Exzellente Chefs an Bord. Die Stimmung an Bord ist freundschaftlich: «Ich bin der Alex», sagt etwa der joviale ältere Herr. Alex Scharf ist Kapitän auf der «Excellence Princess» («Flussschiff des Jahres», 135 Meter lang, flunderflach) und hat in den nächsten paar Stunden einiges zu tun. Raus aus dem Basler Rheinhafen, Kurs auf Strassburg. Eine Reise von 130 Kilometern, durch acht Schleusen hindurch. Massarbeit! Die Schleusen sind zwölf, die «Princess» 11,40 Meter breit. Macht links und rechts dreissig Zentimeter. Käpt’n Alex ist im Grand Canal d’Alsace mit ungewöhnlicher Fracht unterwegs: An Bord sind 175 genussfreudige Passagiere, ein Starchef, reichlich Ceviche, Gänseleber, Kaviar und Reh. «Excellence Gourmetfestival» heisst das verführerische Programm des Reisebüros Mittelthurgau. Jeweils im November wird der Rhein zur Feinschmecker-Meile. Jeden Tag gleiten die «Excellence Princess» und die «Excellence Queen» zwischen Basel und Strassburg hin und her. Und jeden Abend steht ein anderer berühmter Chef in der kleinen Bordküche.

 

Oberdeck «Excellence Princess»

Kurs auf Strassburg: Apéro auf dem Oberdeck der «Excellence Princess»

Und wer hats erfunden? Stephan Frei, der CEO des Reisebüros Mittelthurgau. Geschäftsmann und Gourmet, einer offenbar mit magischen Kräften. Er kriegt sie alle aufs Schiff: 22 verschiedene Chefs waren es im letzten Jahr, 34 werden es diesmal zum fünfjährigen Jubiläum des Festivals sein. Seine Gäste haben die Wahl. Cruisen mit einem Jungstar wie Nenad Mlinarevic oder Cornelius Speinle? Schlemmen bei einem Star wie Peter Knogl, Heiko Nieder, Franz Wiget, «Koch des Jahres» Rico Zandonella oder Robert Speth? Ein Wiedersehen mit «Frühpensionierten» wie André Jaeger, Irma Dütsch oder «Chrüteroski» Marti? So oder so: Alle Reisen sind ausgebucht, TV-Promis wie Christa Rigozzi oder Sven Epiney sorgen als Präsentatoren für zusätzlichen Glamour. Stephan Frei: «Der November ist ein kritischer Monat für Flusskreuzfahrten. Die klassische Saison ist vorbei, die Zeit der Christkindlmärkte kommt erst später. Also entstand die Idee der Gourmetreisen.» Das Gourmetfestival ist Chefsache: Frei knüpft persönlich die Kontakte zu den Chefs, ist so oft wie möglich persönlich an Bord. Auch die Reeder, Karim Twerenbold und seine Mutter Nazly Twerenbold (verantwortlich fürs Innendesign der «Excellence»-Schiffe), mischen sich immer wieder unter die Gäste. Das Schiff selbst verblüfft: 93 elegante Aussenkabinen mit Fenstern vom Boden bis zur Decke, hübsch und klug ausgestattet. Die Passagiere fühlen sich auf Anhieb wohl, werden in der Kabine mit Apfel, Birne und Sekt begrüsst. 47 Mann (und Frau) Besatzung kümmern sich um sie.

 

CEO Reisebüro Mittelthurgau Stephan Frei und Christa Rigozzi

«Mastermind» des Gourmetfestivals: CEO Stephan Frei mit Christa Rigozzi

Die André Jaeger-Gala.  Ortstermin: Dreiländereck, Basel, der Schaffhauser André Jaeger ist an diesem Abend der Gastchef an Bord. Ein erfahrener Mann, vom GaultMillau zwanzig Jahre lang mit der Höchstnote 19 ausgezeichnet und jetzt im Ruhestand. Jaeger ist ein Routinier und dennoch nervös. Verständlich: Er kocht sein Galamenü vom ersten bis zum letzten Gang von Grund auf frisch. Selbst die Kräuterbutter (die gibts ziemlich frech zum Heilbutt!) wird erst in der Bordküche zubereitet. An Jaegers Seite sein früherer Souschef Manuel, dazu die ziemlich heterogene Küchenbrigade des Schiffs: Rumänen, Filipinos, «alle sehr konzentriert und hilfsbereit», freut sich der Gastkoch. Sonderwünsche werden klaglos erfüllt: einmal Veganer. Einmal Sellerieallergie. Einmal Nussallergie.

André Jaeger

Tomme Vadoise mit Bretzelcrumble und Albatrüffel

Ceviche, Har Gau, Reh. Jaeger holt sich den ersten Applaus im grossen Restaurant gleich mit dem ersten Gang ab: Onsenei mit Senfsaat und Kartoffelcreme, dazu Har Gau, ein Schanghai-Raviolo mit Essig und Ingwer. Dann drei grosse Fischgänge: Ein Balik Zar Nikolaj wird bei fünfzig Grad sanft gegart, auf Blumenkohl und mit grosszügig portioniertem chinesischem Kaviar serviert. Das Ceviche von Langustinen (mit Sellerie und Rettich) wird mit einem fantastischen Dashi auf die richtige «Betriebstemperatur» gebracht. Der Heilbutt ist butterzart, zwölf Kilo schwer und wird akkurat serviert. «Reh 21.30 Uhr», steht auf dem Masterplan, der in der Bordküche hängt. Und tatsächlich: Das präzis gebratene Filet wird pünktlich aufgetragen, mit Bauernspeck und einer Rehpfeffersauce. Der Maestro verabschiedet sich mit einem Tomme Vaudoise aus dem Ofen mit einer grosszügigen Portion Alba-Trüffel und mit einer 1-a-Sabayon (Brombeeren, Gelato di caffè, Cantuccini). Auch die Weinauswahl ist Chefsache. Jaeger setzt auf die Kollektion von Silvio Denz: Château Faugères, weiss und rot, Clos d’Agon Blanco, Château Lafaurie-Peyraguey (Sauternes). Passt! Schaulaufen der Köche kurz vor Mitternacht: Moderatorin Christa Rigozzi ringt nach Worten. Die Gäste applaudieren heftig. André Jaeger ist gerührt. Wieder ein exzellenter Abend auf der «Excellence».

>> Excellence Gourmetfestival 2017: vom 26.10. bis 21.11.2017, 2-Tages-Flussreisen mit Gourmetmenü ab CHF 275.-. www.mittelthurgau.ch