Text: Stephan Thomas | Fotos: Nik Hunger

Würste vergolden. Wissen Sie, was eine «Goldwurst» ist? Die Metzgerei Jenzer in Arlesheim hat sie zu ihrem Markenzeichen gemacht. Die Geschichte dahinter: Vor Jahrzehnten wurden Jenzers Würste an einer Prämierung mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Auf eine entsprechende Pressemitteilung hin stürmte das Publikum das Geschäft und wollte die «Goldwürste» erwerben. Mit Humor nahm man diesen Steilpass auf, hat anfänglich sogar in einigen der Würste Goldvrenelis versteckt. Das nahm ein Ende, als klar wurde, dass man damit gegen das Lotteriegesetz verstiess. Die Bezeichnung immerhin ist als Qualitätslabel geblieben und steckt auch im Domain-Namen: www.goldwurst.ch. Grosses Bild oben: Metzger Christoph Jenzer (r.) mit «Krafft»-Küchenchef Lorenz Kaiser.

Family Affair. Fünf Generationen haben seit 1898 die Firma Jenzer geprägt. Christoph Jenzer, vierte Generation, führt die Firma zusammen mit seiner Frau Barbara und Junior Raffael. Der Metzgereibetrieb beschäftigt Personal im Umfang von 75 Vollstellen. Er dürfte allen, die sich im Grossraum Basel mit guter Kost befassen, ein Begriff sein. Dies liegt neben der kompromisslos verfolgten Qualitätsstrategie, der riesigen Produktepalette und der strikten Ausrichtung auf artgerechte Haltung bei den Schlachttieren.

Metzgerei Jenzer, Arlesheim, Verkaufsgeschäft

Schlaraffenland, nicht nur für Fleisch: Metzgerei Jenzer in Arlesheim.

Metzgerei Jenzer, Arlesheim, Christoph Jenzer riecht an Salami

Salami ist seine Passion: Metzger Christoph Jenzer.

Metzgerei Jenzer, Arlesheim, Powerriegel

Von wegen Würstchen – Jenzer-Powerriegel im Reifeschrank.

Klartext. Vorbildlich ist auch die Öffentlichkeitsarbeit Christoph Jenzers. So sponsort er, der früher als Elite-Amateur an Radrennen teilgenommen hat, eine Reihe von Sporttalenten aus der Region. Als Kolumnist nimmt er, der sich selbst als «frechen Siech» bezeichnet, nötigenfalls kein Blatt vor den Mund. Etwa, wenn es um Missstände in der Lehrlingsausbildung geht. Nach ihm ein Kapitalfehler, denn «das Allerwichtigste in einem Betrieb sind die Lehrlinge».

Schlachthof als Gamechanger. Jüngst haben Jenzers mit der Eröffnung des «Metzgerhuus» in Füllinsdorf von sich reden gemacht. Mit ihm wurde der Region Basel das schmerzlich fehlende Schlachthaus gegeben. Als Gemeinschaftsprojekt wurde das 12 Millionen-Vorhaben realisiert, wobei der Lead klar bei Jenzer liegt. Christoph Jenzer steht dem Verwaltungsrat vor und hält zwei Drittel der Aktien. Lohn hat er in diesem Zusammenhang nie bezogen. Er sieht die Sache als Engagement für junge Metzgereifachleute, denen er bei der Eröffnung neuer Geschäfte helfen will. Er spricht in diesem Zusammenhang von einem Gamechanger.

Metzgerei Jenzer, Arlesheim, historische Bilder

Historisch: Der Ochsen blickt auf eine über 125-jährige Geschichte zurück.

Metzgerei Jenzer, Arlesheim, Aussenansicht mit Restaurant Ochasen (links)

Mit 13 GaultMillau-Punkten gelistet: Gasthof zum Ochsen Arlesheim.

Metzgerei & Gasthof. Ein Besuch am Hauptsitz in Arlesheim. Christoph Jenzer bewohnt seit seiner Kindheit das zweite Obergeschoss des Betriebsgebäudes. Im Erdgeschoss befindet sich der Verkaufsladen, der neben Fleisch auch Feinkost anbietet. Auf der Hinterseite befindet sich die Fleischverarbeitung. Zum Betrieb gehört weiter der angeschlossene Gasthof «zum Ochsen», dessen Restaurant neu mit 13 GaultMillau-Punkten bewertet wird. Ein Zeitreise, denn die früher verbreitete Kombination Metzgerei-Gasthof gibt es anderswo kaum noch.

Very french. Jemand, mit dem Jenzer besonders gerne zusammenarbeitet, ist das «Krafft» in Basel, ein Hotel mit über 150-jähriger Geschichte. «Es macht Spass, mit Leuten zu geschäften, die die gleiche Philosophie haben.» Chef der Krafft-Küche ist Lorenz Kaiser. Der bald 34-jährige Koch, der zuvor in den Basler Lokalen «Gundeldinger Hof» und «Roter Bären» sowie im «Trinity» London gearbeitet hat, setzt im «Krafft» auf eine klassisch-französisch orientierte Küche, in der die Jenzer-Produkte gute Figur machen. Kaiser hat das «Krafft» in den GaultMillau zurückgeführt (13 Punkte). Auf seiner Karte: Rindstatar mit Eigelb, Kapern, Pickles und Toast, Hohrückensteak mit Pfeffersauce, «grosses pièces» wie Schweinskotelett mit Café de Paris oder Kalbshaxe mit Schmorjus und Federkohl.

 

www.goldwurst.ch
www.krafftbasel.ch