Sharing is caring. Gerichte wie am Familientisch, Tavolata, Sharing Plates: Heute wird geteilt. In vielen Restaurants werden verschiedene Gerichte für alle an die Tische gebracht, jeder bedient sich. Eine Sitte, die uns kühlen Schweizern guttut, denn sie rückt uns alle schön zusammen. Man diskutiert, offeriert, verzichtet, hamstert und lacht. Und isst, was einem tatsächlich gefällt. Eigentlich ist dieser gesellige Trend für uns Schweizer aber gar nichts Neues. Seit dem ersten Fonduerezept, das 320 Jahre alt ist, teilen wir den heissgeliebten, geschmolzenen Käse. Und dies erst noch aus demselben Topf. Soll mal einer behaupten, wir Schweizer seien spiessige Eigenbrötler.
Ein klarer Fall für Weisswein? Was wir dazu trinken, wissen wir längst. Oder wir glauben wenigstens, wir wüssten es. Denn sofort denken wir an unsere autochthonen Weissweine mit schmeichelnder Säure aus dem Wallis und dem Waadtland: Heida, Amigne, Petite Arvine, Humagne Blanche, Fendant respektive Chasselas. Die Weisswein-Käse-Liaison beherrschen wir wie die Bergfinke ihren Herbstzug in den Süden.
Doch Moment! Haben Sie schon mal drangedacht, dass Sie sonst zum Käse meistens Rotwein trinken? Pinot Noir und ein Stück gereifter Camembert – himmlisch! Mit seiner präsenten Säure und kecken Frucht ist die am häufigsten angebaute Rebsorte fürs Fondue geradezu prädestiniert. Herbe Schweizer Blauburgunder bilden mit würzig-rassigem Gruyère ein Traumpaar. Auch zum crèmig-seidenen Vacherin zeigt sich der eher säurebetonte Pinot Noir wunderbar harmonisch. Säure und Fett sind des Gaumens Yin und Yang.
Tipp! Dem mutigen Fondue-Geniesser empfehle ich also folgende Blauburgunder aus der Bündner Herrschaft. Wichtig zu beachten ist aber, dass die Weine nicht im Holz ausgebaut wurden. Gerbstoff- oder Röstaromen im Wein und Käse beissen sich. Nun wünsche ich euch en Guete beim Fondue und bereite mich auf zahlreiche Protestschreiben aus der Westschweiz vor. Zu diesen empfehle ich mir ein Glas Fendant «La Liaudisaz» von Marie-Thérèse Chappaz. Oder zwei.
Cheers, Edvin.