Freisinniges Filetieren. Christian Wasserfallen, 42, filetiert die Regenbogenforelle, zieht die Gräte heraus. Das sieht beim Berner FDP-Nationalrat durchaus gekonnt aus. Doch auf dem Ceviche-Rezept von Spitzenkoch Martin Göschel, 51, Executive Chef im «Alpina» in Gstaad (18 GaultMillau-Punkte), steht: «Die Regenbogenforelle in gleich grosse Würfel schneiden!» Das gelingt Wasserfallen weniger gut. Die Würfel sind unterschiedlich gross, und einige davon wirklich klein. Trotzdem zeigt sich Göschel von den Kochkünsten von Wasserfallen und dessen Parteikollegin Bettina Balmer, 57, Kantonsrätin und aussichtsreiche Nationalratskandidatin im Kanton Zürich, angetan: «Sie haben das gut gemacht. Die Finger sind jedenfalls noch dran.» Vielleicht auch, weil sich Balmer vor dem Filetieren gedrückt hat. «Ich habe lieber das Skalpell im OP in der Hand als das Messer in der Küche», sagt die Kinderchirurgin vom Kispi lachend. Grosses Bild oben: Martin Göschel, Christian Wasserfallen, Bettina Balmer.

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Kam bei den Gästen sehr gut an: Das Ceviche von der Regenbogenforelle nach Rezept von 18-Punktechef Martin Göschel.

Parlamentarier-Kochbuch 3.0. Es herrscht Wahlkampf. Und es wird gekocht. Nicht nur im Schweizer Fernsehen, sondern in diesen Wochen auch im Privat-Restaurant Clé de Berne im Zentrum der Bundesstadt. 1993 hat der damalige FDP-Nationalrat François Loeb das erste «Parlamentarier-Kochbuch» lanciert. 2015 hat Loebs Schwiegersohn, Kommunikationsberater und Hausherr Lorenz Furrer, ein zweites «Parlamentarier-Kochbuch» mit Spitzenkoch Robert Speth realisiert. Und jetzt, im Wahljahr 2023, bekommen es Politikerinnen und Politiker aus allen Parteien und verschiedenen Kantonen mit den Rezepten von «Alpina»-Chefkoch Martin Göschel zu tun. Nur ist das «Parlamentarier-Kochbuch 3.0» kein eigentliches Kochbuch mehr, sondern eine digitale Kochserie mit Rezepten auf dem GaultMillau-Channel.

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Angeregte Gespräche mit Lorenz Furrer, Co-Gründer der Kommunikationsagentur furrerhugi.

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Kantonsrätin und Nationalratskandidatin Bettina Balmer hatte sichtlich Spass in der Küche.

Saisonal, regional, nachhaltig. Göschel legt ein besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit, auf saisonale Produkte aus der Region, auf den Verzicht von Plastik. «Die Vakuumiermaschine haben wir im Keller verstaut.» Es gebe Massnahmen, die der Gast nicht sehe. Und solche, die er wahrnehme. So wird im «Alpina» aus dem Restbrot vom Vortag der Pizzateig gemacht. Mit diesem Fokus liegt Göschel ganz auf der Linie der Bewegung Soil to Soul. Gegründet vom Unternehmer Thomas Sterchi im Jahr 2020, setzt sich Soil to Soul für den Erhalt des Bodens, für eine regenerative Landwirtschaft und für eine verantwortungsbewusste, gesunde, genussvolle Ernährung ein. Der Höhepunkt ist das Soil to Soul-Symposium, welches dieses Jahr vom 14.-16. September in der Mühle Tiefenbrunnen in Zürich stattfindet. «Wir wollen eine Landwirtschaft, die den Boden schützt und die Biodiversität hochhält», sagt Geschäftsführerin Alexandra Aebersold. Soil to Soul ist der Partner vom «Parlamentarier-Kochbuch 3.0».

 

Politisch korrekt kochen also. Passt das zu den Freisinnigen? Christian Wasserfallen hat damit keine Mühe: «Die Leute legen zunehmend Wert darauf, was sie essen. Regionale, saisonale Produkte. Es ist für mich durch und durch freisinnig, wenn man sich selbst damit beschäftigt, was man einkauft und was man isst.» Verantwortungsbewusstsein statt Verbote! Und Bettina Balmer findet es als Ärztin zwar wichtig, dass sich die Leute gesund ernähren. «Aber es kann nicht sein, dass uns vorgeschrieben wird, was auf den Teller kommt.» Entscheidend sei, dass man den Kindern früh den Umgang mit dem Essen beibringe, sagt die Freisinnige mit Schwerpunkt Gesundheitspolitik.

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Strahlende Gesichter am Auftakt-Event vom «Parlamentarier-Kochbuch 3.0» im «Clé de Berne».

Den Hauptgang kocht Göschel allein. Die Berner Immobilienfirma Von Graffenried AG Liegenschaften mit Verwaltungsratspräsident Giorgio Albisetti hat zum Auftakt-Event vom «Parlamentarier-Kochbuch 3.0» geladen. Deren Gäste, Kunden und Unternehmer aus der Region Bern, rühmen das von den beiden Politikern zubereitete Ceviche von der Regenbogenforelle. Ein Rezept, das man auch in der heimischen Küche ausprobieren kann. Der Hauptgang – gefüllter Kalbsrücken mit Waldpilzen, Chicorée und Kartoffel-Mousseline – ist dann wieder das alleinige, gelungene Werk vom 18-Punkte-Koch aus Gstaad. Doch die Gesprächsthemen an diesem entspannten Abend im Clé de Berne drehen sich nicht nur ums Kochen und Essen, sondern auch um die Wahlen. Bettina Balmer rechnet sich gute Chancen aus, einen der aktuell fünf FDP-Sitze im Kanton Zürich zu ergattern, und wird im September für den Wahlkampf unbezahlten Urlaub nehmen. Christian Wasserfallen gibt sich als Optimist und hofft auf einen dritten Sitz für seine Berner FDP. Die persönliche Wiederwahl dürfte er als einer der amtsältesten Nationalräte (16 Jahre!) praktisch auf sicher haben. Ob dann noch genügend Zeit bleibt zum Forellen-Filetieren?

>> Die Kommunikationsagentur furrerhugi lädt vor den Wahlen Politikerinnen und Politiker in ihr Privat-Restaurant «Clé de Berne». 18-Punktechef Martin Göschel ist der Profi am Herd. Der GaultMillau-Channel begleitet die Events und veröffentlicht die besten Rezepte.

 

www.cledeberne.ch

www.sotoso.com