi» Andermatt und auch mit unserer Zusammenarbeit in El Gouna und in Montenegro sehr zufrieden.
Chedi möchte in der Schweiz weitere Projekte umsetzen.
Unbedingt. Wir möchten beispielsweise nach Zürich, nach Zermatt, nach Crans. Aber das wollen alle. Wir haben Geduld, können warten, bis sich eine gute Möglichkeit ergibt für ein feines, nicht allzu grosses Hotel oder für Chedi-Residenzen.
«The Chedi Muscat»: Der 103 Meter lange Pool ist das Herzstück der Anlage.
Stolz der Gruppe ist The Chedi Muscat mit dem beeindruckenden 103-Meter-Pool und einem wunderbaren Fischrestaurant direkt am Meer. Mein Eindruck beim letzten Aufenthalt: Wunderschön, aber in die Jahre gekommen. Ein alter Kasten.
Das ist noch immer so. Aber The Chedi Muscat ist ungemein beliebt, gemäss Condé Nast-Traveller immer noch das beste Hotel in Middle East. Das haben wir dem unglaublich guten Serviceteam zu verdanken, der unsere Gäste rund um die Uhr hervorragend betreut. Aber keine Sorge: Wir werden das Resort komplett sanieren und eventuell noch Residenzen dazu bauen. Wir haben auch ein zweites Projekt in Oman, in Ras al Hadd, eine noch völlig unberührte Gegend mit fantastischem Panoramablick, direkt am Meer.
Was ist Ihnen bei Ihren Chedi-Projekten wichtig? Was kann der Gast erwarten?
Ruhe. Platz. Freundlicher Service. Goldene Wasserhähne braucht es nicht. Angesagt ist heute eher eine gewisse «Simplicity». Und: Wie müssen unseren Gästen das Leben einfach machen. Ob man einen Burger ins Zimmer bestellt oder den Pudel schamponieren lassen will – der Gast drückt eine einzige Taste, und der Wunsch wird umgehend erfüllt.
Sie sind der Manager, der aus der Küche kam.
Ich war Jahrzehnte lang Koch und später Küchenchef, übrigens auch in der Schweiz, im «Bellevue Palace» Bern und im «Quellenhof» Bad Ragaz. Als Koch arbeitete ich auf der ganzen Welt, 2001 auch in Colorado. Dort gab’s Krach. Besitzer und Betreiber Bill Rhodes wechselte Ende Saison das ganze Management aus. Ich durfte bleiben. Er kam zu mir, bestellte ein Club Sandwich und fragte ganz cool: «Ready to take over?». Das war mein etwas überraschender Einstieg ins Management.
«Wadi Safar», 20 luxuriöse Villen: «Chedi» expandiert nach Saudi-Arabien.
Ein Signature Golfplatz by Greg Norman gehört dazu. Ein «Chedi»-Hotel folgt.
Erzählen Sie uns mehr über Ihre Expansionspläne. Saudi-Arabien scheint Sie zu faszinieren.
Wir kommen mit vier Hotels nach Saudi-Arabien. Unser grösstes Hotel haben wir in Riad. Das Chedi Hegra Al Ula mit nur 35 Zimmern liegt direkt neben dem ersten UNESCO-Weltkulturerbe des Landes. Ein Ski-Resort in den Bergen wollen wir auch eröffnen: Soudah Peaks auf 3000 Metern. Wadi Safar auf 900 Metern und Trojena auf 2000 Metern sind die anderen Projekte. Die Saudis haben sich enorm entwickelt. In unsere Hotels checken viele Einheimische ein, die das eigene Land entdecken wollen. Saudi-Arabien wird sehr schnell eine international gefragte Feriendestination werden.
Was hat Chedi sonst noch auf dem Radar?
Wir erweitern unser Portfolio mit «Serai» einer zweiten Linie. Sie ist Lifestyle und Community getrieben. Wir bauen und vermieten Residenzen. Wir verhandeln über ein Projekt in Sansibar. Wir planen nach dem Vorbild Andermatt im japanischen Niseko ein Skiresort; das ist Japans schneesicherste Destination. Dann verhandeln wir über ein Projekt in Finnland, hoch oben am Arctic Circle, nördlich von Rovaniemi. Ich war ein dort: Gemäss Umfragen ist Finnland «The happiest country», und die Gegend ist unglaublich faszinierend. Die Lasagne gibt’s mit Rentierfleisch statt mit Rind, aber sie schmeckt ausgezeichnet. «Zurück in die Natur» ist heute angesagt.
Fotos: Valeriano Di Domenico, Adrian Ehrbar, Thomas Buchwalder, HO