Check-in im «Giardino» Ascona. Erster Eindruck: Der HR-Chef des Resorts taugt was. Die Mitarbeiter (elegante blaue Anzüge, weisse Sneakers) sind auffallend freundlich, kompetent, hilfsbereit. «Benvenuto» sagen sie und führen die «Arrivés» möglich schnell raus auf die Terrazza, an den Seerosenteich mit den fetten Karpfen, an den Pool mit den bequemen Daybeds. Zweiter Eindruck: Kinder sind hier willkommen. Viele Familien steigen hier ab, mit klarer Aufgabenteilung: Die Kleinen verschwinden im erstklassigen «Kids Club», die Eltern buchen einen Termin im «dipiù»-Spa, untergebracht in einem Tempel neben dem Pool; happy sind danach alle. Das Ambiente ist wohltuend mediterran im Resort: Zitronenbäumchen, Olivenbäumchen, Bananenbäumchen.
Zurück in der Schweiz! Reto Brändli ist der neue Chef im «Ecco» Ascona.
Fliegaufs Nachlass: Eine starke Brigade! Und die Foodies unter den Gästen? Auch sie sind happy, weil die Gastgeber Daniela und Philippe Frutiger eine ziemlich heisse Personalie smart gelöst haben. Es galt, im Vorzeigerestaurant «Ecco» 18-Punktechef Rolf Fliegauf zu ersetzten, nach 18 Jahren! Fliegauf war der Star im Resort und der Liebling der Gäste. Könnte sein Nachfolger Reto Brändli auch werden: Er kam aus dem noblen «Adlon» am Brandenburger Tor zurück ins Tessin, mit zwei Michelin-Sternen im Gepäck und tausend Ideen im Kopf. Unter Freunden hilft man sich: Fliegauf (jetzt in München) hinterliess seinem Nachfolger eine bärenstarke Brigade. «Alles tolle Köche, alle haben bereits Erfahrungen in grossen Küchen gesammelt», freut sich der Neue.
Chillen am Pool: Das schöne Leben im «Giardino» Ascona.
Der Platz für alle: Der Garten des jugendlichen 5-Sterne Hotels.
Die Brigade ist gefordert. Der Gast auch. Gut so, denn Brändli legt die Latte hoch. Er baut zwar trittsicher auf der klassisch-französischen Küche auf, aber er arrangiert seine Gerichte so, dass seine Brigade gefordert ist: Ohne höchste Konzentration und virtuose Pinzettenarbeit geht da gar nichts. Gefordert ist auch der Gast. Er nimmt staunend zur Kenntnis, dass eine Rinderzunge-Rolle durchaus zu einem Wildfang-Steinbutt passt, vor allem dann, wenn ein schlicht genialer Beef Tea die beiden Komponenten verbindet. Er möchte vermutlich gar nicht so genau wissen, was im Fagottini (zum grandiosen Poltinger Lamm) steckt: Herz, Leber, Milke, Backe! Im Team auch zwei begabte Frauen. Die ehrgeizige Tirolerin Antje Haaser ist ein Pâtissier-Supertalent, hat eine grosse Zukunft vor sich. Theresa Windhofer aus der Steiermark ist neu souveräne Restaurant-Chefin und mutige Sommelière zugleich.
Languste, zubereitet auf Binchotan-Kohle, mit XO lackiert.
Spaghettoni am Pool. Immer nur Fine Dining muss nicht sein. Im Zweitrestaurant «Hide & Seek» und am Pool kriegt man alles, was sonst noch Freude macht. Cantabrico-Alici (Sardellen) direkt aus der Dose, mit knusprigem Maggiabrot, den heiss begehrten «Giardino Burger» (Angus Beef), Spicy Avocado, Wraps und Bowls, auch mal ein klassisches Wiener Schnitzel. Mein Pool-Favorit: Spaghettoni, von Gentile aus Gragnano mit Vongole. Die dicken Dinger brauchen Zeit: «12 Minuten im Wasser, dann nochmals vier Minuten in padella», verrät Giardino-Executive Chef mit dem klingenden Namen Francesco Leone. Im «Giardino» gibt es noch einen dritten Küchenchef: Langzeit-Hoteldirektor Wolfram Merkert war früher mal Souschef im «Giardino» und schloss in Deutschland die Küchenmeister-Prüfung mit der Traumnote 1.0 ab, ehe er ins Management wechselte. Er schaut genau hin, was seine Köche servieren und weiss: «Reto Brändli ist fürs «Giardino» ein Glücksfall!»
Fotos: Thomas Buchwalder, HO