Text: Paul Imhof Fotos: Marcus Gyger

Der verliebte Offizier. Als Pierre Taittinger (1887–1965), Kavallerieoffizier im Ersten Weltkrieg, 1915 im Generalstab von Marschall Joffre in der Champagne, genauer im Château de la Maquetterie , Quartier nahm, verliebte er sich, hält die Familienchronik fest in dieses elegante, 1734 errichtete Anwesen oberhalb von Pierry bei Epernay. So jedenfalls hält es die Familienchronik fest und kaufte es. 1932 stieg Taittinger ins Champagnergeschäft ein, erwarb das Haus Forest-Fourneaux Père & Fils mit diversen Rebbergen, Château de la Marquetterie und weitere Liegenschaften, insbesondere den alten Sitz der Comtes de Champagne im Herzen von Reims und die Reste der Abbaye Saint-Nicaise, wo heute Taittingers beste Champagner reifen.

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Im Kreidekeller: Sébastien Heckmann mit Grossflaschen am Rüttelpult.

Der «weibliche» Champagner. Degustation zum Déjeuner auf La Marquetterie: Der hohe Anteil von Chardonnay verleiht den Schaumweinen Frische, die feine Perlage elegante Leichtigkeit. «Als unsere Familie hierherkam, schmeckten die Champagner sehr männlich, hart und nach Barrique», erzählt Clovis Taittinger, Exportmanager und ältester Sohn von Firmenchef Pierre-Emmanuel. «Mein Grossonkel hat den Geschmack durch eine stärkere Chardonnay-Note verweiblicht.» Champagner müsse wie eine schöne Frau auftreten. «Einer meiner Lieblings-Champagner», sagt Sylvia Berger, Weinchefin bei Coop. Es spricht für das Selbstverständnis des Hauses, dass Clovis Taittinger das Beste zum Apéro ausschenken lässt: die Spitzencuvée Comtes de Champagne. Ein Blanc de Blancs – also unvermischt Chardonnay – von tiefer Reife, ein «Wein für Festlichkeiten und Zeremonien». Auch der Taittinger Brut Réserve überzeugt, ein würziger, knackiger Champagner mit 40 Prozent Chardonnay und 60 Prozent Pinot noir und Pinot Meunier.

Ein Rüttler schafft 8000 Flaschen pro Stunde. Ein Augenschein bei Taittinger in Reims.

Taittingers Reifungskatakomben. Besuch in der Kellerei in Reims. Von der Abbaye Saint-Nicaise, vor über 800 Jahren erbaut, existierte nach der Zerstörungswelle während der Französischen Revolution nur noch der Untergrund sowie Holzportale und ein Eisentor. Taittinger erwarb die Immobilie nach dem Zweiten Weltkrieg und richtete dort den Firmensitz ein. Das Prunkstück ist der imposante Kreidekeller, ausgehöhlt schon zu galloromanischer Zeit – ideale Reifungskatakomben für die besten Flaschen des Hauses und eine Attraktion für Touristen. Sie strömen in Gruppen durch den Keller und beobachten, wie Mitarbeiter Flaschen in die Rüttelpulte stecken, damit die Feststoffe im Wein absinken, und in zeitlichen Abständen kurz drehen, eben «rütteln», damit nichts hängen bleibt. Im Keller herrscht eine Temperatur von acht bis zehn Grad bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. 80 000 Besucher werden in einem Jahr durch die Gänge geschleust. Wir können so den Besuchern zeigen, was Champagner edel und teuer macht: Zeit und Arbeit», sagt der Guide.

Timothée Bolz und Silvia Berger Coop

Das Coop-Team vor Ort: Weinchefin Silvia Berger und Champagnerexperte Timothée Boltz.